Kein Fall für Mr. Holmes
erwähnten zuvor«, stieß er zwischen kleinen Rauchwolken hervor, »daß Sie gelegentlich an einem einzigen Abend mehr verloren haben als meine angehäuften Schulden zusammengerechnet, nicht wahr?«
Ein kurzes Nicken des Squires wurde von einem amüsierten, wenn auch etwas vorsichtigen Lächeln begleitet.
»Und ich glaube Ihnen, Sir. Das tue ich wirklich«, fuhr der alte Colonel fort, nachdem er die wortlose Bestätigung erhalten hatte. »Genaugenommen«, fügte er hinzu, während er seine Masse nach vorne beugte und einen anschuldigenden Blick auf den Mann gegenüber heftete, »gehen Ihre Verluste insgesamt gut in die Tausende, stimmt’s oder stimmt’s nicht, mein lieber Squire?«
St. Clair rückte unruhig in seinem Sessel hin und her, während ein gezwungenes Lachen seiner ausweichenden Antwort folgte. »Tausende! Ach, kommen Sie, Colonel. Ich glaube, Sie sind derjenige, der sich dem Schreiben von Phantasiegeschichten widmen sollte.«
Der alte Soldat überging die Bemerkung, rollte seine Zigarre lässig zwischen Daumen und Zeigefinger und schien von dem träge nach oben schwebenden Rauch fasziniert, bis er schließlich antwortete: »Es ist leicht genug, einem alten Mann das Geld abzunehmen, aber mit den jungen Kerlen in London sieht das anders aus, nicht wahr, mein Herr?«
»Ich fürchte, Wyndgate, alter Kumpel, ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon Sie eigentlich reden.«
»George Bascombe. Nigel Royce-Smythe.«
Die lässig eingeworfenen Namen erreichten die Wirkung, deren der alte Mann sich sicher war.
Vi berichtete, daß sie beobachtet hatte, wie St. Clairs Finger den Griff um das Glas festigten, in dem Bemühen, das Zittern der Hand zu verbergen. »Woher wissen Sie von diesen Männern?« fragte er mit einer Stimme, die nur noch ein Flüstern war.
»Ich bin nicht der Narr, für den Sie mich halten, Squire. Ich bin mir sehr wohl darüber im klaren, daß die beiden Gentlemen zwei der exklusivsten und geheimsten Spielzimmer im West End von London besitzen und daß beide Ihnen so lange den Eintritt verweigern, bis Sie Ihre Schulden beglichen haben. Was zweifellos«, fuhr er fort, »Ihre unerwartete Rückkehr erklärt. Nachdem Sie an Ihren Lieblingsplätzen hinausgeworfen worden waren, hatten Sie keine andere Alternative, als nach Haddley zurückzukehren, oder?«
Nachdem er diese Wortkanone von Informationen über den Tisch hinweg abgeschossen hatte, gab sich der alte Mann einem selbstzufriedenen Lächeln hin, lehnte sich zurück und legte seine massigen Hände auf den beträchtlichen Wanst, um die Auswirkungen seines Einschlages abzuwarten.
»Was zum Teufel soll das Ganze?« entgegnete der Squire wütend. »Wer hat Ihnen die Erlaubnis erteilt, in meinem Privatleben herumzuschnüffeln?«
Die Worte wurden so plötzlich und mit solch einer Gewalt hervorgestoßen, daß Vi nach eigener Aussage »sich vor Angst fast verflüchtigte, wirklich!«
»Eigentlich war es Ihre Ladyschaft«, antwortete der Colonel ruhig.
»Mutter? Das soll heißen, Ihre Ladyschaft ließ Sie… Ich glaube das nicht, kein einziges Wort!«
»Auf alle Fälle entspricht es der Wahrheit, junger Herr. Es scheint, ihr Verdacht wurde geweckt, als sie entdeckte, daß ein Paar goldener Kerzenständer aus dem Salon fehlte. Dann, wenn ich mich recht entsinne, ein Satz von goldenen Serviertellern aus dem 17. Jahrhundert, und so weiter und so weiter.«
Vi war entgeistert. »Plünderst das Haus leer, wie? Also Squire, ich bin enttäuscht«, meinte sie mißbilligend, während sie luftig hinüberschwebte, um einen unbesetzten Sessel am Tisch einzunehmen. »Das hätte ich ja nie von dir gedacht, niemals.«
Zigarrenasche wurde von dem alten Soldaten lässig in den Aschenbecher geschnippt, während er – ungerührt von der Erregung des jüngeren Mannes – fortfuhr. »Da Ihre Ladyschaft von Ihrer Neigung zu den Karten wußte, plus der Tatsache, daß sie Ihnen vor nicht einmal drei Monaten gesagt hatte, daß Sie mit keinem Geld zur Begleichung Ihrer ständigen Schulden mehr zu rechnen hatten, brauchte das alte Mädchen nicht lange, um eins und eins zusammenzuzählen. Daher hielt sie es für angebracht, mich zu dem Zeitpunkt in ihr Vertrauen zu ziehen. Ich wurde gebeten, gewisse Nachforschungen anzustellen, was ich auch tat, indem ich mit einem alten Bekannten in London konferierte. Er engagierte seinerseits einen Privatdetektiv, dessen detaillierter Bericht über Ihre Aktivitäten mir und somit Ihrer Ladyschaft zukam. Soll ich
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