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Kein Fall für Mr. Holmes

Kein Fall für Mr. Holmes

Titel: Kein Fall für Mr. Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney Hosier
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unausgesprochen.
    »Wenn ich ihre Anwesenheit doch diese ganze Zeit ausgehalten habe«, fing sie wieder an, »was hätten da noch einige Monate, höchstens ein Jahr, ausgemacht? Sie war doch ohnehin eine alte Frau.«
    »Und du eine ungeduldige!«
    »Du glaubst also wirklich, daß ich diejenige war, die…«
    »Warum nicht?« antwortete er schnell. »Du hältst mich für schuldig. Obwohl ich nicht den geringsten Schimmer habe, aus welchem Grunde.«
    Die astralen Augen flitzten weiterhin zwischen Ehemann und Ehefrau hin und her.
    »Keinen Schimmer, sagst du! Oh, Charles«, erwiderte sie mit einem falschen Lachen, »halt mich nicht zum Narren. Ich bin mir sehr wohl darüber im klaren, daß unsere finanzielle Situation nicht so ist, wie sie sein sollte. Und da dir doch nach ihrem Tod nun zumindest das halbe Erbe zukommt… also, was soll ich da schon denken?«
    Sir Charles warf seinen Kopf zurück und lachte gutgelaunt.
    Die beiden Frauen beäugten ihn neugierig.
    »Es tut mir leid, Liebling«, sagte er schließlich, nachdem sich sein Lachen gelegt hatte. »Aber siehst du nicht die Ironie in dem Ganzen? Du hältst mich des Muttermordes für schuldig und hast nichts gesagt, um mich zu schützen. Ich wiederum dachte, du warst es, und habe das gleiche getan.«
    »Oh, ich verstehe«, sagte Violet auf ihre typische sarkastische Art, »es geschah aus Liebe füreinander, nicht wahr? Daß ich nicht lache. Auf den eigenen Vorteil bedacht, aus diesem Grund habt ihr doch wohl eher den anderen geschützt.«
    »Dann haben wir uns scheinbar ja wirklich gern, Charlie.« Während sie sprach, spielte ein leichtes Lächeln liebevoll um ihre Lippen.
    »Natürlich tun wir das, Maggie, mein Liebling.«
    »Oh, kommt schon! Sind wir jetzt etwa bei ›Charlie‹ und ›Maggie‹ angelangt? Nun, wenn das so aussieht, dann gehe ich wohl besser!« Und mit einem letzten Blick auf die beiden fügte sie hinzu: »Und überhaupt, ich weiß nicht, ob ich auch nur ein verdammtes Wort von dem, was ich heute abend hier von euch beiden gehört habe, glauben soll!«
    Sie trieb sich vorwärts, als sitze sie auf einem Luftkissen, und schwebte direkt auf die Tür zu, nachdem sie einen kleinen Schwenker gemacht hatte, um geradewegs durch den Körper von Lady Margaret zu huschen. In genau dem Augenblick wurde die Frau des Baronets von einem unheimlichen Kältegefühl übermannt, während ihr ganzer Körper einem unfreiwilligen Schauder nachgab.
    Violet Warner lächelte zufrieden und machte sich auf den Weg in das Spielzimmer.
    Als sie den Colonel über den Kartentisch gebeugt sah, mit einem Ausdruck äußerster Verzweiflung in diesem fleischigen Gesicht, war es ihr klar, daß Fortuna ihn zugunsten des jüngeren St. Clair übergangen hatte.
    »Noch ein Spiel verloren!« donnerte der alte Mann durch den dichten Schnurrbart, während er seine Karten auf den Tisch knallte und dabei beinahe die vor ihnen stehenden Gläser umwarf.
    Die Haltung des Squires all dem gegenüber bestand aus einer milden Belustigung, zu der sich ein sorgloses Schulterzucken gesellte.
    »Niemand verpflichtet Sie zum Spielen, alter Junge.«
    »Ich brauche mir von Ihnen nicht sagen zu lassen, worin meine Pflichten bestehen!« lautete die bellende Antwort auf wahrhaft militärische Weise. »Wenn Sie in der Kriegsmacht Ihrer Majestät gedient hätten, wüßten Sie, daß Pflicht und Schuldigkeit die wichtigsten Voraussetzungen für einen Offizier und Gentleman sind. Bei Gott, das wüßten Sie, Sir!«
    »Und wie sieht’s mit der Ehre aus, Colonel?« fragte der Squire, während er sich daran machte, die Karten einzusammeln. »Verpflichtet die Ehre einen Offizier und Gentleman nicht dazu, für jegliche Verluste aufzukommen, die er, sagen wir mal, zum Beispiel beim Kartenspiel macht?«
    »Sie bekommen Ihr Geld! Sie bekommen jeden einzelnen Penny, das versichere ich Ihnen!« donnerte der alte Soldat, während seine Hammelfinger in einer Innentasche seiner Jacke herumwühlten, bis sie schließlich eine Zigarre an den Tag beförderten.
    »Du wirst doch jetzt wohl nicht 50 eine anzünden, oder?« jammerte Violet. »Da riech’ ich doch noch lieber Gummistiefel, wirklich«, fügte sie hinzu, während sie vergeblich versuchte, den störenden Duft mit einer Hand fortzuwedeln, die noch dunstiger war als die Ursache ihrer Verärgerung selbst.
    »Ja, ja, ich bin sicher, ich bekomme mein Geld, lieber Colonel. Aber da gute drei Wochen vergangen sind, seit ich das letzte Mal die Farbe Ihres Geldes gesehen habe,

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