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Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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unangenehmen Typen aus Köln arrangiert. Arrangieren müssen. Ich weiß nicht, wie er heißt oder was er tut; Rüdiger hat immer nur ›der fiese Möpp‹ gesagt. Und geflucht, daß er den beteiligen muß. – Schulden? Ich weiß nicht. Ich nehme es aber an.« Sie lachte bitter. »Ich habe eigenes Geld; von meinem ersten Ex. Entschuldigen Sie die saloppe Ausdrucksweise. Davon hatte ich etwas in Rüdigers Geschäfte gesteckt, so um eine Viertelmillion. Laut Scheidungsvertrag muß er mir das innerhalb von zwei Jahren zurückzahlen. Bis jetzt habe ich keinen Pfennig davon gesehen.«
    »Wie macht Erler denn seine Geschäfte, ohne Geld?«
    »Ah, nicht
ganz
ohne Geld. Zuerst hatte er diesen Baumarkt, zusammen mit einem Kompagnon. Den hat er ausbezahlt, als die Sache zu laufen begann. Mit dem Baumarkt als Sicherheit hat er sich Geld geliehen und ein Restaurant gekapert – so hat er es ausgedrückt. Und so weiter: Ein halbgesundes Objekt finanziert das nächste, wenn man so will. Er hat so viele Schulden, daß ihn die Banken gar nicht absaufen lassen können.«
    »Wissen Sie zufällig, ob er irgendwas in Sachen DDR versucht hat? Windige Deals an der ehemaligen Zonengrenze, zum Beispiel?«
    Sie schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Keine Ahnung.« Am Tresen der
Laterne
hatte Matzbach eben die Hälfte seines zweiten kleinen Guinness erreicht, als Yü erschien. Er wirkte unruhig, weigerte sich zu trinken und wollte sehr schnell Richtung Brenig aufbrechen. Baltasar leerte sein Glas, zahlte und folgte dem Chinesen zum halb um eine Litfaßsäule gewickelten Rover.
    »Mann, was treibt dich denn?« sagte er, als er auf dem Beifahrersitz Platz nahm.
    Yü schnaubte. »Du wirst es verstehen, wenn ich berichtet habe. Ich muß jetzt etwas Unverzeihliches tun.«
    »Ego te absolvo. Was hast du vor?«
    Yü steuerte Richtung Stadtmitte. »Zusammengefaßt, Details später? Na schön.« Er holte tief Luft. »Ich habe den Abend mit Transvestiten, Schwulen, Lesben, Sadomasos und Nekrophilen verbracht, viele interessante Einzelheiten über die Verfahrensmöglichkeiten gehört; zwischendurch hatte ich reichlich vegetarischen Umgang. Erstaunlich, wie viele Angehörige all dieser Gruppen an missionarischem Eifern und Geifern leiden. Ich will jetzt nur noch zweierlei – einen unverzeihlichen Big Mac und ein bißchen ganz gewöhnlichen Sex.«
    Matzbach kicherte. »Alles gegönnt. Ich nehme nur an, so gewöhnlich wird’s nicht werden. Wie ich euch kenne, mußt du doch Dany eingehend und anregend berichten.«
    Yü verfluchte halblaut den Herrn der Cityringe, nahm die Ampel vor der Viktoriabrücke bei Tieforange, bog üppig quietschend vom Kaiser-Karl-Ring in die Kölnstraße ein und sagte:
    »Edler Besitzer eines brauchbaren Wagens, magst du die Selbstverleugnung so weit treiben ...?«
    Baltasar ächzte theatralisch. »Ist gut. Junge. Ich kann nur hoffen, daß mich niemand erkennt. Halt gegenüber; ich besorg dir dein Pfund Fleisch.«
    »Versuch mal, es ohne falsche venezianische Zitate zu kaufen; man verstünde dich dort nicht.«
    Zu Matzbachs Erstaunen schaffte Yü es, beim Fahren zu essen, ohne sich zu bekleckern. Er hielt die dubiose Speise in der rechten Hand, lenkte mit links, und Matzbach übernahm wortlos das Schalten. Zwischendurch sagte Yü, vollmundig:
    »Willst du dir nicht endlich mal einen Wagen mit Automatik anschaffen?«
    »Nein.« Es klang herb und unwiderruflich. »Auch keine Kaffeemaschine und keine Hoden-Elektroden samt Virtualmasturbator. Ein paar Dinge verlieren wirklich jedes Aroma, wenn ...«
    Yü schluckte. »Geschenkt. Also ...« Er leckte sich die Finger, betrachtete die Hand im Licht eines entgegenkommenden Wagens und begann mit der Langfassung seines Berichts.
    Er hatte Don Red Horse besucht, der – wenn er nicht gerade seinem Chef die Tür öffnen mußte – in Shorts auf dem Bett lag und in die Glotze schaute. Die Schürfwunden waren fast verheilt, und der Cheyenne dankte leicht verwundert für die Anteilnahme. Danach war Yü in Kneipen, Kellern, Hinterzimmern und Schuppen versackt.
    »Substantielles ist also kaum herausgekommen«, sagte Yü schließlich, als sie schon fast Hermines Gehöft erreicht hatten. »Bis auf diese zwei Dinge – Albos abgelegter Gespiele und die Gewaltverzichtserklärung der beiden Weganer.«
    »Ich mißtraue heiligen Eiden.« Matzbach trommelte mit den Fingernägeln gegen die Scheibe der Beifahrertür. »Immerhin, wenn du sagst, sie klingen völlig überzeugend ... Na schön, also keine

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