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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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um mich rauszulocken.« Olivia runzelte die Stirn. Irgendwas passte daran nicht, aber sie fuhr einfach fort. »Darrow hat Geld von mir verlangt. Ich hab ihm fünfzigtausend gegeben. Charles Talley hing da auch mit drin.«
    »Ich kann dir nicht folgen.«
    »Ich soll mich heute Abend mit jemandem treffen«, sagte Olivia. »Sie wollten mir meine Tochter zeigen. Aber jetzt sind Darrow und Talley tot. Und irgendjemand sucht immer noch nach einem Video.«
    Wieder entgleisten Kimmys Züge. »Video?«
    »Als Clyde mich zusammengeschlagen hat, hat er immer wieder gefragt: ›Wo ist das Video?‹ Und heute …«
    »Einen Moment.« Kimmy hob die Hand. »Das hat Clyde gefragt?«
    »Ja.«
    »Und deshalb hat er Cassandra umgebracht? Weil er ein Video gesucht hat?«
    »Ich glaub schon, ja. Er ist damals fast durchgedreht.«
    Kimmy fing an, auf den Fingernägeln zu kauen.
    Kimmy?
    Aber ihre alte Freundin stand nur auf, ging in die Ecke zu einem Schrank.
    »Was ist los?«, fragte Olivia.
    »Ich weiß, warum Clyde das Video gesucht hat«, sagte Kimmy plötzlich ruhig. Sie öffnete die Schranktür. »Und ich weiß, wo es ist.«

56
    Matt ging mit Loren zu seiner Nische im Eager Beaver. Als sie sich setzten, sangen ABC gerade The Look of Love. Es war dunkel im Saal. Die Stripperinnen schienen plötzlich weit weg zu sein.
    »Eine Waffe hast du nicht dabei, oder?«, fragte Matt.
    »Ich hatte keine Zeit, mir eine Genehmigung fürs Flugzeug zu besorgen.«
    »Dann bist du allein hier?«
    »Na und?«
    Matt zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich könnte ich dich immer noch k. o. schlagen und einfach abhauen.«
    »Ich bin zäher, als ich aussehe.«
    »Das glaub ich. Du warst schon früher ziemlich zäh.«
    »Du nicht.«
    Er nickte. »Also, was weißt du über meine Frau?«
    »Warum erzählst du nicht erst mal, Matt?«
    »Weil bisher alle vertrauensbildenden Maßnahmen von mir ausgegangen sind«, erwiderte er. »Jetzt bist du mal dran.«
    »Klingt einleuchtend.«
    »Und?«
    Loren überlegte nicht lange. Sie hielt ihn tatsächlich für unschuldig, und wenn sie sich irrte, würden auch ohne ihr Mitwirken genug Beweise gegen ihn zusammenkommen. Dann konnte er sich nicht mehr rausreden. Verurteilte Straftäter kamen nicht in den Genuss dieses Privilegs.
    »Ich weiß, dass deine Frau eigentlich Candace Potter heißt.«
    Sie erzählte. Er stellte zwischendurch kurze Fragen oder ergänzte Details. Als Loren zur Obduktion der vermeintlichen Candace Potter kam, die eine AIS-Frau gewesen war, richtete Matt sich auf, und seine Augen weiteten sich.

    »Kannst du das noch mal wiederholen?«
    »Max Darrow hatte sich angestrichen, dass das Opfer eine AIS-Frau war.«
    »Und das heißt, sie ist so eine Art Hermaphrodit.«
    »So ähnlich, ja.«
    Er nickte. »Deshalb ist Darrow drauf gekommen.«
    »Worauf gekommen?«
    »Dass Candace Potter noch am Leben sein muss. Pass auf, meine Frau hat mit fünfzehn eine Tochter bekommen. Sie ist direkt nach der Geburt zur Adoption freigegeben worden.«
    Loren nickte. »Das muss Darrow irgendwie rausgekriegt haben.«
    »Genau.«
    »Und dann ist ihm wieder eingefallen, dass im Obduktionsbericht stand, dass die Tote eine AIS-Frau war. Aber wenn Candace Potter früher einmal schwanger gewesen ist …«
    » … dann konnte sie nicht das Mordopfer sein«, vollendete Matt den Satz.
    »Deine Frau soll sich heute hier mit ihrer Tochter treffen, stimmt’s?«
    »Ja. Um Mitternacht.«
    Loren nickte. »Darum hast du diesen Deal mit mir gemacht, dass wir bis ein Uhr nachts warten. Damit das Treffen noch stattfinden kann.«
    »Genau«, sagte Matt.
    »Nett von dir, so ein Opfer zu bringen.«
    »Ja, ich bin ein Schatz, außer …« Matt brach ab. »Oh, Scheiße, überleg doch mal, was wir gerade gesagt haben. Das ist eine Falle. Es muss eine Falle sein.«
    »Da komm ich jetzt nicht ganz mit.«
    »Okay, stell dir vor, du bist Max Darrow. Du erfährst, dass Candace Potter noch lebt und auf der Flucht ist. Wie würdest du versuchen, sie zu finden, wenn so viele Jahre vergangen sind?«

    »Ich weiß es nicht.«
    »Du würdest versuchen, sie aus der Deckung zu locken, stimmt’s?«
    »Ja, vermutlich.«
    »Und wie? Indem du sie zwingst sich zu offenbaren. Du könntest eine Anzeige aufgeben, dass ihre seit langem verlorene Tochter in Lebensgefahr schwebt. Als Polizist kriegst du vielleicht noch ein paar Einzelheiten über den Ort und das Krankenhaus raus, in dem sie geboren wurde, und wer der behandelnde Arzt war. Vielleicht erfährst du das sogar

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