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Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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uns, steigende Beträge für das Boot und setzt uns unter Druck, indem er Anschläge inszeniert.«
    »Die vermutlich weitergehen werden.« Baltasar paffte und ließ eine Art wabernden Rettungsring aufsteigen. »Es wäre arg auffällig, damit aufzuhören, nachdem wir kapituliert haben.«
    »Just. Um dich vom Denken abzuhalten und dir den Ausstieg zu erleichtern, schickt er dir Kunden mit komplizierten Fällen.«
    »Nicht sehr kompliziert; aber es stimmt schon, das ist Zuckerbrot und Peitsche. Ich nehme an, vor allem soll ich so beschäftigt werden, daß ich nicht dazu komme, mir Gedanken über die Affäre
Spelunke
zu machen. Du hast dich ja immer diskret zurückgehalten, um den Service gekümmert; Erler geht offenbar davon aus, daß ich alles andere mache, rechnet deshalb nicht mit dir. Böser Fehler.« Er grinste. »Man sollte niemals den Chinesen im Spiel übersehen.«
    Yü reagierte nicht; er starrte in die Luft über Matzbachs Kopf.
    »Überweisung?« sagte Baltasar. »Scheck? Bar?«
    Yü schüttelte den Kopf. »Das ist der zweite Schritt. Bleib noch einen Moment bei Erler. Uns kann es gleich sein, ob er wirklich selber dringend die
Spelunke
haben will, aber andererseits sollten wir die Anzahl der Tischgäste bedenken. Und – habe ich das schon gesagt? – der Tisch, über den wir Erler ziehen wollen, muß gut gedeckt und fest verankert sein.«
    Baltasar schloß die Augen. »Gründlich pleite heißt nicht, daß er kein Geld mehr von den Banken kriegt, wenn er was nett Papierenes vorlegt. Er hatte aber einen feinen Bentley, an dem sein vermeintliches Herz hing, und den haben Leute, möglicherweise aus Köln, ihm weggenommen. Vielleicht konnte er doch nicht so schnell irgendwas flüssig machen, ja?«
    »Konfuzius sagt, wenn dich einer würgt, sieh nach, wer
ihn
würgt; es mag nicht helfen, aber du stürbest dann im Zustand des vermehrten Wissens.« Yü gluckste. »Unser Wissen ist gering, alter Herr Matzbach. Nur eine Hypothese: Erler schuldet Herrn KKK aus Köln etwas, oder hat was Böses getan und wird nun von KKK gewürgt. Um sich aus dem Griff zu winden, bietet er ihm ein Restaurantboot an, das man zu Puffcasino und Opiumhöhle ausbauen könnte. KKK schießt ein bißchen zu, und Erler und KKK betreiben es dann zusammen. Welche Sorte Geld – oder welche Farbe des Geldes? Schwarz?«
    »Sagen wir dunkelgrau.« Baltasar seufzte. »Eher bar als unbar, denke ich. Man muß sich wappnen.«
    »Der Verkäufer«, sagte Yü gedehnt, »muß nicht unbedingt weiterleben, damit der Kontrakt rechtsgültig wird.«
    »So daß sich die Frage stellt, ob wir eine sichere Überweisung haben wollen, einen möglicherweise ungedeckten und nach dem Ableben der Verkäufer zerreißbaren Scheck; oder riskantes Bargeld. Klartext, gelber Gefährte: Sollen wir, mit den nötigen Vorsichtsmaßnahmen, das Spiel namens Überden-Tisch-Ziehen betreiben, oder wollen wir wahrlich aufgeben?«
    Yü leerte seinen Kaffeebecher und stand auf. »Das bürgerliche Leben, sagt Meng-tse, verbindet relative Sicherheit mit absoluter Langeweile. Ich bin für Entertainment.«
    Als Yü das Office verlassen hatte, rauchte Matzbach die Zigarre zu Ende, grübelte dabei und stieß hin und wieder seltsame Geräusche aus. Dann griff er zum Telefon. Erlers Nummer war besetzt. Zwei andere Nummern dagegen nicht: Der mit Blick auf Paderborns Dom gestrafte Exjournalist war bereit, Besuch zu empfangen, wußte gleich, wovon Matzbach redete, und versprach, seine Gedanken aus der Ablage zu holen.
    Und ein außerhalb von Paderborn wohnhafter Professor der Philosophie war im Moment verhindert (Matzbach interpretierte dies als Klo oder Badewanne), die Haushälterin sagte jedoch, er werde am folgenden Abend zweifellos zu Hause und bereit sein, einen ehemaligen Kommilitonen zu empfangen, und wie denn bitte dessen Name sei? Baltasar sagte, es solle eine Überraschung werden; dann hängte er ein.
    Beim vierten Versuch erwischte er endlich Rüdiger Erler. Dauer und Herzlichkeit der Begrüßung hielten sich in Grenzen; Erler kam gleich zur Sache.
    »Sie beide haben eins Komma acht reingesteckt, nicht wahr? Ich biete eins Komma neun – letztes Angebot, nicht verhandelbar und nicht durch Feilschen zu erhöhen.«
    Matzbach schwieg fast eine halbe Minute lang. Erler hatte gute Nerven, schwieg ebenfalls, räusperte sich nicht einmal.
    »Na schön«, sagte Baltasar schließlich. »Wann und wie?«
    »Wie hätten Sie’s denn gern?«
    »Notartermin, Überweisung; Übergabe, sobald das Geld da

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