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Kein Fleisch macht gluecklich

Kein Fleisch macht gluecklich

Titel: Kein Fleisch macht gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Grabolle
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die Panik bei jedem toten Schwan, der auftauchte, dürften sich die meisten noch erinnern. Bei Menschen kann das H5N1-Virus bislang noch keine Pandemie auslösen, weil es von Mensch zu Mensch praktisch nicht übertragbar ist. Auch die Übertragung von Vögeln auf den Menschen erfolgt nur bei sehr engem Kontakt mit infizierten Tieren. Falls eine Ansteckung erfolgt, verläuft die Infektion beim Menschen allerdings in etwa 60 Prozent der Fälle tödlich. Von den bis April 2012 weltweit gemeldeten 602 Infizierten starben 355. Bisher kann sich das Virus schlecht an menschliche Zellen anheften. Viele Forscher halten es jedoch für möglich, dass sich H5N1 an den Menschen anpasst, wenn es einen Organismus als Zwischenwirt findet, der sowohl menschliche Viren als auch das Vogelgrippevirus in sich trägt. So könnte dann ein genetisch verändertes Virus entstehen, das eine effektive Ansteckung von Mensch zu Mensch möglich macht. Ein geeigneter Zwischenwirt ist das Schwein. Schweine können sich, wie ja schon geschehen, mit Grippeviren von Menschen und Vögeln infizieren. Sie gelten unter Fachleuten als »ideale Mischgefäße«. Es besteht ein hohes Risiko, dass bei den riesigen Schweinebeständen weltweit ein neues gefährliches Virus entsteht, das die leichte Übertragbarkeit von menschlichen Grippeviren mit der hohen Sterblichkeit der Vogelgrippe H5N1 kombiniert. Wie gefährlich diese Kombination ist, zeigt die Diskussion über die Ergebnisse zweier Forschergruppen aus den Niederlanden und den USA. Ron Fouchier von der Erasmus-Universität in Rotterdam und Yoshihiro Kawaoka von der Universität in Madison, Wisconsin, hatten 2011 in Hochsicherheitslaboren durch gezielte Mutationen des Vogelgrippevirus H5N1 bzw. durch eine Kombination mit Genen des Schweinegrippevirus H1N1 jeweils Viren entwickelt, mit dem sich zumindest Frettchen untereinander per Tröpfcheninfektion, also über die Atemluft, ansteckten. Aus Angst vor Bioterrorismus sollen die Ergebnisse nicht, wie sonst üblich, vollständig veröffentlicht werden. Die Forscher halten die Herstellung solcher Superviren in Laboren dennoch für dringend erforderlich, um die Mechanismen ihrer Entstehung zu verstehen und um Impfstoffe testen oder entwickeln zu können. Bloß fünf Mutationen sind nach Angaben der Wissenschaftler nötig, damit das aggressive Vogelgrippe-Virus H5N1 so ansteckend wird wie das Schweinegrippe-Virus H1N1.
    Abgestumpfte Waffen: Antibiotika
    Eine weitere große Gefahr, die von Erregern aus dem Tierreich ausgeht, ist die zunehmende Resistenz von Bakterien gegenüber Antibiotika. Diese wichtigen Medikamente helfen zwar nicht gegen Viren, aber gegen Bakterien und Pilze. Es sind rund 8000 Antibiotika bekannt, die zum Teil natürliche Stoffwechselprodukte von Bakterien und Pilzen sind, zum Teil aber auch künstlich oder gentechnisch hergestellt werden. Bis zur marktreifen Entwicklung eines neuen Antibiotikums vergehen um die zehn Jahre. Nur etwa 100 Antibiotika lassen sich derzeit für Therapien bei Menschen oder Tieren einsetzen. Schon bald nachdem man den großen medizinischen Nutzen der ersten Antibiotika (wie das Penicillin von Alexander Fleming) erkannt hatte, fand man Erreger, die sich plötzlich nicht mehr durch die Wirkstoffe abtöten oder im Wachstum hemmen ließen.

    Der jüngste Skandal um antibiotikaresistente Keime im Fleisch bringt den Protest auf die Straße.
    Zufallsprodukte
    Bakterien können sich unglaublich schnell vermehren. Die menschlichen E.-coli -Darmbakterien beispielsweise können sich unter idealen Voraussetzungen jede halbe Stunde verdoppeln. Nach 15 Stunden sind es da schon über 1 Milliarde. Bei der schieren Masse an Bakterien entstehen oft Mutationen, die dann zufällig eine Resistenz gegenüber einem Antibiotikum aufweisen. Beim Einsatz eines Antibiotikums setzen sich dann die durch die Resistenz genetisch begünstigten Bakterien in der Bakterienpopulation leicht durch. Das Antibiotikum hindert die Bakterien ohne Resistenz an der Vermehrung, sodass die resistenten Bakterien Platz und Nährstoffe alleine nutzen können. Dosierung und Anwendungsdauer können die Resistenzentwicklung stark beeinflussen: Bis zur vollständigen Resistenz von Bakterien sind oft mehrere Mutationen erforderlich. Ist das Antibiotikum zu niedrig dosiert, um alle teilresistenten Bakterien abtöten zu können, aber hoch genug, um alle empfindlichen Konkurrenten auszuschalten, haben die begünstigten Bakterien Zeit, sich zu vermehren und weitere

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