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Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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echten Weganer, die uns da versenken wollen. Sieht jedenfalls so aus. Und der Gespiele ... Aber gesehen hat er den geheimnisvollen neuen Liebhaber von Albo auch nicht, oder?«
    »Einmal nachts, von weitem. Groß, schlank, kraftvoller Gang, so etwas. Und eben Albos Auskunft über sensationelles Mundwerk und sensationellen Umgang mit Schnüren und Knoten und Leder.«
    »Irgendwas Besonderes?«
    Yü dachte einen Moment nach. »Irgendwas mit besonders schicken Gleitknoten, oder wie immer man das nennt. Hände, Füße, Gemächt und Hals so verbunden, daß ohne direkten Würgeschmerz Erstickungsgefühle den Abgang noch abgängiger machen.«
    »Ja ba da ba du«, sagte Baltasar.
    Am Montag, kurz vor dem Aufbruch gen Luxemburg, erwischte Matzbach endlich Tobias Neumann, dem er telefonisch eine Reihe von Telefonaten aufbrummte. Hermine und Zaches würden die Stellung in Brenig halten; der Zwerg wollte ausschlafen, und Hermine wollte einen »ephemeren Euphemismus« schnitzen, wie sie sagte. Dabei blickte sie flüchtig auf Baltasars Leibesmitte. Yü und Dany verschwanden mit Rapunzels Golf, um Danys Golf einzusammeln und später beide Gölfe am Rheinufer abzustellen.
    Matzbach steuerte den Rover zur Eifelautobahn nach Blankenheim; die Landstraße Richtung Bitburg-Prüm-Luxemburg nahm er vorsichtig in Angriff, weil Rapunzel plötzlich die Lehne des Beifahrersitzes zurückkippte und »versäumten Schlaf nachholen« wollte.
    Die Geschäfte in Luxemburg gingen glatt und verblüffend. Alberich Schmidt hatte bei vier Banken (die Mutterhäuser standen in Andorra, San Marino, Vaduz und Nassau) Konten unterhalten. Die Summe der Einlagen einschließlich aufgelaufener Zinsen belief sich auf etwas mehr als 2,7 Millionen DM. Die betäubte Rapunzel, von Baltasar immer wieder liebevoll angeschubst, hatte dank ihrer Zeichnungsberechtigung und des Totenscheins keine Probleme, über das Geld zu verfügen. Bei allen vier Banken eröffnete sie neue Konten, ließ Albos Guthaben auf diese übertragen und die alten Konten löschen. Von jedem Konto hob sie dabei 30000,- DM »in kleinen gebrauchten Tausendern« ab, benannte Hermine Päffgen, Matzbach und ihre Kinder als verfügungsberechtigt, ließ Baltasar alles mit unterschreiben, lud ihn – noch immer fassungslos – zu einem Essen ein, von dem sie kaum etwas zu sich nahm, und verbrachte die Heimfahrt in stummem Grübeln. Matzbach hütete sich, sie dabei zu stören; zwar hätte er gern gewußt, was sie mit den 120000,- DM anzufangen plante, die ihre Handtasche blähten, aber seine Gedanken irrten immer wieder zu anderen Fragen ab, schweiften eher durch Bonn, Paderborn und das Hinterland von Detmold als durch Luxemburg. Als Rapunzel sich irgendwann für ihr Schweigen entschuldigen zu müssen glaubte, tätschelte er ihr sanft das linke Knie.
    »Keine Sorge, Herzchen. Wie Yü behauptet, hat Mencius alias Meng-tse mal gesagt, Glücksfälle wie den Untergang einer Dynastie, die Überschwemmung, die die Sippe deines Feindes dahinrafft, oder sich einstellenden unverhofften Reichtum solle man schweigend genießen.«
    »Ich genieße gar nicht«, sagte sie; es klang beinahe verdrossen. »Ich frage mich, was Albo angestellt hat, für diesen Haufen Knete.«
    »Auch dazu sagt Mencius etwas. ›Den Haufen, der beim formlosen Abschied des Diebes auf deinem Seidenteppich verbleibt, solltest du dankbar hegen; die Bewirtung des Jadekaisers und seines Hofstaats, deren Besuch dir erspart blieb, wäre teurer gewesene«
    »Hach!« sagte Rapunzel.
    Für die Rückfahrt via Autobahn Trier-Koblenz brauchten sie eineinhalb Stunden. Kurz vor vier setzte Baltasar Rapunzel in Brenig ab. Hermine übergab ihm zu treuen Händen einen Kuß und die Information, daß Kimberley aus New York am Donnerstag früh in Düsseldorf landen würde.

12. Kapitel
    Mancher glaubt, er könne über Metaphysik reden, und würde sie doch nicht erkennen, wenn er sie in seiner Suppe fände.
    I DRIES S HAH
    Die vollkommen sinnlose, nur als Schikane und Verwarnung zu wertende Einvernahme durch HK Ludewig verdrängte Matzbach ebenso wie die Anweisung, »keinen Furz zu lassen, ohne daß Sie uns zuerst Bescheid sagen«, und die freundliche Aufforderung, sich »wie der Scheißzivilist zu benehmen, der Sie ja sind, und das Wühlen in der Kacke den Profis zu überlassen, klar?« Baltasar nickte lediglich höflich und bat um Auskünfte über die im Präsidium verwendete Klopapiersorte. Auf der Fahrt zur
Spelunke
dachte er zahlreiche liebevolle Gedanken in

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