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Kein Fall für Mr. Holmes

Kein Fall für Mr. Holmes

Titel: Kein Fall für Mr. Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney Hosier
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geglaubt hat, daß der tödliche Schuß ein Unfall gewesen war. Dennoch kam sie dem Wunsch Seiner Lordschaft, daß Sie hierbleiben durften, nach, während Sie die Situation ausgenutzt haben und unablässig um ihre Zuneigung warben. Stimmt doch, oder?«
    Ein Augenblick des Schweigens folgte. »Es stimmt«, meinte der Colonel letztendlich, »daß ich Ihre Mutter immer für eine sehr schöne Frau hielt und, jawohl, es mögen sich im Laufe der Jahre vielleicht ein oder zwei Gelegenheiten ergeben haben, bei denen ich…«
    »Im Laufe der Jahre! Mein lieber Kerl, Sie sollten so gut wissen wie ich, daß auf Haddley nichts heilig oder geheim ist. Ihr letztes Angebot einer ehelichen Glückseligkeit fand vor nicht einmal einer Woche statt. Das Gerücht besagt, daß Mutter Sie nicht nur abwies, sondern auch vorschlug, daß es wohl nun das beste wäre, wenn Sie sich woanders nach einem Quartier umschauten.«
    »Gerücht!« schnaubte der alte Soldat. »Mehr als das ist es wirklich nicht: ein Gerücht! Und Sie schulden mir eine Entschuldigung. Und das, Sir, ist ein Befehl!«
    »Sie sind hier nicht beim Militär, Wyndgate! Und ich bin nicht einer Ihrer Untergebenen!«
    Vi zufolge wurden diese Beschimpfungen über den Tisch geschleudert, während der Squire wütend aufstand.
    »Ich wünschte bei Gott, Sie wären es, Sir«, dröhnte der Colonel. »Die Armee hat ihre Methode, mit Unverschämtheiten dieser Art umzugehen!«
    »Kommt schon, regt euch ab, ihr beiden!« forderte eine unsichtbare dritte Partei.
    Wie auf ein Stichwort folgte ein verlegenes Schweigen beider Herren, woraufhin der Squire schließlich wieder Platz nahm.
    Ich erinnere mich daran, daß Violet mir erzählte, wie zufrieden sie mit sich war und daß sie ihren Anteil an der Beruhigung der Situation ätherischer Suggestionskraft zuschrieb.
    »Sie soll mich also gebeten haben zu gehen? Haben Sie irgendeinen Beweis für das, was Sie sagen?« knurrte der alte Mann. »Nein«, fügte er hinzu, ohne auf eine Antwort zu warten. »Dachte ich mir’s doch. Beim großartigen Lord Harry, vielleicht halten Sie mich auch noch für schuldig, das alte Mädchen umgebracht zu haben!«
    »Ich hielt das für offensichtlich«, bemerkte der Squire.
    »Aha! Also war es der alte Junge, ich wußte es!« schrie meine alte Freundin, wobei sie bequemerweise vergaß, daß sich ihr Verdacht ursprünglich gegen Lady Margaret richtete.
    »Seien wir ehrlich, Colonel, wenn Ihre Ladyschaft heute noch leben würde, liefen Sie jetzt auf der Straße herum und klopften an die Tür des Veteranenheimes – oder wohin auch immer alte Soldaten gehen. Kommen Sie schon, Mann«, höhnte er, »beichten Sie. Das soll gut für die Seele sein.«
    Dicke Wurstfinger drückten den Zigarrenstummel wütend im Aschenbecher aus, während der massive Kopf nach vorne stieß, um seinem Ankläger Auge in Auge zu entgegnen: »Sie, St. Clair«, donnerte er, »sind ein verdammter Narr!«
    »Andererseits«, dachte Violet, die von seinem plötzlichen Ausbruch vollkommen eingeschüchtert war, »vielleicht war er es doch nicht.«
    »Auch nur anzudeuten«, schimpfte der alte Mann, »daß ich irgend etwas mit dem Tod Ihrer Ladyschaft zu tun gehabt hätte, ist absurd. Chloroform, also wirklich! Schild und Säbel sind die Werkzeuge meines Berufes, Sir.«
    »Von Chloroform habe ich nichts gesagt, Colonel.«
    »Was? Was?« Um Worte ringend gewann der alte Herr schnell wieder Boden unter den Füßen, indem er behauptete: »Ich gehe davon aus, daß der Geruch für jeden Anwesenden in dem Schlafzimmer Ihrer Ladyschaft deutlich wahrzunehmen war, da diese Chemikalie mir aufgrund der gelegentlichen Aufenthalte in Armeekrankenhäusern nicht unbekannt ist. Sie, Sir, da bin ich mir sicher, sind mit der Chemikalie ebenso gut vertraut wie ich.«
    »Ach, kommen Sie, alter Junge«, lachte der jüngere Mann, »warum zum Teufel sollte ich…«
    »Geld, Sir! Geld ist öfter Grund für Morde, als es Herzensangelegenheiten jemals waren.«
    »Und was soll das heißen?«
    Zum ersten Mal, seit sie das Zimmer betreten hatte, sah Violet die leichte Andeutung eines Lächelns, das sich unter dem wallenden Schnauzbart verbarg.
    »Das erkläre ich Ihnen nur zu gerne, mein verehrter Sir.«
    Der alte Colonel der Armee befand sich nun in der Offensive.
    Nachdem er die ungeteilte Aufmerksamkeit des Squires und Violets gewonnen hatte, kostete er den Augenblick weiterhin aus, indem er sich ganz langsam noch eine Zigarre anzündete, sehr zum Ärger meiner Kameradin.
    »Sie

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