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Kein Fall fuer Wilsberg

Kein Fall fuer Wilsberg

Titel: Kein Fall fuer Wilsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kehrer
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blind vertraut. Der Junior mußte sich am Anfang erst einmal durchsetzen. Es kam vor, daß er eine Anweisung gab und der Betreffende sich beim Senior rückversicherte. Da hat er schon mal mit der Faust auf den Tisch geschlagen, völlig zu Recht, wenn Sie mich fragen. Und im letzten Jahr gab es dann den Auftragsrückgang, wir mußten Kurzarbeit anmelden. Manche meinten, unter dem Senior wäre das nicht passiert. Dabei hat sich Herr Große-Hülskamp wirklich bemüht, das Beste für die Firma herauszuholen.«
    »Auch in bezug auf die Araber?«
    Sie blinzelte. »Was meinen Sie?«
    »Die Grohü GmbH macht Geschäfte mit arabischen Staaten.«
    »Schon seit langem.«
    »Jochen muß Ihnen doch gesagt haben, daß er damit Probleme hatte.«
    »Davon weiß ich nichts.« Sie überlegte. »Ich glaube, es gab darüber Gespräche mit dem Betriebsratsvorsitzenden, Willi Voß. Fragen Sie doch den!«
    Das klang endgültig. Sie begann, Klarsichthüllen auf ihrem Schreibtisch von links nach rechts zu schieben.
    Ich versprach, den Herrn Voß ausfindig zu machen. »Nur eine Frage noch: Ein Teil der Belegschaft soll entlassen werden. Können Sie sich vorstellen, daß einer oder mehrere von denen einen solchen Haß auf Jochen hatten, daß sie ihn umbringen wollten?«
    Sie guckte mich entrüstet an. »So eine scheußliche Tat? Da kennen Sie aber die Warenfelder schlecht. Wir sind zu so etwas nicht fähig.«
    Auf dem Flur begegnete mir Ludger.
    »Schon was rausgekriegt?« fragte er betont desinteressiert.
    »Ich habe gerade erst angefangen.«
    »Wenn du etwas brauchst, kannst du zu mir kommen. Ich bin ja auch im Stoff.«
    Er wollte weitergehen, aber ich hielt ihn zurück. »Sag mal, wer hat eigentlich die Entscheidungen getroffen? Jochen allein? Oder habt ihr euch abgesprochen?«
    Er blinzelte. »Im Prinzip Jochen. Aber in schwierigen Fragen haben wir Vater konsultiert.«

    Voß war nicht in seinem Büro. Man sagte mir, daß er einen Rundgang durch die Fertigungshalle mache.
    Ich hinkte hinüber. Die Totenstille vom Vortag war dem normalen Arbeitslärm gewichen. Männer arbeiteten an pfeifenden und stampfenden Maschinen, Gruppen von Frauen puzzelten an Kleinteiligem. Ab und zu blieb ich stehen und fragte nach Voß. Ja, der sei vorhin dagewesen. Kaum jemand blickte auf, bei der Grohü wurde nach Akkord bezahlt. Endlich stieß ich auf eine Gruppe von drei Männern, die neben einem Transportband stand.
    »Das Interessante an Mallorca sind doch die Frauen…« Als der Sprecher mich entdeckte, stockte er.
    »Ich suche Willi Voß«, sagte ich.
    Der Mann in dem rotweiß gestreiften Hemd, der mir den Rücken zugewandt hatte, drehte sich um. »Der bin ich.«
    Voß war ein großer, schwerer Mann mit geröteter Nase. Seine kleinen Augen funkelten mißtrauisch.
    »Georg Wilsberg. Ich untersuche den Mord an Jochen Große-Hülskamp.«
    »Von der Kripo?«
    »Nein. Ich arbeite im Auftrag der Familie.«
    »Was denn? Ein Privatdetektiv?«
    Ich zeigte ihm Alfons’ Empfehlungsschreiben.
    »Dann schießen Sie mal los!«
    »Können wir uns unter vier Augen unterhalten?«
    Er stöhnte. »Bis gleich, Jungs! Denkt daran, was ich euch gesagt habe!«
    »Kommen Sie!« sagte er zu mir. »Da drüben ist es ruhiger.«
    Er führte mich in ein Lager, das mit großen Holzkisten vollgestellt war. »Nun!«
    »Ich möchte etwas über die Stimmung in der Belegschaft wissen – vor dem Mord.«
    »Die Stimmung? Die Stimmung ist zur Zeit nicht besonders. Niemand weiß, wie es weitergeht.«
    »Gab es Vorbehalte gegenüber Jochen Große-Hülskamp?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine, wurde er von der Belegschaft oder Teilen der Belegschaft abgelehnt?«
    Er ließ seine Zunge im Mund umherwandern. »Worauf wollen Sie hinaus? Daß er von der Belegschaft massakriert wurde? Das können Sie vergessen.«
    »Er behauptete, daß er einen anonymen Brief von Arbeitern bekommen habe, denen die Entlassung droht.«
    »Blödsinn!« Er spuckte das Wort aus. »Das ist absoluter Schwachsinn. Wir haben einen Sozialplan aufgestellt. Alle, die entlassen werden, erhalten eine Abfindung.«
    »Gab es Meinungsverschiedenheiten im Betrieb über die Geschäftspolitik der Firma?«
    Er machte ein mißmutiges Gesicht. »In jedem Betrieb gibt es Meinungsverschiedenheiten. Ich vertrete die Interessen der Belegschaft, der Firmenchef die Unternehmerseite. Das ist normal.«
    »Was ist mit den Exporten in den arabischen Raum? Stand die Belegschaft dahinter?«
    Er nahm eine längere Bedenkzeit. »Ich bin

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