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Kein Fall fuer Wilsberg

Kein Fall fuer Wilsberg

Titel: Kein Fall fuer Wilsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kehrer
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Stimme war unverkennbar.
    »Hast du was dagegen, wenn ich nachher mal vorbeikomme? Nur aus Interesse.«
    »Kein Problem.« Stürzenbecher war obenauf. Daß er den Fall in zwei Tagen gelöst hatte, würde ihm eine Menge Pluspunkte einbringen.
    Ich fiel auf das Kopfkissen zurück, aber an Schlaf war nicht mehr zu denken. Eine halbe Stunde später stand ich auf und duschte. Nachdem ich mich auch noch eingecremt hatte, marschierte ich, mit dem Stock bewaffnet, zum Vollwertbäcker um die Ecke. Vollwertbrötchen gehörten zu den wenigen Dingen, die ich in der Karibik vermißt hatte.

    Stürzenbecher war nicht mehr ganz so euphorisch, als ich ihn im Polizeipräsidium am Friesenring besuchte.
    »Er hat nicht gestanden, stimmt’s?« unkte ich.
    »Das ist nur eine Frage der Zeit. Er hat das richtige Auto und für die fragliche Zeit kein Alibi. Wir haben ihn seit heute morgen um sechs in der Mangel. Ich gebe ihm noch bis heute abend, dann ist er reif.«
    »Was ist das denn für ein Zeuge, den ihr unter der Decke gehalten habt?«
    »Der Nachtwächter einer Nachbarfirma. Er hat gesehen, wie um Mitternacht ein roter Porsche vor dem Gelände der Grohü GmbH parkte. Und er hat sich das MS für Münster und die Buchstaben des Autokennzeichens gemerkt.«
    »An die Zahlen kann er sich also nicht erinnern?« bohrte ich nach.
    »Georg, seit wann bist du so pingelig? Unser Libanese ist der einzige, der einen roten Porsche mit dieser Buchstabenkombination fährt. Außerdem paßt er in deine Arabertheorie.«
    »Was habt ihr sonst noch?«
    Er schoß einen wässrigen Blick in meine Richtung ab. »Wie meinst du das?«
    »Damit, daß er einen roten Porsche fahrt, könnt ihr ihn nicht festnageln. Gibt es Hinweise auf Kontakte zur Grohü? Fungiert er als Repräsentant für gewisse Staaten?«
    Stürzenbecher schüttelte den Kopf. »Sein Büro wird zur Zeit durchsucht. Ich warte noch auf Ergebnisse.«
    »Was macht er denn beruflich?«
    »Er ist Teppichhändler.«
    Ich setzte eine skeptische Miene auf. »Bislang ist die Arabergeschichte nichts weiter als eine Vermutung. Oder hast du einen Beweis gefunden, daß Jochen von den Arabern erpreßt wurde?«
    »Nein. Aber ich habe mich mit der Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität in Bielefeld in Verbindung gesetzt. Die hatten da bereits einige Verdachtsmomente. Kann gut sein, daß die den Laden in nächster Zeit auf den Kopf stellen.«
    »Da wird sich der alte Große-Hülskamp aber freuen.«
    Stürzenbecher rieb sich die grauen Tränensäcke unter den Augen. »Du magst den Alten nicht besonders?«
    »Das ist stark untertrieben. Er ist ein autoritärer Patriarch und reaktionärer Stinker. Wenn es tatsächlich die Araber waren, hat er Jochen auf dem Gewissen. Denn es war seine Geschäftspolitik.«
    Stürzenbecher klemmte sich eine Brille auf die Nase und blinzelte etwas. »Moralisch vielleicht, juristisch sicher nicht. Entschuldige, aber ich muß wieder in den Verhörraum. Wir wechseln uns stündlich ab. Man muß das Kaninchen schlachten, solange es zappelt.«
    Wir gingen zusammen zur Tür. »Was hat eigentlich die Obduktion ergeben?« fragte ich.
    »Jochen Große-Hülskamp hat mehrere Schläge auf den Kopf und in den Leib erhalten. Dann ist er von der Presse regelrecht zerquetscht worden. Der Pathologe meint, daß auf der Hitliste der unangenehmen Todesarten dieser Tod ganz oben steht.« Er schüttelte mir die Hand.
    »Ich bin mir nicht mehr so sicher, was die Araber angeht«, sagte ich. »Die rosa Schleife will mir nicht aus dem Kopf.«
    »Kein Wunder. Das Bild werde ich auch nicht vergessen«, antwortete Stürzenbecher. »Ich werde Herrn Rahman fragen, was er sich dabei gedacht hat.«
    »Viel Glück!« wünschte ich ihm.

    Alfons war zwar nicht erfreut darüber, wer Jochen ermordet haben sollte, aber er war doch erleichtert, daß die Polizei einen Schuldigen gefunden hatte.
    »Dann ist Ihre Anwesenheit in Warenfeld ja nicht weiter erforderlich«, begrüßte er mich, nachdem ich vom Polizeipräsidium direkt zum Anwesen der Große-Hülskamps gefahren war.
    Kiki bat mich, nach der Beerdigung mit ihr zusammen ein paar Tage nach Texel zu fahren. Jochen hatte auf der holländischen Insel ein Ferienhaus gekauft, das der jüngere Teil der Große-Hülskampschen Sippe gelegentlich zu verlängerten Wochenenden nutzte.
    Ich schluckte die erste Antwort, die mir spontan in den Sinn kam, wieder hinunter. Kiki ging es wirklich beschissen, und auf ein paar Tage mehr oder weniger kam es jetzt auch

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