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Kein Fall fuer Wilsberg

Kein Fall fuer Wilsberg

Titel: Kein Fall fuer Wilsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kehrer
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einer Maschine.
    Zum einen kann man ein ziviles Produkt herstellen, zum anderen ein militärisches. Du erinnerst dich doch sicher an diese Chemieanlage in Libyen, die unter anderem von deutschen Firmen in den Wüstensand gesetzt wurde. Die Libyer behaupteten, daß sie damit Arzneimittel herstellen wollten, die westlichen Geheimdienste versteiften sich darauf, daß dort chemische Kampfstoffe produziert werden sollten. Nimmt man nur die Anlagen und die Rohstoffe, kann man beides machen.«
    Stürzenbecher runzelte die Stirn. »Die Anlage ist explodiert, nicht wahr?«
    »Die CIA oder der Mossad, nehme ich an. Und ein deutscher Chemiefabrikant ist in den Knast gegangen.«
    Stürzenbecher legte den Aktenordner vorsichtig auf den Tisch. »Willst du damit andeuten, daß die Grohü GmbH in solche Machenschaften verwickelt ist?«
    Ich zeigte auf den Aktenordner. »Bei der Lektüre der Geschäftsunterlagen wirst du feststellen, daß die Grohü in den arabischen Raum exportiert, ganz offiziell und mit Genehmigung des Wirtschaftsministeriums.«
    »Na schön, das ist eine Spur, aber noch kein Motiv. Es sei denn, du verdächtigst den israelischen Geheimdienst, Jochen Große-Hülskamp umgebracht zu haben.«
    »Jochen war nicht begeistert von den Geschäften, die der Alte eingefädelt hat, als er noch die Firma leitete.«
    Ich packte meine Zigarilloschachtel aus. Der Vorrat ging zur Neige, und in Warenfeld gab es bestimmt keinen Laden, der meine Marke führte.
    »Gehen wir mal einen Schritt weiter«, sagte ich und stieß die erste Rauchwolke aus. »Der besagte deutsche Chemiefabrikant ist ja nicht in den Knast gekommen, weil er eine Arzneimittelfabrik gebaut hat. Er ist verurteilt worden, weil er Sachen geliefert hat, von denen er wissen konnte, daß sie militärisch eingesetzt werden. Nehmen wir also an, daß die Araber mehr von der Grohü wollen, als sie bislang bekommen haben. Jochen weigert sich, und sie setzen ihn unter Druck, drohen ihm mit der Öffentlichkeit oder was weiß ich. Dann hast du dein Motiv.«
    Stürzenbecher wedelte den Rauch beiseite. »Der Alte und Ludger Große-Hülskamp wissen natürlich Bescheid. Der eine ist Hauptgesellschafter, der andere sitzt in der Geschäftsleitung. Er weiß genau, was sein Bruder tut.«
    »Sag ihnen nicht, daß du es von mir hast. Ich muß Rücksicht auf Kiki nehmen.«
    Stürzenbecher nickte. »Ich werde solange suchen, bis ich einen Brief mit arabischen Schriftzeichen finde. Was ganz anderes: Hast du dir Gedanken über die rosa Schleife gemacht? Ich kenne mich zwar nicht aus mit fanatischen Arabern, aber von dieser Nummer habe ich noch nie etwas gehört.«
    Ich gab zu, daß das ein Schwachpunkt in meiner Theorie war.
    »Könnte es nicht doch ein Irrer gewesen sein?« hakte Stürzenbecher nach.
    Ich schüttelte den Kopf. »Glaube ich nicht. Jochen war an dem Abend verabredet. Er wirkte nervös und hat kaum etwas getrunken.«

VI
    Am nächsten Morgen fuhr ich zum Grohü-Werk hinunter. Alfons hatte mir zähneknirschend ein Empfehlungsschreiben ausgestellt, das mir die Türen zu allen Büros und den tiefsten Geheimnissen der Firma öffnen sollte. Ob ich damit auch das Vertrauen der Mitarbeiter gewinnen würde, war eine andere Frage.
    Als erstes probierte ich es bei Jochens Sekretärin, einer Person um die Vierzig mit spitzer Brille und graublondem Bürstenhaarschnitt, Typ ›resolut und zuverlässig‹. Sie kämpfte sichtlich mit ihrer Fassung, als ich sie auf den ungewöhnlichen Tod ihres Chefs ansprach.
    »Das hat er nicht verdient, wirklich nicht. Er war so ein netter Mann.«
    »Sie mochten ihn?«
    »Ob ich ihn mochte?« Sie fummelte mit den Zeigefingern unter der Brille herum. »Natürlich mochte ich ihn.«
    Dann mußte sie doch die Brille abnehmen und zum Papiertaschentuch greifen. Ich lehnte mich zurück und wartete.
    »Darf ich rauchen?«
    Das brachte sie auf den Boden der Tatsachen zurück. »Nein, bitte nicht! Ich vertrage keinen Rauch.«
    Ich klappte die Zigarilloschachtel, nach einem sehnsüchtigen Blick auf die beiden letzten Exemplare von Sir John’s Mini aromatic, wieder zu. »War er hier allgemein beliebt?«
    »Wie soll ich das wissen?« Sie war auf der Hut.
    »Kommen Sie! In jedem Betrieb wird getratscht. Wollen Sie mir erzählen, daß in der Kantine nicht über Jochen Große-Hülskamp geredet wurde?«
    »Er hatte es nicht leicht, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Herr Große-Hülskamp, ich meine den Senior, kannte jeden Mitarbeiter persönlich. Man hat ihm

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