Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
ist.«
    Erler klackte mit der Zunge. »Wollen Sie unbedingt den Staat beteiligen?«
    »Den Staat«, sagte Matzbach, »der in Börsen und Betten hineinregiert und von Wegelagerern übernommen wurde, will ich nicht beteiligen. Er bietet aber eine gewisse Sicherheit. Zwei Sicherheiten, genauer. Erstens die des überwachten Bezahlens, zweitens die des gnadenlosen Schröpfens. Ich weiß nicht, ob erstere Sicherheit mir nicht zweitere wert sein sollte.«
    »Hm.«
    »Haben Sie eine bessere Idee?«
    »Ja. Passen Sie auf.« Erler holte Luft. »Ich habe gerade eine kleine Portion Geld herumliegen, das nicht unbedingt durch einsehbare Bücher gehen sollte. Läßt sich also schlecht überweisen. Andererseits« – er zögerte einen Moment – »ist überweisbares Geld ein bißchen, uh, knapp.«
    »Wie hatten Sie sich das denn vorgestellt? Kleine Bootsfahrt mit Übergabe von Bargeld und Festmahl?«
    »Erbsensuppe reicht. Ja, so ungefähr. Wie wär’s mit dem Wochenende?«
    Matzbach machte eine Pause, als ob er fürchterlich überlegen müßte. »Njaaa ... Hm. Samstag? Gegen sechs? Fahrt nach, sagen wir, Linz, bis dahin Mampfen und Geldzählen, dann, falls wir uns geeinigt haben, Übergabe des Boots, und Sie steuern zurück nach Bonn? So in der Art, nett dramatisch?«
    »Bleiben Sie ernst, Mann. Aber eigentlich keine schlechte Idee.«
    »Also alles dunkelgrau bis schwarz, ja? Und wie rechtfertigen wir das alles? Ich nehme an, irgendwann in den nächsten Jahren wird doch jemand wissen wollen, wieso eigentlich das Boot den Besitzer gewechselt hat, und wozu beziehungsweise wofür.«
    Erler lachte trocken und kurz. »Wir machen einen sauberen Vertrag, legal und dem Finanzamt eingängig.«
    »Über das Aushändigen illegaler Gelder? Sie scherzen.«
    »Keineswegs. Passen Sie auf. Sie kriegen Knete, bringen meinetwegen ein Prüfgerät mit; es sind keine notierten Scheine, niemand sucht sie, sie können nur nicht auf
meinem
Konto auftauchen, klar? Sobald
Sie
das Geld haben, ist es sauber. Und wir machen einen Vertrag. Sie händigen mir darin das Boot aus, im Austausch gegen neunundvierzig Prozent Beteiligung an meiner Architekturberatung. Die Ende nächsten Jahres mit abschreibbaren Verlusten in Konkurs geht.«
    Baltasar bedachte dies eine Weile, dachte nebenher noch drei andere Gedanken zu Ende. »Na gut«, murmelte er schließlich. »Und wie ist es mit der unmittelbaren persönlichen Sicherheit? Wie viele Bodyguards bringen Sie mit?«
    Erler kicherte. »Bodyguards? Hab ich das an Bord Ihres Appelkahns nötig? Wie viele werden Sie sein?«
    »Bah – fünf? Vielleicht sechs.«
    »Dann komm ich auch zu sechst. Ich bring einen mit, der den Kahn lenken kann, legal. Für die Rückfahrt von Linz.«
    »Ah, übrigens.« Matzbach sagte es betont beiläufig. »Die nächsten drei Tage bin ich unterwegs, wegen der Klienten, die Sie geschickt haben. Danke auch.«
    »Ach, hat’s geklappt? Freut mich.«
    »Klaut mir nur im Moment Zeit, aber ... na ja. Wenn noch was ist, halten Sie sich an Yü, okay?«
    Später, kurz vor dem Schließen, nahm Baltasar noch einmal Don Red Horse beiseite und fragte, ob ihm etwas eingefallen sei hinsichtlich alter oder neuer Feinde, aber der Cheyenne schüttelte den Kopf.
    »Nix da, Boß. Die alten Feinde, die ich hab, würden mir bei lebendigem Leib das Fell abziehen oder mich skalpieren oder so, aber von denen bastelt keiner Autobomben. Ich weiß auch nicht weiter. Außer es ging gegen den ganzen Laden hier, und mein oller Pickup war zufällig das einzige, was die identifizieren konnten. Wer auch immer
die
sind.«
    Auf die widerliche rote Schmiererei an seiner Wohnungstür (die zu beseitigen der Hausbesitzer offenbar ihm überließ) hatte jemand einen Zettel geklebt, mit Maschine beschrieben:
    IN DER SPELUNKE
ZUR ALTEN UNKE
DA IST DEMNÄCHST SENSE, DU ARSCH!
IN DER SPELUNKE
ZUR ALTEN UNKE
DA GIBTS NUR EINS: VERPIß DICH, MARSCH!
    Daß dort zwischen Großbuchstaben das kleine
ß
statt zweier großer
s
stand, irritierte ihn, obwohl er diese Barbarei in letzter Zeit oft genug auf Plakaten gesehen hatte. Er verdrängte die Irritation jedoch; es gab Wichtigeres zu bedenken als Rechtschreibung und Ästhetik. Matzbach begrübelte die Reihenfolge der Vorfälle, bis er einschlief. Besonders bedachte er jene Happenings, die nicht zu den übrigen paßten.
    Am Dienstag traf er, wie verabredet, kurz nach neun Uhr morgens Tobias Neumann vor der Behausung des verblichenen Professors Carlo.
    »Wie bist du bloß
darauf
gekommen?« sagte

Weitere Kostenlose Bücher