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Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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er.«
    Die »Technik« hatte nichts Wesentliches gefunden, nur eine Million nutzloser Fingerabdrücke an Geländer und Törchen. Nirgends in weitem Umkreis Blut oder Schleifspuren, auch keine herrenlose, besudelte Schubkarre oder derlei. Die diversen Scheußlichkeiten mußten woanders durchgeführt worden sein; vermutlich hatte man Rumpf und Kopf nach Verschneiden und Schächten mit einem Auto hergebracht und über das Tor gekippt.
    Freiberg nippte an seinem Saft; dann gähnte er und rieb sich die Augen. »Tja, also – kurz und schmerzlos ...«
    »Mistah Kurtz he dead«, sagte Matzbach. »Und schmerzlos war das bestimmt nicht.«
    Der Hauptkommissar verzog das Gesicht. »Deswegen ist der Kollege ja so begeistert. Auf die genaue Reihenfolge will er sich nicht festlegen, glaubt aber, daß die – wer auch immer – nicht mit dem Kopf angefangen haben.«
    »Gah«, sagte Matzbach.
    Yü lächelte beinahe entrückt. »Wer sein Herz einmal verloren hat, sollte es danach nie wieder aus der Hand geben. Kung-tse.«
    Freiberg schüttelte den Kopf. »Nun mal ernsthaft, Jungs. Den offiziellen Teil habt ihr anständig absolviert. Jetzt sind wir unter uns. Was wißt ihr wirklich? Und ... bah, wieso muß ausgerechnet ich das hier machen?«
    Matzbach grinste. »War ich dir doch schuldig, Freibier. Ich hab die Sache gemeldet und darum gebeten, daß auf keinen Fall HaKa Freiberg kommen soll, wegen alter Differenzen. Persönliche Inkompatibilität. Erschien mir als sicherste Methode, dich schnell aus dem Bett zu zerren.«
    »Ich werd mich demnächst revanchieren. Also, komm, raus damit – was weißt du über diesen Albo Schmidt? Blöder Vorname, übrigens.«
    »Rufname«, sagte Yü. Er stand noch immer hinter dem Tresen, einen Unterarm auf die Zapfhähne gelegt. »Kriegsname, sozusagen.«
    »Wie heißt er richtig?«
    Matzbach kicherte. »Du wirst es nicht mögen. Seine Eltern hatten einen Hang zu jenen germanischen Namen, die Hitler und Co nicht mißbraucht haben.«
    »Spuck’s schon aus.«
    »Alberich.«
    »Alberich Schmidt? Mein Gott, wie albern.« Freiberg zog die Papiere aus der Tasche, nahm den von Yü dargebotenen Kuli und kritzelte. »Kennt ihr ihn gut?«
    »Nur flüchtig. Seit wir die Kneipe hier aufgemacht haben, ist er häufig dagewesen. Trinkt Köstritzer Schwarzbier. Ißt Käsehäppchen und Gemüseaufläufe und so was. Verschwindet meistens vor Mitternacht – die haben im Bauministerium bestimmt Gleitzeit, aber vielleicht gleitet er gern früh. Oder hat später nachts noch was Glitschiges vor.«
    Freiberg legte die Papiere auf den Tresen und steckte den Kuli in die Brusttasche. Yü beugte sich vor und zog ihn heraus.
    »Was? Ach so, Firmeneigentum. Also, Schmidt war hier von neun bis elf, ungefähr, ist gegangen, und dann hast du ihn gegen halb vier gefunden. Mehr nicht?«
    »Mir reicht das völlig«, sagte Matzbach.
    Freiberg gähnte schon wieder. »Scheißzeit ... Hat er exotische Kontakte?«
    »Bitte?« Yü hob die Brauen.
    »Er kennt mindestens einen Chinesen«, sagte Matzbach. »Und massenhaft exotische Beamte im Ministerium. Wieso?«
    »Ach, ich meine, wer schneidet denn das Ding ab und steckt es ihm in den Mund? Im Rheinland unüblich.«
    Baltasar wackelte mit dem Kopf. »Vorsicht. Sagen wir, diese hübsche alte Gepflogenheit harrt im Rheinland noch ihrer Wiedereinführung.«
    Freiberg seufzte. »Hat er vielleicht – ach, was weiß ich denn, eine Botokudin geschändet und ist jetzt von den Angehörigen bestraft worden?«
    Matzbach zog die Mundwinkel herab, als müsse er sich tiefer Zweifel erwehren. »Kaum. Die botokudische Population hierorts ist allenfalls karg. Und Albo hat sich zwar nie geoutet, ich bin aber sicher, daß er schwul war.«
    »Hm. Wie wär’s mit einem Fememord im schwulen Milieu?«
    Yü runzelte die Stirn. »Ihr müßt sehr müde sein, Herr, wenn Ihr derart phantasiert.«
    »Bin ich. Also, ihr habt wirklich keine Ahnung? Kommt, Jungs, tut mir doch den Gefallen. Gebt schon zu, daß ihr ihn da hingelegt habt, um Kunden abzuschrecken. Aus Faulheit. Ihr kriegt gemütliche Zellen, mildernde Umschläge, Kooperation mit den Behörden, alles was ihr wollt.«
    Matzbach holte ein Wegwerffeuerzeug aus der Tasche seines Piquéhemds und zündete die antike Zigarre wieder an. »Du bist doch bloß zu faul, jetzt das ganze Bauministerium zu befragen, oder?«
    »Grauenhafte Vorstellung.«
    »Du kannst ja deinen wölfischen Assistenten damit betrauen. Und hör dich mal im Milieu um.«
    Freiberg stützte die

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