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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Ich habe es geheim gehalten, bis es zu spät war. Als die Fruchtblase platzte, hat meine Pflegemutter mich zum Arzt gebracht. Da musste ich sofort einen Stapel Papiere unterzeichnen. Dann wurde was bezahlt, wie viel weiß ich nicht. Das Geld habe ich nie gesehen. Der Arzt hat mir eine Narkose gegeben. Ich habe das Baby bekommen. Als ich aufgewacht bin …«
    Sie verstummte. Dann zuckte sie die Achseln und sagte: »Ich weiß nicht mal, ob es ein Junge oder ein Mädchen war.«
    Matt behielt Lances Wagen im Auge. Olivias Geschichte ging ihm durch Mark und Bein. »Was ist mit dem Vater?«
    »Er hat mich sitzen lassen, als er gehört hat, dass ich schwanger bin. Das hat mir das Herz gebrochen. Ein paar Jahre später ist er bei einem Autounfall ums Leben gekommen.«
    »Und du hast nie erfahren, was mit dem Baby passiert ist?«
    »Nein. Ich habe kein Wort davon gehört. Und eigentlich
bin ich damit ganz gut zurechtgekommen. Selbst wenn ich Anteil an ihrem Leben hätte haben wollen, hätte ich das nicht gekonnt – in meiner Lage. Das heißt nicht, dass sie mir egal war. Oder dass ich mich nicht gefragt hätte, was mit ihr passiert ist.«
    Einen Moment lang war es still im Raum. Dann drehte Matt sich um und sah seine Frau an.
    »Du hast ›mit ihr‹ gesagt.«
    »Was?«
    »Gerade eben. Erst hast du behauptet, du wüsstest nicht, ob es ein Junge oder ein Mädchen war, dann hast du gesagt, du wolltest keinen Anteil an ihrem Leben haben und dass du dich gefragt hast, was mit ihr passiert ist.«
    Olivia sagte nichts.
    »Sei wann weißt du, dass du eine Tochter zur Welt gebracht hast?«
    »Seit ein paar Tagen.«
    »Und wie hast du das erfahren?«
    Olivia zog ein paar weitere Zettel aus der Tasche. »Kennst du dich mit Internet-Selbsthilfegruppen für adoptierte Kinder aus?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Einige haben Listen, wo adoptierte Kinder Anzeigen aufgeben können, in denen sie nach ihren leiblichen Eltern suchen und umgekehrt. Ich hab da immer mal wieder nachgesehen. Nur so aus Neugier. Ich hab nie damit gerechnet, wirklich was zu finden. Candace Potter war längst tot. Selbst wenn ihre Tochter ihre leibliche Mutter suchte, hätte sie das erfahren und aufgegeben. Außerdem konnte ich mich sowieso nicht melden. Ich hatte meinen Pakt. Es hätte meinem Kind nur geschadet, wenn es mich gefunden hätte.«
    »Aber du hast trotzdem in den Listen nachgesehen?«
    »Ja.«

    »Wie oft?«
    »Spielt das eine Rolle, Matt?«
    »Ich glaub nicht.«
    »Du verstehst nicht, warum ich das getan habe?«
    »Doch, doch, das versteh ich schon«, sagte er, obwohl er nicht ganz sicher war, ob das der Wahrheit entsprach. »Und was ist dann passiert?«
    Olivia reichte ihm einen Zettel. »Ich habe diese Anzeige gefunden.«
    Der Zettel war vom vielen Auseinander- und Zusammenfalten zerknittert. Das Datum oben war vier Wochen alt. Die Anzeige lautet:
    Dies ist eine dringende Mitteilung, die streng vertraulich behandelt werden muss. Unsere Tochter wurde am 12. Februar vor achtzehn Jahren im Büro von Dr. Eric Tequesta in Meridian, Idaho, adoptiert. Der Geburtsname der Mutter lautete Candace Potter. Sie ist verstorben. Über den Vater liegen uns keine Informationen vor. Unsere Tochter ist sehr krank. Sie braucht dringend eine Nierenspende von einem Blutsverwandten. Wir suchen nach Blutsverwandten, deren Werte übereinstimmen könnten. Wenn Sie eine Blutsverwandte der verstorbenen Candace Potter sind, nehmen Sie bitte Kontakt zu uns auf unter …
    Matt las den Brief immer wieder.
    »Ich musste was tun«, sagte Olivia.
    Er nickte stumm.
    »Ich hab den Eltern eine E-Mail geschickt. Zuerst habe ich behauptet, eine alte Freundin von Candace Potter zu sein, da wollten sie mir aber keine Informationen geben. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Dann habe ich noch mal geschrieben und gesagt, ich wäre eine Blutsverwandte. Und seitdem hat das Ganze eine komische Wendung bekommen.«

    »Wie?«
    »Ich glaube … ich weiß nicht … die Eltern waren plötzlich ganz zugeknöpft. Wir haben dann ein persönliches Treffen vereinbart und Ort und Zeit ausgemacht.«
    »In Newark?«
    »Ja. Sie haben sogar das Zimmer für mich gebucht. Ich sollte einchecken und warten, dass sie mit mir in Kontakt treten. Das habe ich getan. Schließlich hat ein Mann angerufen und mich aufgefordert, in Zimmer 508 zu kommen. Da hat er dann meine Handtasche durchsucht. So ist er vermutlich an das Handy gekommen. Dann hat er mich gebeten, mir im Bad ein Kleid anzuziehen und eine Perücke

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