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Kein Entrinnen

Titel: Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou
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Franklin?«
    »Jawohl.«
    »Ben Boz am Apparat.«
    Der Name hatte ihn bis ins Mark erschüttert. Während er in einer Hand das Telefon hielt, gestikulierte er mit der anderen, um den Umstehenden zu bedeuten, dass er es war. Durch alle Anwesenden ging zuerst ein Ruck und dann erstarrten sie. Sheridan erhob sich von seinem Stuhl und blieb bewegungslos stehen, die Agenten bewiesen, dass sie lebendig waren, indem sie zwei Schritte machten, Melanchthon warf ihm entsetzte Blicke zu, überzeugt, dass er alles verpatzen würde. Sie befahl ihm stumm, aufzulegen oder zu sagen, dass er zurückrufen werde. Doch Franklin spielte seine Rolle couragiert und unterhielt sich mit Ben O. Boz. Er wandte den Kopf ab, um die anderen im Zimmer nicht mehr zu sehen. Tatsächlich waren sie es, die ihn nervös machten, weit mehr als das Gespräch mit diesem Killer, über den sie seit einer Stunde diskutierten.
    Boz sagte: »Ich habe Ihren Brief gelesen, den ich heute Morgen erhalten habe.«
    Er habe bereits von den Arbeiten des jungen Professors gehört. Ein Bekannter habe ihm sein im letzten Jahr erschienenes Buch geschickt und er habe es gelesen.
    »Ich bin nicht prinzipiell abgeneigt, Ihren Vorschlag in Betracht zu ziehen. Nur in Betracht zu ziehen. Es geht um einen Beitrag zu Ihrem neuen Essay, wenn ich recht verstehe?«
    »Ja. Aber in Form von Interviews.«
    »Ah! …« ( Pause. ) »Kennen Sie meine Romane?«
    »Ziemlich gut, denke ich. Deshalb habe ich mich an Sie gewandt. Ich hätte eine Menge dazu zu sagen …«
    »Schicken Sie mir eine Zusammenfassung, einen Brief, der Ihr Vorhaben und Ihre Ziele ausführlich erläutert. Sowie die Liste der Autoren, die daran teilnehmen sollen. Das ist wichtig für mich. Dann sehen wir weiter.«
    Frank spürte die Blicke der vier Cops im Rücken. Melanchthon schob ein Papier über den Tisch, auf das sie geschrieben hatte: »Sagen Sie so wenig wie möglich!«
    »Übrigens«, fuhr Boz fort, »ich sehe, dass auf dem Umschlag keine Briefmarke klebt, Sie haben ihn also bei mir eingeworfen?«
    »Äh … ja.«
    »Sind Sie noch im Tal?«
    Franklin verneinte.
    »Warum sind Sie nach Dovington gekommen?«
    Der Professor erging sich in Betrachtungen über die Kirchen des Kaffs. Er bewegte sich auf Glatteis, aber er heuchelte mit Bravour Interesse, Überraschung, Bescheidenheit vor Boz’ Komplimenten und Aufregung darüber, dass sein »Projekt« vielleicht Gestalt annehmen könnte. Falls Boz sein Angebot annahm. Er besaß sogar die Kaltschnäuzigkeit oder die Unvorsichtigkeit, um eine Unterredung zu bitten. Und darauf zu bestehen, dass sie ihm gewährt wurde.
    Melanchthon hob die Hände zum Himmel und warf Sheridan hasserfüllte Blicke zu. Dieses Gespräch verlief nicht im Geringsten nach den verhörtechnischen Richtlinien des FBI!
    Man steuerte auf eine Katastrophe zu.
    Doch nach einigem Zögern stimmte Boz schließlich einem Treffen in der folgenden Woche bei ihm zu Hause zu. Das Ganze war verwirrend einfach über die Bühne gegangen.
    Erst nachdem Franklins Gespräch mit Boz beendet war, brachen die wahren Komplikationen über ihn herein …
    Als Erstes begannen alle wild durcheinander zu reden. Einschließlich der Agenten Colby und O’Rourke. Man riss ihm sein Mobiltelefon aus der Hand, um den Anruf zurückzuverfolgen. Das Ergebnis lautete, dass der Anruf von einem öffentlichen Telefon in der Eingangshalle des einzigen Kinos von Dovington aus getätigt worden war. Aber Franklin hörte gar nicht mehr hin. Nachdem er zuerst sehr zufrieden über seine Vorstellung gewesen war, fiel seine Stimmung unvermittelt ins Bodenlose. Er fühlte, wie rückblickend Entsetzen in ihm aufstieg. Er hatte den unangenehmen Eindruck, dass ihm mit Meißeln die Schläfen in den Schädel hineingetrieben wurden.
    Als Zweites brachen am nächsten Tag Ike Granwood, der Leiter der Abteilung Nordost, sowie sechs Mitglieder des psychologischen Stabs des FBI aus Washington auf, um ihn einer Batterie von Tests und Befragungen zu unterziehen.
    Und schließlich schwor Frank, der noch immer entschlossen war, das Abenteuer fortzusetzen, der aber vor allem durch den Erfolg seiner eigenen Falle in die Enge getrieben war, über alle Einzelheiten des Falls mit dem Decknamen »The Last Word« Schweigen zu wahren. Bei dieser Gelegenheit begriff er, wie das FBI zwei Monate zuvor die umfassende Nachrichtensperre gewahrt hatte, die auf die Entdeckung der vierundzwanzig Toten von New Hampshire gefolgt war. Alle in dieser Nacht anwesenden Personen, ob

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