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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Sache kreativ angegangen.«
    Midlife zog eine Augenbraue hoch und nickte langsam. »Ah, das gefällt mir.«
    Das hatte Matt schon gemerkt. Mit einem kurzen Blick prüfte er, ob der Handy-Akku noch hielt. Alles in Ordnung. Er sah nach, ob irgendwelche Anrufe angekommen waren. Das war nicht der Fall.
    Midlife stand auf. »Wir gehen das morgen weiter durch.«
    »In Ordnung«, sagte Matt.
    Midlife ging. Rolanda steckt den Kopf durch die Tür. Sie sah Midlife hinterher, tat, als würde sie sich den Finger in den Hals stecken, und gab Würgelaute von sich. Matt sah auf die Uhr. Er musste los.
    Er beeilte sich, nach draußen zu kommen. Auf dem Firmenparkplatz
sah er sich kurz um. Tommy, der Parkplatzwächter, winkte ihm zu. Immer noch etwas benommen winkte Matt zurück. Sein Parkplatz war ganz hinten, unter den tropfenden Rohren. Auf der Welt drehte sich alles um Hackordnungen, selbst auf Parkplätzen.
    Ein Mann wusch einen grünen Jaguar, der einem der Teilhaber gehörte. Matt drehte sich um. Eine von Midlifes Harleys war mit einer durchsichtigen Plane bedeckt. Ein Stück dahinter lag ein Einkaufswagen. Drei der vier Räder waren abmontiert. Was wollte man mit drei Einkaufswagenrädern?
    Matts Blick schweifte über die Autos, die an der Straße parkten. Außer den Taxis ohne Lizenz fiel ihm ein grauer Ford Taurus auf, weil er das Kennzeichen MLH-472 hatte und Matts Initialen MKH waren. Das war ziemlich nah dran. So etwas brachte einen auf andere Gedanken.
    Als er in seinem Wagen saß – und wieder mit seinen Gedanken allein war –, begann etwas anderes, an ihm zu nagen.
    Okay, dachte er, und versuchte, rational zu bleiben. Gehen wir mal vom Schlimmsten aus – nämlich dass das, was er auf dem Fotohandy gesehen hatte, der Beginn eines Rendezvous’ war.
    Aus welchem Grund hatte Olivia ihm das geschickt?
    Was sollte das? Wollte sie erwischt werden? War das ein Hilferuf?
    Das passte doch nicht zusammen.
    Doch dann wurde ihm etwas anderes klar: Olivia hatte es gar nicht geschickt.
    Der Anruf war zwar von ihrem Handy gekommen, aber sie – so sie denn die Frau mit der platinblonden Perücke war – schien gar nicht zu wissen, dass sie gefilmt wurde. Diesen Eindruck hatte er von Anfang an gehabt. Sie war der Gegenstand des Films – die Gefilmte, nicht die Filmende.
    Aber wer hatte es dann geschickt? Mr Blauschwarze Haare?
Und wer hatte dann das erste Foto aufgenommen, das von Mr Blauschwarz? Hatte er es selbst gemacht?
    Antwort: Nein.
    Mr Blauschwarz hatte die Hand gehoben, als winke er jemandem zu. Matt erinnerte sich an den Ring an seinem Finger – er hatte es jedenfalls für einen Ring gehalten. Er war noch nicht so weit, sich das Bild noch einmal anzusehen. Aber er dachte darüber nach. Könnte es ein Ehering gewesen sein? Nein, das war die rechte Hand gewesen.
    Egal, wer hatte Mr Blauschwarz fotografiert?
    Olivia?
    Aber warum hätte sie ihm das Foto schicken sollen? Oder war das ein Versehen gewesen? Hatte vielleicht jemand die falsche Taste gedrückt?
    Das war ziemlich unwahrscheinlich.
    War noch eine dritte Person im Zimmer?
    Matt kam nicht weiter. Er grübelte noch eine Weile, fand aber keine Lösung. Beide Anrufe waren vom Handy seiner Frau gekommen. So viel war klar. Wenn sie aber eine Affäre hatte, warum sollte sie ihm das auf die Nase binden?
    Antwort – seine Gedanken drehten sich wirklich im Kreise – das würde sie nicht tun.
    Aber wer dann?
    Wieder dachte Matt an das anmaßende Grinsen von Mr. Blauschwarz. Das schlug ihm auf den Magen. Früher hatten ihn seine Gefühle sehr mitgenommen. So seltsam das jetzt auch klingen mochte, aber als Jugendlicher war Matt zu sensibel gewesen. Nach einem verlorenen Basketballspiel war er in Tränen ausgebrochen, selbst wenn es nur ein improvisiertes Trainingsspiel war. Er hatte jede Kränkung wochenlang mit sich herumgeschleppt. All das hatte sich in der Nacht geändert, in der Stephen McGrath gestorben war. Wenn man eines im Gefängnis lernt, dann ist es Abstumpfung. Man lässt
sich nichts anmerken. Niemals. Man verkneift sich alles, selbst Gefühle, weil sie entweder ausgenutzt oder zerstört werden. Das versuchte Matt jetzt. Er versuchte, das flaue Gefühl im Magen abzutöten.
    Es gelang ihm nicht.
    Die Bilder kehrten zurück, schreckliche Bilder, die sich mit schmerzlich schönen Erinnerungen vermischten. Das Schlimmste waren die Erinnerungen. Er dachte an ein Wochenende, das er mit Olivia in einer viktorianischen Bedand-Breakfast-Pension in Lenox,

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