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Kein Entrinnen

Titel: Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou
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es hier geht. Lassen Sie uns in Ruhe unsere Arbeit machen. Schließlich hat er uns sieben Agenten genommen … Boz, das ist unser Fall … Ihre Aufgabe ist es jetzt, mit dem Fall ein für alle Mal abzuschließen. Sie kennen ja unsere Methoden, für den Fall, dass Sie reden … Ich gehöre nicht zu den Leuten, die sich mit unerwünschten Partnern belasten.«
    Doch genau in der nun einsetzenden Pause, als Sheridan und Franklin gerade lautstark Protest einlegen wollten, begann Frank Franklins Handy zu klingeln.

9
    Drei Tage nach den Enthüllungen von Patricia Melanchthon.
    Frank ließ sich in einen Sessel fallen. Er sah müde und besorgt aus. Er warf einen Blick auf seine Uhr: 14 Uhr 15.
    Heute war Präsentationsnachmittag in Durrisdeer. Franklin war umringt von acht seiner Studenten, die sich ohne Eile hinsetzten. Zwei Wochen zuvor hatte er ihnen ein Aufsatzthema gegeben. Seitdem hatten seine werdenden Schriftsteller zwischen zweitausend und zweitausendfünfhundert Worte geschrieben. An diesem Nachmittag sollten sie ihre Arbeiten vorstellen. Das »laute Vorlesen vor den Kommilitonen« galt als die unangenehmste Prüfung des Kurses. Während dieser Stunden war die Anzahl der Teilnehmer reduziert, damit man nicht unter einer Flut von Kommentaren und Fragen erstickte. Das »Folter«-Spektakel fand im ersten Stock von Mycroft Doyles Pavillon statt. Franklin hatte sich mittlerweile an dieses Häuschen im Wald gewöhnt. Ein paar Veränderungen hatten ihm den Ort angenehm gemacht, vor allem seitdem es warm geworden war. Das Wetter war herrlich. Bei weit geöffneten Mansardenfenstern hatten die Studenten sogar ausnahmsweise das Recht zu rauchen.
    Franklin war nicht unglücklich darüber, dass er beim Vorlesen zuhören musste. Das brachte ihn ein wenig auf andere Ideen, was derzeit gar nicht so einfach war. Dennoch blickte er auch während der Textdarbietungen immer wieder auf seine Armbanduhr.
    Im Kurs herrschte eine lockere Atmosphäre. Die Kommentare der Kommilitonen fielen nicht allzu bissig aus. Das war selten. Franklin war immer wieder bestürzt über die Zerstörungswut, die Schriftsteller entwickelten, sowie es sich um einen Kollegen handelte. Wie viele literarische Kostproben hatten nicht schon in Tränen und Beleidigungen geendet!
    Doch trotz der allgemein guten Stimmung schoss Franklin pünktlich zum Ende der Stunde wie auf Knopfdruck aus seinem Sessel hoch und verließ den Raum. Gewöhnlich trödelte er noch mit den Studenten herum, doch nun verschwand er ohne ein Wort der Erklärung.
    Die Schüler des Kurses für Kreatives Schreiben hatten gespürt, dass ihren Professor etwas bedrückte. Sein überstürzter Aufbruch bestärkte sie noch mehr in diesem Gefühl und warf weitere Fragen auf.
     
    Er konnte ihnen schließlich nicht sagen, dass Ben O. Boz sich in vier Tagen mit ihm verabredet hatte …
     
    Frank Franklin machte im Laufschritt einen Umweg über das Schloss und das Professorenzimmer, um nachzusehen, ob bei der nachmittäglichen Postausgabe etwas für ihn hinterlegt worden war, doch sein Fach war leer. Er ging nach Hause und wich dabei den Blicken der Schüler und Professoren aus. Auf dem Vorplatz vor seinem Haus entdeckte er einen schwarzen Wagen. Ein Fahrzeug des FBI.
    Er stieg, ohne zu zögern, ein.
    Vorne saßen zwei Agenten. Zufällig die beiden Hünen, die in Dovington auf der bewaldeten Kuppe, die an die Mauer von Ben O. Boz’ Grundstück grenzte, über ihn hergefallen waren.
    »Wie gehts der Schulter?«, fragte der Erste spöttisch.
    Frank antwortete nicht. Er mochte diese Typen nicht. Sie ließen ihn allzu deutlich die allgemeine Einstellung von Patricia Melanchthons Team ihm gegenüber spüren: Ein Grünschnabel sollte einen Auftrag ausführen, der einem Agenten des FBI zugestanden hätte! Er war es, der einem Mörder gegenübertreten sollte! Man hatte ihm in Anspielung auf die Chefin den Spitznamen »Madams kleiner Frischling« verpasst.
    Der Agent auf dem Beifahrersitz, der die Bemerkung über Franklins Verletzung gemacht hatte, verzog angesichts seines Schweigens das Gesicht, dann drehte er sich um und reichte ihm einen gewaltigen schwarzen Ordner. Er war schwer und so voll, dass man kein einziges Blatt in die riesige Spirale hätte einfügen können.
    Auf dem Rücken las Franklin TLW. »The Last Word«. Das war der Kodename für die ganze FBI-Operation, die Ben O. Boz betraf. Es war außerdem das Akronym von Patricia Melanchthons Team.
    »Danke«, versetzte er trotzdem.
    Diese Texte bildeten

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