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Kein Fleisch macht gluecklich

Kein Fleisch macht gluecklich

Titel: Kein Fleisch macht gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Grabolle
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getreten. Und warum sollte der Mensch das dürfen? Das geht nur mit Gewalt.«
    Willems Rettung
    Noch ohne Plan für die Zukunft beschloss Bauer Jan, alle seine Tiere an den Schlachter zu verkaufen. Die Kühe wurden in einen großen doppelstöckigen Transporter getrieben. Karin konnte das nicht mit anschauen, sie hätte den Lastwagenfahrer am liebsten weggeschickt. Zwölf Tiere gingen dann aus Platzgründen nicht mehr rein, unter ihnen der Ochse Willem. Sie sollten ein paar Wochen später abgeholt werden. Nachdem fast die ganze Herde abtransportiert worden war, ging es auch Bauer Jan schlecht. »Das war schon schlimmer, als wenn man drei, vier Kühe weggibt.« Und weil Tiere getötet worden seien, die gar nicht hätten getötet werden müssen, habe er ein verdammt schlechtes Gewissen gehabt, erinnert er sich. »Da war ich richtig fertig.« In den darauffolgenden Tagen reifte der Entschluss, die übrig gebliebenen Tiere als Hoftiere zu behalten und ihnen ein langes Leben zu versprechen. Das war der Anfang des Kuh-Altersheims.
    Natürlich sind sie seither Gesprächsstoff in der Nachbarschaft. Und man wundert sich, dass sie beide erst morgens um neun Uhr aufstehen, wohingegen andere schon ab sechs arbeiten müssen. Sie haben aber auch Zuspruch von anderen Bauern erhalten, die aus den gleichen Gründen wie Jan keine Tiere mehr halten. Und die irgendwann auf freien Flächen Kühen die Chance geben wollen, alt zu werden, weil sie es ebenso fürchterlich finden, was in der Landwirtschaft passiert. Inzwischen gibt es keine Form der Tierhaltung mehr, die für Bauer Jan akzeptabel wäre. »Ich bin so weit zu sagen, wir haben als Lebewesen überhaupt nicht das Recht, andere Tiere zu züchten und zu nutzen.« Seit Bauer Jan auf dem eigenen Hof mitbekommen hat, wie ausgepowert selbst die Biohennen sind und wie früh sie sterben, mag er selbst deren Eier nicht mehr essen. Seit ein paar Jahren ernähren er und Karin sich daher vollständig vegan. Nicht von heute auf morgen. Es fing vor 25 Jahren mit einem vegetarischen Tag in der Woche an. »Als erster Schritt ist vegetarisch immer gut«, sagt Jan. »Keiner wird vom normalen Esser zum Veganer. Wenn jemand sagt, ich bin Vegetarier, aber irgendwann werde ich Veganer, ich schaffe es nur noch nicht, dann finde ich das o.k.« Er versteht auch Vegetarier, die sich aus gesundheitlichen Gründen so ernähren. »Aber wenn einer sagt, ich bin Vegetarier, weil ich nicht mit ansehen kann, wie Tiere gehalten werden, und das Tierleid verhindern will, kann ich das nicht akzeptieren. Es fängt an bei den Eiern, ob es nun Bioeier sind oder konventionelle. Die männlichen Küken sind grundsätzlich über und werden vernichtet. Und bei der Milch, beim Käse und bei der Butter ist es ja ebenfalls so, dass die männlichen Kälber und auch die weiblichen Tiere, die nicht mehr genug Milch produzieren, alle geschlachtet werden.« Er sei aber schon froh über alle, die sich überhaupt Gedanken machten über das Leben und über die Gesundheit und die über Tiere und Tierschutz nachdächten. »Ich weiß nicht, ob das eine Frage von Intelligenz oder von Sensibilität ist«, sagt Jan. »Auf der anderen Seite hast du Menschen, denen ist das so was von egal. Die freuen sich aufs nächste Grillen, Bierchen dabei, und Ruhe ist.«

Schwein gehabt
    Seuchen von Tieren, Keime im Essen und Antibiotika im Stall
    Da die Resistenzen zunehmen und nur wenige neue Antibiotika in den letzten Jahren entdeckt und marktreif wurden, ist das Problem der Antibiotika-Resistenz inzwischen eine Bedrohung der öffentlichen Gesundheit.
    Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten, ECDC (Übers. d. Autors)
    Das aufgeblasene Gummischwein am Fuß der Berliner Gedächtniskirche entdecke ich schon von Weitem. Drum herum reihen sich Stände mit Grünen Smoothies, Sojaeis und Seitan-Burgern, Tierrechtsliteratur sowie Infos über Jagd, Milch und Stadttauben. Ich bin das erste Mal auf einem vegan-vegetarischen Sommerfest und aufgeregt, weil ich hoffe, auf den amerikanischen Bestsellerautor Jonathan Safran Foer zu treffen, der aus seinem Buch Tiere essen lesen soll. Angeblich hält er sich gerade in seinem ehemaligen Wohnort Berlin auf, weil sein Buch just auf Deutsch erschienen ist. Das Publikum ist eine bunte Mischung aus Touristen und Aktivisten, tätowierten Veganern und Durchschnittsdeutschen. Die Stimmung ist entspannt, die Sonne scheint, und die Kinder hüpfen in der Hüpfburg-Kuh. Bevor ich mich ans Essen

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