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Kein Fall fuer Wilsberg

Kein Fall fuer Wilsberg

Titel: Kein Fall fuer Wilsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kehrer
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Gewissen hat und ich in Zukunft nicht mit seiner Unterstützung rechnen darf.«
    »Und wo willst du hin?«
    »Nach Hause.« Ich streichelte ihre Wange. »Keine Sorge, ich komme zurück. Alfons kann mich nicht abschrecken.«
    »Und ich?« flüsterte sie jämmerlich.
    Plötzlich wurde mir klar, warum sie mich unbedingt in Warenfeld behalten wollte. »Es geht dir gar nicht darum, daß ich einen Mord aufkläre. Dein Problem ist, daß du in diesem gottverdammten Warenfeld langsam aber sicher vereinsamst.«
    Sie starrte ins Leere.
    »Und das war schon vor Jochens Tod so. Deshalb bist du mir in die Karibik nachgeflogen, deshalb hast du an meinen Beschützerinstinkt appelliert.« Ich nahm sie in die Arme. »Ich kann nicht ewig hierbleiben, Kiki. Du mußt dir überlegen, was du in Zukunft machen willst. Auf eigenen Beinen stehen oder dich im Schutz dieser netten Familie verkriechen.«
    Sie drückte ihren Kopf gegen meine Schulter. »Ich wollte, ich könnte noch mal von vorne anfangen.«
    »Und warum tust du es nicht? Jeder kriegt eine zweite Chance.«
    »Ach! Ich bin Mitte dreißig, Georg.«
    »Na und? Ein Grund mehr, bald damit anzufangen.«

    Als ich den Hügel hinunterfuhr, kurbelte ich das Seitenfenster nach unten. Die kühle Luft tat mir gut.

VIII
    Drei Tage Warenfeld hatten gereicht, um das Kreuzviertel in einem anderen Licht erscheinen zu lassen. Auf einmal kam mir alles viel netter, freundlicher, mit einem Wort: gemütlicher vor. Selbst die Kreuzviertel-Schickeria, die rund um die Kirche ihren Blutalkoholgehalt auf den allabendlichen Stand brachte, wirkte wie eine Versammlung von sympathischen Menschen, mit denen man durchaus ein angenehmes Gespräch führen könnte.
    Der letzte Gedanke brachte mich auf eine Idee. Kaum hatte ich die Wohnungstür aufgeschlossen, humpelte ich zum Telefon und wählte die Nummer von Thomas.

    Er kam mit dem Fahrrad, und ich winkte mit meinem Stock. Inzwischen hatte ich vor dem Turm das erste Bierglas zur Hälfte geleert. Er setzte sich zu mir, und wir knüpften umstandslos da an, wo wir vor Monaten aufgehört hatten. Wir verloren keine Worte über so unangenehme Themen wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Stattdessen redeten wir darüber, welcher Typ Kellnerin zu welcher Sorte Kneipe paßte und umgekehrt. Die Oberärztin hatte ihn gerade verlassen, und er war auf der Suche nach einer neuen medizinischen Fachkraft für sein Bett. Wir gingen die anwesenden Ärztinnen des Stammpublikums durch, kamen aber zu keinem Ergebnis.
    Gegen ein Uhr sank ich herrlich entspannt und zufrieden ins Bett.
    Bis mich um drei Uhr das Telefon weckte.
    »Dschordsch?«
    »Nellie!« krächzte ich.
    »Bist du es? Was hast du für eine komische Stimme?«
    »Hier ist es drei Uhr morgens. Ich habe geschlafen.«
    »Oh! Hier ist es erst neun Uhr abends.«
    »Das macht die Erddrehung.«
    »Was?« Die Leitung wurde schlechter. »Ich habe dich nicht verstanden.«
    »Ist nicht so wichtig. Schön, daß du anrufet.«
    »Die letzten Tage habe ich auch angerufen. Aber du warst nicht da. Und mit dieser Maschine rede ich nicht.«
    »Ich war unterwegs. Der Job, den ich zu erledigen habe.«
    Ihre Stimme sank eine Oktave tiefer. »Läßt deine blöde Schwester dich nicht gehen?«
    »Ihr Mann ist tot.«
    »So?«
    »Ja. Ermordet worden. Ich versuche herausfinden, wer es getan hat.«
    »Und wann kommst du zurück?«
    »In ein paar Tagen, vielleicht in einer Woche, spätestens in zwei Wochen.«
    »Ich warte nicht mehr lange, das weißt du.«
    »Ich komme bestimmt.«
    »Wirklich?«
    »Wirklich.«
    »Ich vermisse dich.«
    »Ich dich auch.«
    Der nächste Anruf kam gegen acht Uhr morgens, und ich nahm mir vor, in der nächsten Nacht, die ich in Münster verbringen würde, den Anrufbeantworter mit dem sachlichen Hinweis zu munitionieren, daß Herr Wilsberg gerade im Bett liegt und nicht gestört werden möchte.
    Es war Hauptkommissar Klaus Stürzenbecher, der mit triumphierender Stimme verkündete, daß er den Mörder von Jochen Große-Hülskamp verhaftet habe.
    »Wer ist es denn?« fragte ich schlaftrunken.
    »Ein Libanese mit Wohnsitz in Münster. Wir haben ihn aufgrund des Autokennzeichens geschnappt.«
    »Autokennzeichen?« Ich wurde wacher. »Was für ein Autokennzeichen?«
    »Wir haben einen Zeugen, der in der Mordnacht ein Auto beobachtet hat.«
    »Ach! Davon hast du mir gar nichts gesagt.«
    »Das durfte ich auch nicht. Du gehörst ja zur Familie des Opfers und damit zum Kreis der Verdächtigen.« Der Hohn in Stürzenbechers

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