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Kein Entrinnen

Titel: Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou
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schon hier gelandet!
    Patricia Melanchthon legte ein Blatt Papier vor die beiden Männer. Der junge Professor erkannte es sofort: Es war die Liste der meistgesuchten Verbrecher des Landes. Die most wanted , mit Namen, Foto, Personenbeschreibung, krimineller Karriere und der von der Regierung ausgesetzten Belohnung.
    »Ich sage Ihnen damit nichts Neues«, sagte die Frau zu Sheridan, »Sie kennen diese weiße Liste des FBI.«
    Sheridan nickte mechanisch.
    »Es gibt aber noch eine zweite Liste. Auf dieser stehen andere Verbrecher, die wir mit der gleichen Entschlossenheit und Verbissenheit suchen, in diesem Fall allerdings … wollen wir nicht, dass die Öffentlichkeit ihre Namen oder Gesichter kennt und noch weniger, dass die Betreffenden selbst wissen, dass wir hinter ihnen her sind! Diese Liste ist vertraulich. Wir nennen sie die schwarze Liste. Die mit den most most wanted , wenn Sie so wollen.«
    Sie drehte das Papier auf dem Tisch um. Die Rückseite war vollkommen schwarz und trug nur die Fotos und Beschreibungen von drei Männern. Sie zeigte mit dem Finger auf eines davon. Es war Boz.
    Sheridan antwortete nichts. Er wartete, dass die Frau fortfuhr. Franklin rückte seinen Stuhl mit einem kratzenden Geräusch näher, um die geheime Liste besser sehen zu können.
    »Dieser Typ!«, stieß Melanchthon aus und ließ dabei Boz nicht aus den Augen. »Nun, seit zwölf Jahren sind wir hinter ihm her!«
    Sie garnierte diesen Ausruf mit einer ihrer großartigen Kunstpausen. Frank und Sheridan sahen sich an. Der Augenblick der Wahrheit. Aus sehr unterschiedlichen Gründen waren beide glücklich, sie zu erfahren.
    »Im Lauf dieser Zeit«, fuhr Melanchthon fort, »ist es ihm gelungen, sieben unserer Agenten zu liquidieren. Sieben!«
    Der Blick der Frau drückte die Kälte und Starrheit aus, die ihren Ruf begründeten. Sie sagte mit Nachdruck: »Für uns im Büro ist dieser Mann … eine persönliche Angelegenheit! Sie kennen das, Colonel … Untersuchungen, die einem näher gehen als andere, die mehr wehtun. Nach dem Verlust von sieben Mitarbeitern hat das ganze FBI eine Rechnung mit diesem Kerl zu begleichen. Welcher Cop hat so etwas nicht erlebt? Sie allerdings, Sheridan, haben sich eines Bundesvergehens wegen widerrechtlicher Ermittlungen und möglicher Behinderung einer FBI-Untersuchung strafbar gemacht. Ich könnte Sie wegen Ihrer deplatzierten Neugier einbuchten lassen.«
    Sie ergriff das Blatt Papier und warf einen letzten Blick auf Boz. Ob angewidert oder fasziniert konnte Franklin nicht feststellen.
    »Dieser Mistkerl hat außerdem mehr als vierzig Unschuldige kaltgemacht, um Stoff für seine widerwärtigen Bücher zu haben.«
    Sie ließ die schwarze Liste verschwinden.
    »Aber in welcher Beziehung steht das zu den vierundzwanzig Leichen?«, warf der Colonel ein.
    Patricia Melanchthon richtete sich auf und streckte ihren Männern die Hand entgegen. Colby stürzte herbei und reichte ihr eine Aktenmappe aus Karton und ein Tonbandgerät.
    »Was Ihre vierundzwanzig Leichen angeht, Colonel Sheridan, so ist Boz weder Guru noch Anhänger einer Sekte und auch nicht der Webmaster eines abstrusen Internetforums, wie Sie zuerst gemutmaßt haben. Nein. Boz ist einfach ein Kidnapper .«
    Sie öffnete die Aktenmappe, die mit anthropometrischen Aufnahmen von Leichen gefüllt war.
    »Und diese vierundzwanzig Menschen, die unglücklicherweise in der Nähe Ihrer Stadt Concord zu Tode gekommen sind, waren weder Sektenbrüder noch Geiseln, sondern Versuchskaninchen .«
    Sie präsentierte ihnen eine drei Seiten lange chronologische Tabelle. Sie deckte einen Zeitraum von etwa zwanzig Jahren ab und war mit Namen, Orten und Kodes bedeckt.
    »Um den Kern der Sache zu verstehen, gehen wir besser zum ersten aller Opfer zurück, einem gewissen Steven Clifford, der im August 1984 als vermisst gemeldet wurde.«
    Sheridan strich sich, von dem Namen irritiert, mit der Hand über das Kinn.
    »Suchen Sie nicht, Colonel«, erklärte Melanchthon, »er gehört nicht zu Ihren vierundzwanzig. Der junge Boz arbeitete damals an einer Romanfigur, die an Hunger und Durst sterben sollte. Der Schriftsteller kannte die Dreierregel: drei Wochen ohne Nahrung, drei Tage ohne Trinken, drei Minuten ohne Atmen, aber er wollte sichergehen. Also entführte er Steven Clifford, einen zweiundzwanzig Jahre alten Unbekannten, und versetzte ihn genau in die Lage seiner Romanfigur. Das Versuchskaninchen wurde ohne Essen und Trinken in einer Zelle eingesperrt. Boz hat es

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