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Kein Entrinnen

Titel: Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou
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anspruchsvoll für ein breites Publikum, das wissen Sie ja selbst.«
    Er betrachtete mit einer gewissen Müdigkeit im Blick den Boden seines leeren Glases.
    »Meine Verkaufszahlen sind bescheiden. Schon immer. Mit meinem nächsten Buch möchte ich das korrigieren. Ich möchte ein Werk veröffentlichen, das Erfolg hat, das meinen Leserkreis erweitert. Ich habe dreißig Jahre Berufserfahrung, ich muss endlich mein Meisterwerk verfassen. Die Apotheose! Wenn Ihre Untersuchung gleichzeitig mit meinem nächsten Buch herauskäme, könnten wir einen doppelten Coup landen!«
    Franklin setzte eine interessierte, um nicht zu sagen begeisterte Miene auf. Damit man ihm sein Entsetzen nicht ansah. Boz’ Apotheose ?
    »Überzeugen Sie Ihren Verleger«, beschwor ihn der Autor. »Machen Sie mir eine schöne Liste mit den Autoren der anderen Kapitel, schaffen Sie das Geld heran, und dann reden wir weiter.«
    Boz erhob sich, als wollte er das Gespräch beenden.
    »Aber ich kann Ihnen nichts versprechen«, sagte Franklin.
    »Selbstverständlich, das verstehe ich.«
    Der Riese hielt inne. Plötzlich kam ihm ein Einfall, er dachte kurz nach und lachte dann höhnisch.
    »Wissen Sie was?«, sagte er, abgehackt jede einzelne Silbe betonend. »Ich werde Ihnen etwas zeigen, das Sie Ihrem Verleger vorsetzen können. Damit er anbeißt … Kommen Sie mit.«
    Er verließ den Raum. Frank zögerte. Er stand auf, nicht ohne dabei nach seiner Tasche zu greifen.
    »Ich schreibe im Augenblick an einer Novelle, die im England des 19. Jahrhunderts spielt«, erläuterte Boz, während er ihm in die Halle vorausging. »Es handelt sich um eine von zwei Auftragsarbeiten für eine Literaturzeitschrift. Eine Sträflingsgeschichte. Es trifft sich gut, dass Sie gerade hier sind. Ich benutze für gewöhnlich Versuchspersonen, um meine Geschichten zu überprüfen, und heute habe ich gerade eine zur Verfügung!«
    Eine Versuchsperson?
    »Kommen Sie in den Keller mit mir.«
    Boz pfiff, damit seine Hunde sie begleiteten. Dem jungen Mann gefiel es gar nicht, welche Richtung die Dinge nahmen.
    Auf einer engen Treppe stiegen sie in das Untergeschoss hinab.
    »Passen Sie auf die Hunde auf, sie müssen erst einmal im vordersten Keller bleiben.«
    Sie betraten einen Abstellraum im Keller, wie man ihn überall findet: verschimmelte Kartons, eine Sitzbank und Gartenliegen aus weißem Plastik, staubbedeckte Fliesenstapel, ein Gurt für eine Gartenfräse, der an einem Nagel hing, ein Satz Reifen, ein metallener Werkzeugschrank, das übliche Gerümpel. Boz schnauzte die Rottweiler an und öffnete eine Eisentür, die in einen anderen Teil des Verschlags führte.
    Dort erblickte Franklin fassungslos Blut und einen an einem Seil aufgehängten Körper!
    »Treten Sie näher, Professor! Sie brauchen keine Angst zu haben …«
    »Aber …!«
    Es war ein Skelett. Auf einem behelfsmäßigen Tisch daneben lagen große Fleischbrocken, aus denen alles Blut herausgelaufen war. Boz ergriff ein riesiges Messer.
    Der Riese mit seiner Klinge hätte jeden unversehens auftauchenden Augenzeugen auf der Stelle in die Flucht gejagt.
    »Aber …«, wiederholte Frank, »was haben Sie vor?«
    »In meiner Geschichte«, erklärte er, »wird einer der erhängten Sträflinge nachts von den Wölfen gefressen. Sie packen ihn an den Waden und zerren ihn zu Boden. Der Punkt, der mir Kopfzerbrechen macht, ist folgender: Was reißt als Erstes? Der Hals des Toten? Der Strick? Ein Bein? Wie stellen die Hunde es an?«
    Boz erklärte, dass er seine Hunde seit drei Tagen ausgehungert hatte. Er beabsichtigte eigentlich noch ein wenig zu warten, doch Franklins Ankunft wegen würde er den Versuch beschleunigen.
    Geschickt befestigte er die Fleischstücke mit festen Metzgerfäden an den Extremitäten des Skeletts.
    »Das sind echte Knochen«, sagte er und tätschelte dabei ein Schienbein, »ich habe sie aus dem Fundus der medizinischen Fakultät von Manchester erworben.«
    Boz bat Frank zweimal um Hilfe, damit er ihm beim Befestigen des Fleisches half. Der Professor versuchte, seine Befürchtungen und das Zittern seiner Finger, die sich in das faule Fleisch gruben, so weit wie möglich zu verbergen. Nachdem der Unterleib mit Rinderrippe und Beinfleisch künstlich rekonstruiert war, ließ Boz endlich die Hunde los.
    Niemals zuvor hatte Frank ein so gewaltsames und so abstoßendes Schauspiel wie den Ansturm dieser Tiere miterlebt. Die Raserei dieser vom Hunger getriebenen Köter... war unvorstellbar. Sie hätten sich

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