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Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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wären) und dem fernöstlichen Besucher sehr schnell drei Finger und den Unterarm gebrochen. Dann hatte er sich verneigt, und der andere war mit einer etwas übertriebenen Verbeugung verschwunden.
    Sie wußten – alle wußten –, daß mehr als die Hälfte aller gastronomischen Betriebe aller Großstädte Schutzgelder zahlt; aber als Matzbach vor dem verstümmelten Leichnam kniete und nach eingehender Gewissenserforschung die Augen wieder öffnete, hielt er es doch für abwegig, in dieser nächtlichen Lieferung eine Art Zahlungsaufforderung zu sehen.
    Er stand auf, sah sich noch einmal gründlich um und ging über den Anleger zurück; irgendwie kam es ihm vor, als ob die fetten Wellen am Schiffsrumpf schmatzten.
    Yü lehnte am Tresen, auf den rechten Ellenbogen gestützt, und schien in dieser Haltung bis zum Sonnenaufgang über die Probleme der Doppelhelix oder der tibetischen Grammatik nachdenken zu wollen. Oder beides.
    »Du mußt dein Herz weit machen«, sagte Matzbach.
    Yü seufzte.
    »Ziehst du längeres Aufbleiben vor oder frühes Wecken?«
    »Gegen wen?«
    Matzbach wies mit dem Daumen hinter sich. »Regloser Besuch.«
    Yü rieb den Ellenbogen und verschwand im Niedergang. Matzbach goß je drei Fingerbreit Cardhu in zwei Gläser und befreite eine Davidoff vom Cellophan. Als Yü zurückkehrte, hatte sein Gang etwas Katzenhaftes, und in den dunklen Augen glomm es.
    »Es gibt ein Ding zwischen den Mundwinkeln, das ist: das Durchbeißen«, sagte Matzbach.
    Yü nahm das zweite Glas und rieb den Rücken an der Tresenkante. »Er hat den Mund voll von seiner Lieblingsbeschäftigung, beißt aber nicht mehr. Ihm ist die Festigkeit der Backenknochen abhanden gekommen.« Nach einem Schluck setzte er hinzu: »Kaum Blut; das ist woanders passiert.«
    »Womit wir bei der Frage wären: was tun?«
    Yü blickte wie zerstreut zum Billardtisch hinüber, auf dem Zaches der Zwerg schlief und röchelte. »Weißt du irgendwas?«
    Matzbach blies einen Rauchkringel. »Null. Du?«
    »Nichts von Bedeutung. Wann ist er weg?«
    »Gegen elf.«
    Yü klackte mit der Zunge. »Wir ahnungslosen Knaben ... Rufst du an? Ich mach Kaffee.«
    Ein Schwarm fragseliger Heuschrecken in Grün und in Zivil befiel das Rheinufer und die
Spelunke
, die Matzbach und Yü nach dem katastrophalen Ende ihres Abenteuers an der Ahr * mit einem Teil der blutigen Beute respektive des Erbes sowie mit Zuschüssen zweier Banken gekauft und umgebaut hatten. Matzbach registrierte, daß Yüs Panthergang wieder ins Menschliche verfiel. Offenbar erstickte das Polizeiaufgebot den Funken Jagdinstinkt, angefacht von Albos Aushauchen; andererseits hatte der 32jährige Chinese Erfahrungen als Kellner, Koch, Leibwächter, Kampfsportlehrer, Hilfsschreiner, Hobbywinzer – vielleicht wechselte er einfach zum gerade erforderlichen Aspekt seiner Persönlichkeit. Oder ihm war sein deutscher Paß eingefallen, was jeden Panther hemmen muß.
    Gegen sieben, ehe der dicke Morgenverkehr begann, verschwanden der Tote, die Leute von der Spurensicherung und der Mediziner, mit dem Hauptkommissar Walter Freiberg noch ein paar Worte wechselte, ehe er Matzbach wieder in die
Spelunke
folgte. Unter der Bräune (»Engadin – aber rein beruflich«) fräste der Schlafmangel tiefe Spuren in die Haut. Am Fuß der Doppeltreppe zum Kneipendeck blieb Freiberg stehen, betrachtete wie zum ersten Mal die Hinweisschilder –
VIPs/Toilette
nach links oben,
Menschen/Klo
nach rechts –, rieb sich die Augen und murmelte etwas wie »verrückte Bastarde«. Er stieg die Treppe hinauf; dabei klopfte er mit zusammengerollten Papieren an seinen Oberschenkel. Oben steckte er die Rolle in die Jacke, schaute mit schmalen Augen zum Zwerg, der immer noch auf dem Pooltisch schnarchte, und kletterte ächzend auf einen Hocker am Tresen.
    Aus dem Kombüsendurchgang erschien Yü mit einem Krug. »Frischer O-Saft.«
    »Gut für sauren Magen und Gemüt.« Matzbach hockte sich links neben Freiberg und deutete auf das Whiskyglas; Yü schob ihm die Flasche Cardhu hin.
    »Trotzdem danke.« Freiberg goß selbst Saft ein, trank und ächzte noch einmal; in dem Geräusch lag eine gewisse Feierlichkeit, etwas vorläufig Endgültiges. »Schläft der da immer so fest?« Er deutete auf Zaches, den man vergeblich zu vernehmen versucht hatte.
    »Fast. Was sagt euer Pathologe?« Matzbach kaute auf einer erloschenen Zigarre.
    »Er ist begeistert.« Freiberg gluckste. »Das wäre die widerlichste Sache, die er seit langem gesehen hat, sagt

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