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Kein Fall für Mr. Holmes

Kein Fall für Mr. Holmes

Titel: Kein Fall für Mr. Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney Hosier
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Twillings.« Er sprach weiter, ohne langsamer zu gehen, und ich hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten. »Es gab eine Zeit, als der alte Junge, Seine Lordschaft, der Earl von Haddley, sollte ich wohl sagen, die Gartenanlagen an einem Wochenende im Sommer für die Dorfleute zugänglich gemacht hat. Große Zelte wurden aufgebaut, Musiker engagiert, die über das Gelände zogen, und Erfrischungen wurden angeboten. So etwas in der Art.«
    »Sie selbst waren nie dabei?«
    »Lord St. Clair war schon über drei Jahre tot, als ich meine Stellung hier antrat. Man sagt, seine Frau hätte die Tradition sehr gern aufrechterhalten. Aber die da«, fügte er mit einer Kopfbewegung in Richtung auf das Gutshaus hinzu, »haben den Brauch seit dem Tod Seiner Lordschaft abgeschafft.«
    »Die Familie ist nicht allzu beliebt, nehme ich an?«
    »Es steht mir nicht zu, das zu beurteilen, Mrs. Hudson.«
    Womit er meine Frage beantwortet hatte.
    »Sie kommen aus London, nicht wahr, Inspektor?«
    Er sah mich fragend an.
    »Ihr Akzent«, antwortete ich lächelnd.
    »Oh, ja. Meine Gattin stammt allerdings aus dieser Gegend. Ihr hat die schmutzige und verbrecherische Großstadt nie gefallen. Mir übrigens auch nicht. Als sich die Gelegenheit in Twillings bot, sind wir gegangen. Und es war immer recht friedlich hier – bis jetzt, kann ich nur sagen. Die Akten zeigen, daß es hier seit über fünfzehn Jahren keinen Mord gegeben hat.«
    Bei dem Stichwort Mord ergriff ich die Gelegenheit, die Unterhaltung auf das junge Mädchen zu lenken. »Es ist zu schade«, sagte ich, »daß Sie noch keinen Hinweis auf die Identität des Opfer gefunden haben.«
    »Als sei sie vom Himmel gefallen«, erwiderte er.
    »Ein gefallener Engel, Inspektor?« fragte ich ein wenig scherzhaft.
    »Engel? Das glaube ich kaum, Mrs. Hudson«, antwortete er in gleicher Manier. »In all den Jahren in diesem Geschäft bin ich noch nie einem Engel, ob gefallen oder sonstwas, begegnet. Ah, da sind wir ja. Der Pavillon«, sagte er und wies auf ein alterndes hölzernes Bauwerk, das von einem Meer aus Laub umgeben war, welches von seinem einzigen Kameraden, einem riesigen Ahornbaum, stammte. Unter dem Baum stand ein Constable mit Pferd und Karren und daneben ein Junge von etwa achtzehn Jahren, zu dessen Füßen der zugedeckte Leichnam des Opfers lag.
    In der Tat ein äußerst finsteres Begrüßungskomitee.
    »Wie bist du denn so schnell hierher gelangt, mein Junge?« fragte Thackeray den jungen Mann mit dem zerzausten Haar und dem verängstigten Blick.
    »Ich bin gerannt. Hab’ eine Abkürzung genommen. Der Squire hat gesagt, Sie wollten mich sehen, und zwar sofort. Und hier bin ich.«
    »Ich verstehe. Das ist sehr löblich von dir«, antwortete der Inspektor, während er den jungen Mann von oben bis unten taxierte. »Ich hoffe nur, daß du bei deinen Antworten ebenso schnell und entgegenkommend bist.«
    »Was wollen Sie damit sagen? Antworten worauf?«
    Thackeray ignorierte den Jungen kurzfristig und wandte seine Aufmerksamkeit mir zu. »Mrs. Hudson, dies ist Constable McHeath, und der Junge hier ist Will Tadlock, der Stallbursche.«
    Ich nickte dem Officer zu und sah den Jungen an. »Tadlock? Du bist der Junge, der die Leiche heute morgen gefunden hat, nicht wahr?«
    Der Inspektor, nicht der Junge, antwortete schnell. »Oh, ich glaube, er hat mehr getan als sie nur gefunden, Mrs. Hudson. Es scheint, als sei unser Will nicht so ganz bei der Wahrheit geblieben, als er heute morgen befragt wurde.«
    »Hab’ Ihnen alles gesagt, was ich weiß!« lautete die wütende und verwirrte Antwort des jungen Will.
    »Hast du das? Hast du das wirklich?« fuhr Thackeray ihn an. Dann wandte er sich mir zu. »Vielleicht wären Sie nun so nett, Mrs. Hudson, mir mitzuteilen, worin Ihr Interesse an all dem besteht.«
    Mir war bewußt, wie wichtig es war, daß meine Antwort Hand und Fuß hatte. Er hatte mir nicht so ohne weiteres gestattet, den Leichnam zu sehen. Ich entschied, daß es – sofern ich sein Vertrauen gewinnen wollte – am besten sei, zunächst den Namen jenes großartigen Mannes ins Spiel zu bringen.
    »Sie haben schon einmal von Sherlock Holmes gehört, nehme ich an, Inspektor?«
    Die Frage überraschte ihn etwas.
    »Holmes? Sherlock Holmes? Ja, sicher habe ich von ihm gehört. Welcher Diener des Gesetzes hat das nicht? Obwohl ich nicht behaupten kann, daß ich seine Methoden billige.«
    Diesmal war ich an der Reihe, überrascht zu sein.
    »Warum nicht?«
    »Ich halte nichts von Leuten,

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