Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
Vom Netzwerk:
nicht.«
    »Aber es ist nah dran. Ich kenne die Details nicht, und eigentlich interessiert es mich auch nicht, wie oder warum Hunter zu Ihnen gekommen ist. Sicher ist, dass er bei Ihnen war. Er hat Ihnen das Foto und das Video zukommen lassen. Und Sie haben Charles Talley gefunden. Dann sind Sie beide gemeinsam zum Hotel gefahren, um ihn damit zu konfrontieren. Talley und Hunter haben sich geprügelt. Am Ende war Hunter verletzt und Talley tot.«
    Cingle sah zur Seite.
    »Möchten Sie noch etwas hinzufügen?«, fragte Loren.
    Wieder klingelte Lorens Handy. Sie zog es aus der Tasche, klappte es auf und sagte: »Hallo?«
    »Hier ist der freundliche Nachbar Lance.«
    »Was gibt’s?«
    »Raten Sie mal, wo ich gerade bin?«
    »Vor Marsha Hunters Haus?«
    »Bingo. Und jetzt raten Sie mal, wessen Wagen in der Einfahrt steht?«
    Loren richtete sich auf. »Brauchen Sie Verstärkung?«
    »Ist schon unterwegs.«
    Sie klappte das Handy zu. Cingle sah sie an.
    »Ging’s um Matt?«
    Loren nickte. »Wir sind dabei, ihn festzunehmen.«
    »Er wird ausrasten.«
    Loren zuckte die Achseln und wartete.

    Cingle biss sich auf einen Fingernagel. »Ihre Version ist falsch.«
    »Inwiefern?«
    »Sie glauben, Charles Talley hätte Matt diese Bilder geschickt.«
    »Hat er nicht?«
    Cingle schüttelte langsam den Kopf.
    »Wer dann?«
    »Gute Frage.«
    Loren lehnte sich zurück. Sie dachte an das Foto von Charles Talley. Er hatte die Hand gehoben, fast als wäre es ihm peinlich, dass er fotografiert wurde. Er hatte das Foto nicht selbst gemacht.
    »Spielt keine Rolle. In ein paar Minuten haben wir Matt verhaftet.«
    Cingle stand auf. Sie fing an, auf und ab zu gehen. Sie verschränkte die Arme. »Vielleicht«, sagte sie, »sind die Fotos eine Falle.«
    »Was?«
    »Kommen Sie, Loren. Überlegen Sie doch mal. Finden Sie nicht, dass das alles ein bisschen zu gut zusammenpasst?«
    »Das ist bei vielen Mordfällen so.«
    »Quatsch.«
    »Wenn man einen toten Mann findet, überprüft man sein Liebesleben. Wenn man eine tote Frau findet, überprüft man ihren Freund oder Ehemann. So einfach ist das normalerweise.«
    »Außer dass Charles Talley nicht Olivia Hunters Freund war.«
    »Und wie sind Sie darauf gekommen?«
    »Ich bin nicht darauf gekommen. Matt ist darauf gekommen.«
    »Ich warte noch auf das Wie.«
    »Die Bilder sind Fälschungen.«

    Loren öffnete den Mund, schloss ihn wieder und ließ sie ausreden.
    »Deshalb ist Matt heute Nacht zu mir ins Büro gekommen. Ich sollte die Bilder für ihn vergrößern. Ihm ist aufgefallen, dass sie nicht das zeigen, was sie zeigen sollen. Er hat’s gemerkt, als es anfing zu regnen.«
    Loren lehnte sich zurück und breitete die Hände aus. »Das erklären Sie mir doch bitte mal ganz von vorn.«
    Cingle griff nach dem Foto von Charles Talley. »Okay, sehen Sie das Fenster da und das Licht davor …?«

41
    Lance Banners Wagen stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite vor Marshas Haus.
    »Kennst du den?«, fragte Olivia.
    »Ja. Wir sind zusammen zur Schule gegangen. Er ist Polizist.«
    »Ist er hier, um dich wegen der Schlägerei zu vernehmen?«
    Matt antwortete nicht. Das klang aber plausibel. Wahrscheinlich brauchte die Polizei einen kompletten Bericht, nachdem sie Cingle festgenommen hatten. Vielleicht war sein Name auch im Funk erwähnt worden, als sie über das Opfer sprachen, und Lance hatte das mitgekriegt. Vielleicht war es auch nur eine weitere Schikane.
    Auf jeden Fall war es keine große Sache. Wenn Lance zur Tür kam, würde Matt ihn einfach wegschicken. Das war sein gutes Recht. Man konnte ein Opfer nicht festnehmen, weil es einen Bericht nicht rechtzeitig geliefert hatte.
    »Matt?«
    Er wandte sich an Olivia. »Du hast gesagt, sie haben dich nicht gefunden. Du hast sie gefunden.«

    »Ja.«
    »Das versteh ich nicht.«
    »Das liegt daran, dass es das Schwierigste an der ganzen Sache ist«, sagte Olivia.
    Er dachte – nein, hoffte –, dass das ein Witz war. Er versuchte, bei der Sache zu bleiben, sich zu konzentrieren, alles zu rationalisieren oder sich einfach abzuschotten.
    »Ich habe viele Lügen erzählt«, sagte sie. »Aber die letzte ist die schlimmste.«
    Matt blieb am Fenster.
    »Ich habe mich in Olivia Murray und dann in Olivia Hunter verwandelt. Candace Potter war für mich gestorben. Aber eins konnte ich nicht ganz aufgeben.«
    Sie schwieg.
    »Was ist das?«, fragte Matt leise.
    »Mit fünfzehn war ich schwanger geworden.«
    Er schloss die Augen.
    »Ich hatte solche Angst.

Weitere Kostenlose Bücher