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Kein Fall fuer Wilsberg

Kein Fall fuer Wilsberg

Titel: Kein Fall fuer Wilsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kehrer
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befahl ich ihm.
    Etwas irritiert wendete er seine zwischen Speckfalten eingeklemmten Äuglein dem Kirchplatz zu.
    »Sehen Sie die drei Gestalten?«
    »Ja, natürlich.«
    »Was gedenken Sie gegen dieses Skin-Unwesen zu unternehmen?«
    Er seufzte. »Da können wir wenig machen. Es ist schließlich nicht verboten, sich die Haare kurz zu schneiden und Armeekleidung zu tragen.«
    Ich schüttelte mißbilligend den Kopf. »Eine Schande für Warenfeld ist das.«
    »Deswegen sind Sie doch nicht gekommen, oder?« lotste er mich in die Besucherecke.
    »Sie können mir helfen«, sagte ich. »Ich untersuche den Tod meines Schwagers.«
    Das selbstzufriedene Gesicht fror eine Sekunde lang ein. »Ist das nicht Aufgabe der Polizei?«
    Ich nickte. »Natürlich. Aber, sehen Sie, ich bin von Beruf Privatdetektiv, und Herr Große-Hülskamp hat mich gebeten, die Behörden zu unterstützen.«
    »So so.«
    Die Sekretärin brachte unaufgefordert zwei Tassen Kaffee, und wir unterbrachen die Unterhaltung, bis sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte.
    Unter Berücksichtigung der schlechten Erfahrungen an diesem Tag fragte ich gar nicht erst, ob ich einen Zigarillo rauchen dürfe. Ich tat es einfach. »Möglicherweise hängt das Motiv für den Mord mit der Firmenpolitik der Grohü zusammen. Einige Aspekte müssen sehr sensibel behandelt werden. Verstehen Sie, was ich meine?«
    Er guckte mich aufmerksam an. »Nicht ganz.«
    »Wenn ich das richtig sehe, lebt Warenfeld zu einem nicht unerheblichen Teil von den Gewerbesteuern der Grohü, mal ganz abgesehen von den Arbeitsplätzen, die auf dem Spiel stehen. Sollte sich herausstellen, daß der Mord etwas mit den Exportgeschäften der Grohü im arabischen Raum zu tun hat, ist auch die Stadtverwaltung betroffen.«
    »Inwiefern?« Kleinmann gab sich Mühe, mir zu folgen.
    »Nun, denken Sie an das öffentliche Interesse! Demonstrationen von langbärtigen Pazifisten, Fernsehteams, die herumlaufen und den Ruf der Stadt in den Schmutz ziehen.«
    »Ach so. Jetzt begreife ich, was Sie meinen. Aber was können wir tun, um das zu verhindern?«
    »Herr Doktor Kleinmann«, sagte ich und beugte mich ein wenig vor, »selbstverständlich wollen wir die Arbeit der Polizei nicht behindern. Der entscheidende Punkt, auf den es ankommt, ist der Informationsvorsprung. Wenn wir wissen, was die Polizei herausfinden wird, können wir uns darauf einstellen. Die Mordkommission kommt aus Münster. Keiner der Beamten kennt sich in Warenfeld aus. Sie dagegen sind vor Ort. Lassen Sie Ihre zahlreichen Kontakte spielen!«
    »Die Araber waren nicht da«, sagte Kleinmann. »Ich habe mich schon erkundigt. Immer, wenn sie kommen, steigen sie im Hotel Sonne ab.«
    »Gut«, sagte ich. »Darauf läßt sich aufbauen. Wenn ein anderer Täter in Frage kommt, ist uns das nur Recht. War es vielleicht sogar ein Warenfelder? Jemand, der Jochen Große-Hülskamp gehaßt hat? Ein Verrückter? Ein Arbeiter, der freigesetzt werden sollte? Sie sind in einer großen Partei mit vielen Augen und Ohren. Fragen Sie!«
    Das Gegröle auf dem Kirchplatz wurde lauter. Die Skins spielten mit den Bierdosen Fußball.
    »Eigentlich sind sie liebe Kinder«, sagte Kleinmann. »Ich kenne ihre Eltern.«
    »Denen müssen Sie mal einen kräftigen Dämpfer geben!« riet ich ihm. »Etwas anderes verstehen die nicht.« Ich stand auf. »Aber eins nach dem anderen. In dieser brisanten Situation müssen wir Prioritäten setzen.«

    Bis zum neuerlichen Abendessen im Kreis der geschrumpften Familie, dem ich mit banger Erwartung entgegensah, blieb mir noch reichlich Zeit. Ich blickte mich auf dem Kirchplatz um. Mir war nach einem Bier oder zwei, die würden das Familienleben erträglicher machen.
    Die Kneipe in dem Fachwerkhaus schräg gegenüber sah recht einladend aus. Die Skins waren inzwischen verschwunden, und so stiefelte ich unbehelligt über das Kopfsteinpflaster.
    Im Inneren war es schummrig, nur über der Theke, an der drei Männer lautstark würfelten, brannten helle Strahler. Ich bestellte ein Bier und drehte den Würflern den Rücken zu. Die meisten Tische waren unbesetzt, in der hintersten Ecke knutschte ein minderjähriges Pärchen über zwei Colas.
    Nach und nach füllten Männer das Lokal. Um diese Zeit, am späten Nachmittag, kamen sie vermutlich von ihren Arbeitsplätzen und verschafften sich hier die notwendige Gelassenheit für den Abend.
    Ich zeigte dem Wirt mein leeres Glas, und ein neuer Gast neben mir sagte: »Habe ich Sie nicht heute gesehen?«
    Ich

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