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Kein Fall fuer Wilsberg

Kein Fall fuer Wilsberg

Titel: Kein Fall fuer Wilsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kehrer
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ja.« Er stocherte weiter. »Alfons hat vor fünfzehn Jahren damit angefangen, in den Nahen Osten zu exportieren. Wir hatten langfristige Verträge, als ich die Firma übernahm. Und in der jetzigen finanziellen Situation…«
    »Kiki meint, daß die Araber vielleicht mehr wollen. Produkte, die eindeutig militärischen Zwecken dienen. Produkte, an die sie selbst nicht rankommen, die du aber für deinen Betrieb besorgen und dann mit falschem Etikett weiterleiten kannst.«
    Jochen fuhr hoch. »Das ist totaler Blödsinn. So etwas würde ich nie machen.«
    Ich blieb ruhig. »Jochen, ich war nicht nur Anwalt, ich habe auch etliche Jahre als Privatdetektiv gearbeitet. Wenn du unter Druck gesetzt wirst, kann ich dir vielleicht helfen.«
    »Schwachsinn«, sagte er heftig, »das ist absoluter Schwachsinn. Die wissen, daß ich das nicht mache, und deshalb versuchen sie es erst gar nicht. Was ich in der momentanen Situation gebrauchen kann, ist kein Privatdetektiv, sondern ein gut ausgebildeter Betriebswirt, der die Arbeitsabläufe rationalisiert.«
    Mit zwei Cousins im Schlepptau polterte Alfons Große-Hülskamp in die Bibliothek.
    »Ich sehe, die Herren lassen es sich gut gehen. Habt ihr für uns noch etwas übrig gelassen?«
    Jochen reichte ihm die Flasche. »Es ist genug da, Vater.«
    »Worüber unterhaltet ihr euch denn so angeregt?«
    »Familientratsch«, sagte ich.
    »Ich meine, etwas von Geschäften gehört zu haben. Ihr werdet doch nicht an einem Tag wie dem heutigen über Geschäftliches reden?«
    »Nein«, sagte Jochen matt, »heute vergessen wir die Firma. Heute wird gefeiert.«
    Alfons gab eine seiner beliebten Jagdgeschichten zum Besten. Es kamen ein leibhaftiger ehemaliger Bundespräsident darin vor und jede Menge Eber und Hirsche. Die Cousins fühlten sich animiert, mit lustigen Anekdoten aus der Land- und Forstwirtschaft nachzuziehen. Jochen warf ab und zu eine Bemerkung ein, so daß der Eindruck von einer gemütlichen Männerrunde entstand. Ich trank noch zwei oder drei Gläser Cognac und bemerkte, daß Jochen nur so tat, als würde er mittrinken.

V
    »Georg, wach auf!«
    Ich war wieder in der Karibik, die Sonne schien in mein Hotelzimmer, und ich roch die milde Meeresluft. Gleich würde ich aufstehen und zum Frühstücksbuffet hinüberschlendern.
    Aber die Stimme war nicht die von Nellie. Sie war schriller, ängstlicher.
    »Wach endlich auf, Georg!«
    Ich öffnete die Augen. Kikis bleiches Gesicht hing über mir. Der angstvoll verzerrte Mund sagte: »Es ist etwas passiert – in der Firma.«
    »Was? Wieso?«
    »Mit Jochen. Alfons hat angerufen. Ein Unfall. Der Notarzt ist unterwegs.«
    »Ist er… schwerverletzt?«
    »Ich weiß es nicht. Alfons war völlig außer sich.«
    Ich schlug die Bettdecke hoch und setzte mich auf die Bettkante. »Ich komme mit. In einer Minute bin ich fertig.«
    »Ich warte draußen auf dich.«
    Ich fühlte mich wackelig auf den Beinen, mein Kopf brummte, aber es ging. Während ich mich anzog, löste sich das Aspirin im Zahnputzbecher auf. Ich kippte den Inhalt hinunter und hinkte nach draußen.
    Kiki stand neben meinem Wagen. Sie zitterte am ganzen Körper.
    »Ich fahre«, sagte ich.
    Wir fuhren zum Ort hinunter, Kiki sagte mir, wie ich fahren sollte. Sie preßte die Hände so fest zusammen, daß die Knöchel weiß wurden.
    »Er war heute nacht nicht in seinem Bett.«
    Ich guckte sie überrascht an.
    »Er sagte, er wolle noch mal kurz in die Firma.«
    »Wann?«
    »So um zwölf. Du hattest dich gerade hingelegt.«
    »Kommt das öfter vor?«
    »Manchmal. Er sagt, daß er nachts mehr Ruhe hat, um die Unterlagen durchzugehen. Aber gestern war es schon ungewöhnlich – nach der Feier. Ich habe bis eins auf ihn gewartet. Dann bin ich eingeschlafen.«
    Die Grohü GmbH war in das neue Industriegebiet umgezogen, ein riesiges Areal, das aus lauter Hallen bestand, die sich nur durch die Aufschriften unterschieden. Die Grohü-Halle war die größte, mit einem Parkplatz davor und einem einstöckigen Verwaltungsgebäude an der Seite. Ich fuhr auf den Parkplatz und hielt in der Nähe des Eingangbereiches. Zwei Polizeiwagen und ein Notarztwagen mit drehenden Leuchten standen vor dem Tor.
    Alfons kam uns entgegen, sein Gesicht war schneeweiß.
    »Geh da nicht rein!« sagte er zu Kiki.
    Sie begann zu torkeln. Ich fing sie auf und ließ sie langsam auf den Boden gleiten.
    »Bleiben Sie bei ihr!« wies ich Alfons an. »Ich hole einen Sanitäter.«
    »He, warten Sie mal!« rief er mir nach. Da war ich

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