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Kein Fall fuer Wilsberg

Kein Fall fuer Wilsberg

Titel: Kein Fall fuer Wilsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kehrer
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musterte ihn kurz. Ein vierschrötiger Kerl von undefinierbarem Alter, ausgestattet mit der gesunden Gesichtsfarbe der Landbevölkerung.
    »Kann schon sein.«
    »Sind Sie der Privatschnüffler?«
    »Wer sagt das?«
    »Alle in der Firma sagen das. Als ob es nicht reichen würde, daß die Polizei ihre Arbeit macht.«
    Ich nahm einen Schluck von dem frischgezapften Bier. »Dem Chef weint wohl keiner eine Träne nach?«
    »Nee, bestimmt nicht. Seitdem der am Ruder war, ging es doch nur bergab.«
    »Sei vorsichtig, Kurt! Der will dich aushorchen.« Ein zweiter Mann stellte sich neben meinen Gesprächspartner.
    »Das wird ihm nicht gelingen«, sagte Kurt.
    Kurts Kumpel betrachtete meinen Stock. »Haben Sie was am Bein?«
    »Ja.«
    »Nur an einem?«
    »Ja.«
    »Dann passen Sie mal auf, daß das andere gesund bleibt.«

VII
    Nach dem Abendessen im Eßsaal der Große-Hülskampschen Villa, das gut in einen Stummfilm gepaßt hätte, kam Alfons auf mich zu.
    »Könnte ich Sie einen Moment sprechen?«
    Ich guckte Kiki an, aber die zog, Unwissenheit demonstrierend, ihre Augenbrauen hoch.
    »Selbstverständlich«, antwortete ich.
    Ohne auf mich zu warten, ging er voraus. Ein kerzengerader alter Mann, an dessen dünnen Armen und Beinen ein Nadelstreifenanzug schlabberte.
    Mit meinem Stock auf den Fliesen klackernd, folgte ich ihm in die Bibliothek. Er stand bereits an der Kühlbox, die die Zigarren enthielt.
    »Wie ich bemerkt habe, wissen Sie eine gute Havanna zu schätzen.« Er drückte mir eine Silberrolle in die Hand. »Das ist die Marke, die auch Churchill geraucht hat.«
    Wir ließen uns unter dem Porträt von Max Große-Hülskamp nieder und brachten die Havannas zum Qualmen. Im Kamin glimmten Holzscheite, die Idylle hätte nicht anheimelnder sein können, sah man einmal davon ab, daß wir uns beide so gut leiden konnten wie Kain und Abel.
    Alfons kam ohne Umschweife zur Sache: »Ich habe zwei Anrufe erhalten. Willi Voss und Doktor Kleinmann. Beide haben mir berichtet, daß Ihre Nachforschungen in eine bestimmte Richtung gehen. Sie können sich vorstellen, daß ich darüber, gelinde gesagt, wenig erfreut bin.«
    »Ich muß allen Motiven nachgehen«, erklärte ich gelassen.
    Alfons spuckte einen Tabakkrümel aus. »Sie müssen gar nichts. Jochen ist das Opfer eines Psychopathen, das steht für mich hundertprozentig fest. Was Christiane hier und da aufgeschnappt hat, ist ohne Bedeutung. Es gibt kein politisches Komplott.«
    Ich grinste ihn an. »Wollen Sie behaupten, daß die Grohü keine kriegswaffentauglichen Geräte in den Nahen Osten exportiert?«
    »Die Grohü exportiert Geräte. Ob sie zu irgendetwas taugen, wofür sie nicht gedacht sind, ist nicht mein Problem. Mein Problem ist vielmehr, die Firma aus jedem Skandal herauszuhalten. Und ich rate Ihnen dringend, nein, ich fordere Sie unmißverständlich auf, alles zu unterlassen, was die Firma in Mißkredit bringen könnte. Nicht auszudenken, was passiert, wenn die Zeitungen davon Wind bekommen.«
    »Ich hatte nicht vor, damit an die Presse zu gehen«, sagte ich abwartend.
    Er guckte mir forschend ins Gesicht. »Dann sind wir uns also einig?«
    »Kiki ist meine Auftraggeberin. Wenn ich den Mord an ihrem Mann aufklären soll, kann ich ein wahrscheinliches Motiv nicht ausklammern.«
    Er kaute grimmig auf seiner Unterlippe. »Treiben Sie es nicht auf die Spitze, Herr Wilsberg! Ich habe einen Sohn verloren, vergessen Sie das nicht! Ich will nicht auch noch die Firma verlieren. Und ohne diese Geschäfte, die Sie anscheinend anrüchig finden, wird die Grohü GmbH nicht überleben. Also zwingen Sie mich bitte nicht, zu rabiateren Mitteln zu greifen!«
    »An was dachten Sie?« fragte ich leichthin.
    Er atmete laut und stoßweise. »Ein Wort von mir, und niemand in Warenfeld, nicht einmal der Pfarrer, wird mit Ihnen sprechen.«
    Ich nickte. »Gut möglich. Aber ich bin keiner von Ihren Angestellten, die Sie herumschubsen können. Ich habe mich nicht nach diesem Auftrag gedrängt. Offen gesagt, es gibt hundert Dinge, die ich lieber täte. Das einzige, was mich daran hindert, sofort meine Koffer zu packen, ist die Tatsache, daß ich meiner Schwester versprochen habe, die Wahrheit herauszufinden. Deshalb wäre es einfacher für uns beide, wenn wir zusammenarbeiten würden.«
    Er starrte auf die Havanna, die längst ausgegangen war.
    »Jochen war Ihr Sohn, herrgottnochmal. Ist Ihnen das so egal?«
    »Nein«, sagte er tonlos. »Aber es ist meine Firma. Sie verstehen das nicht.«
    »Was

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