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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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du?«, fragte er.
    »Was?«
    »Als ich angerufen habe. Wo warst du da?«
    »Ach, in einer Konferenz.«
    »Wo?«
    »Was meinst du mit wo? Hier in Boston.«
    »Worum ging’s?«
    »Ein Programm, das Angestellte davon abhalten soll, am Arbeitsplatz privat im Netz zu surfen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viel Arbeitszeit dadurch verloren geht.«
    »Mhm.«
    »So, jetzt muss ich aber los. Ich bin noch zum Abendessen verabredet.«
    »Kenn ich da jemanden?«
    »Nein, du kennst niemanden davon.« Olivia seufzte etwas zu theatralisch. »Korrigiere: DU würdest nicht mal jemanden davon kennen wollen.«
    »Langweilig.«

    »Sehr.«
    »In welchem Hotel wohnst du?«
    »Hab ich dir das nicht gesagt?«
    »Nein.«
    »Im Ritz. Aber da bin ich kaum. Du erwischst mich eher auf dem Handy.«
    »Olivia?«
    »Oh«, sagte sie. »Einen Moment.«
    Es entstand eine lange Pause. Marsha kam über den Rasen auf ihn zu. Sie deutete auf den Wagen und wollte wissen, ob sie sich auf den Weg machen konnte. Er nickte. Ethan und Paul, die keine Lust mehr hatten, im Kreis herumzulaufen, kamen auf ihn zu. Ethan packte sein rechtes Bein, Paul das linke. Matt verzog das Gesicht und deutete auf das Handy, um ihnen klar zu machen, dass er beschäftigt war. Sie begriffen es nicht.
    Olivia sagte: »Da ist ein Foto auf meinem Handy angekommen. Welche Taste muss ich drücken, wenn ich das ansehen will?«
    »Die an der Seite.«
    »Warte. Da ist es.« Dann.: »Hey, das bist ja du. Mensch, da hab ich aber ’nen hübschen Burschen geheiratet.«
    Matt konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen – und es schmerzte nur noch mehr. Er liebte sie. Er konnte versuchen, den Schlag abzufangen, ganz ausweichen konnte er ihm nicht. »Da will ich jetzt lieber nicht widersprechen«, sagte er.
    »Du hast aber schon mal netter gelächelt. Hey, du lächelst überhaupt nicht. Und beim nächsten Mal zieh bitte das Hemd aus.«
    »Du auch«, sagte er.
    Sie lachte. Es klang aber nicht so lebhaft und spontan wie sonst.
    »Was noch besser wäre …«, fuhr Matt fort, und hätte selbst nicht sagen können, ob er sich die nächsten Worte zurechtgelegt
hatte, »… warum trägst du nicht mal eine platinblonde Perücke?«
    Schweigen.
    Dieses Mal brach er es. »Olivia?«
    »Ich bin noch da.«
    »Vorhin, als ich dich angerufen habe.«
    »Ja?«
    »Da hab ich zurückgerufen.«
    Die Jungs ließen seine Beine los, als spürten sie seine Anspannung. Paul lehnte den Kopf an Ethan.
    »Aber ich hatte dich nicht angerufen«, sagte Olivia.
    »Doch, hast du. Ich habe einen Anruf von deinem Handy bekommen.«
    »Wann?«
    »Direkt vor meinem Rückruf.«
    »Das versteh ich nicht.«
    »Erst kam ein Foto. Von einem Mann mit dunklen Haaren. Und dann ein Video.«
    »Ein Video?«
    »Du warst in einem Zimmer. Oder eine Frau, die aussah wie du. Dann musst du aber eine platinblonde Perücke getragen haben.«
    Wieder Schweigen. Dann sagte sie: »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    Glaubte er ihr? Wie gern hätte er ihr geglaubt, wie gern hätte er die Sache auf sich beruhen lassen.
    »Heute Nachmittag«, sagte er, »kurz bevor ich die Nachricht auf deiner Mailbox hinterlassen habe, hat mich jemand von deinem Handy aus angerufen. Es wurde ein Foto gesendet …«
    »Das hab ich schon begriffen, aber …«
    »Aber was?«
    »Oh, warte«, sagte Olivia. »Das könnte einiges erklären.«
    Paul und Ethan rannten wieder in schwindelerregenden Kreisen
herum. Sie waren so in ihr Spiel vertieft, dass sie fast auf die Straße liefen. Matt legte die Hand über das Mikrofon und rief sie zurück.
    »Was könnte das erklären?«, fragte er dann.
    »Ich glaub … also ich versteh nicht ganz, warum ich deinen ersten Anruf nicht gekriegt habe. Ich bin im Empfangsbereich. Da ist nämlich auch ein Anruf von Jamie auf der Liste mit den entgangenen Anrufen. Den hab ich auch nicht gehört.«
    »Und?«
    »Also hab ich mal überlegt. Die Leute hier auf der Konferenz, das sind alles große Scherzkekse. Vielleicht hat mir einer von ihnen einen Streich gespielt.«
    »Einen Streich?«
    »Also, ich bin bei der Konferenz eingeschlafen. Sie war todlangweilig. Als ich wieder aufgewacht bin, lag meine Handtasche anders. Nicht weit weg, aber auf jeden Fall lag sie woanders. Eigentlich hab ich mir nicht viel dabei gedacht.«
    »Und jetzt glaubst du …«
    »Dass irgendjemand die Tasche genommen, was damit gemacht und sie wieder zurückgelegt hat. Ich weiß nicht, das klingt wohl auch ein bisschen verrückt.«
    Matt wusste nicht, was er

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