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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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suchten, die sie bewunderte.
    »Warum waren Sie in Delaware?«, fragte Steinberg.
    »Ich hab eine Spur verfolgt, die zur Identifikation unserer Nonne führen könnte.«
    »Sie denken, sie kommt aus Delaware?«

    »Nein.« Loren erzählte ihm kurz von den Seriennummern der Brustimplantate, der anfänglichen Kooperation, dem folgenden Mauern und der Verbindung zum FBI. Steinberg streichelte die ganze Zeit seinen Schnurrbart, als wäre der ein kleines Haustier. Als sie fertig war, sagte er: »Der SAC für das Gebiet heißt Pistillo. Ich ruf ihn morgen früh an. Mal sehen, was er mir sagt.«
    »Danke.«
    Steinberg streichelte noch eine Weile seinen Schnurrbart. Er blickte zur Seite.
    »Wollten Sie mich wegen Schwester Mary Rose sprechen?«, fragte sie dann.
    »Ja.«
    »Und?«
    »Die Jungs von der Spurensicherung haben das Zimmer der Nonne nach Fingerabdrücken abgesucht.«
    »Und?«
    »Sie haben von acht verschiedenen Personen Fingerabdrücke gefunden«, sagte er, »von Schwester Mary Rose und von sechs anderen Schwestern und Angestellten von St. Margaret’s. Wir schicken sie noch durch unsere Datenbanken, für den Fall, dass eine von denen ein Vorstrafenregister hat, von dem wir nichts wissen.«
    Er brach ab.
    Loren ging zum Schreibtisch und setzte sich. »Ich vermute«, sagte sie, »bei der achten Person haben wir einen Treffer gelandet.«
    »Genau.« Er sah sie an. »Deshalb hab ich Sie kommen lassen.«
    Sie breitete die Hände aus. »Ich bin ganz Ohr.«
    »Die Fingerabdrücke stammen von einem gewissem Max Darrow.«
    Sie wartete darauf, dass er fortfuhr. Als er schwieg, sagte sie:
»Dann darf ich annehmen, dass dieser Max Darrow vorbestraft ist?«
    Ed Steinberg schüttelte langsam den Kopf. »Nein.«
    »Woher haben Sie dann die Fingerabdrücke?«
    »Er war in der Armee.«
    Im Nebenzimmer klingelte ein Telefon. Keiner ging ran. Steinberg lehnte sich in seinem Ledersessel zurück. Er hob das Kinn und sah zur Decke. »Max Darrow ist nicht von hier«, sagte er.
    »Aha?«
    »Er hat in Raleigh Heights, Nevada, gewohnt. Das ist in der Nähe von Reno.«
    Loren dachte darüber nach. »Es ist ein weiter Weg von Reno bis zu einer katholischen Schule in East Orange, New Jersey.«
    »Allerdings.« Steinberg sah immer noch zur Decke. »Er hatte mal eine Dienstmarke.«
    »Darrow war bei der Polizei?«
    Er nickte. »Ist im Ruhestand. Detective Max Darrow. Hat in Las Vegas fünfundzwanzig Jahre lang für die Mordkommission gearbeitet.«
    Loren versuchte, diese Informationen mit ihrer Theorie in Übereinstimmung zu bringen, dass Schwester Mary Rose auf der Flucht war. Vielleicht kam sie aus Las Vegas oder Reno? Vielleicht war sie diesem Max Darrow früher schon einmal über den Weg gelaufen?
    Der nächste Schritt war einfach. »Wir müssen Max Darrow finden.«
    Ed Steinbergs sprach leise: »Wir haben ihn schon.«
    »Wieso?«
    »Darrow ist tot.«
    Ihre Blicke trafen sich, und plötzlich ergab sich ein Bild. Sie sah noch, wie Trevor Wine sich die Hose hochzog. Wie hatte der gönnerhafte Kollege sein Mordopfer beschrieben?

    »Ein weißer Rentner … Tourist.«
    Steinberg nickte. »Wir haben Darrows Leiche in Newark gefunden. Beim Friedhof in der Nähe der 14th Avenue. Er hatte zwei Kugeln im Kopf.«

21
    Endlich fing es an zu regnen.
    Matt Hunter war aus dem Landmark getaumelt und die Northfield Avenue entlang gewankt. Niemand war ihm gefolgt. Es war spät und dunkel, und er war betrunken, aber das war egal. In dem Viertel, in dem man aufgewachsen ist, findet man sich immer zurecht.
    Er bog nach rechts in die Hillside Avenue ein. Nach zehn Minuten war er da. Das Schild des Maklers stand noch im Vorgarten. Darauf stand »Verkauft«. Nur noch ein paar Tage, dann gehörte es endgültig ihm. Er setzte sich auf den Kantstein und starrte es an. Kirschgroße Regentropfen prasselten auf ihn herab.
    Wenn es regnete, musste er immer ans Gefängnis denken. Die Welt wurde grau, trübe und verlor jede Form und Struktur. Regen hatte die Farbe von Gefängnismauern. Matt trug seit seinem sechzehnten Lebensjahr Kontaktlinsen, im Gefängnis hatte er sich jedoch eine Brille besorgt – und sie häufig nicht aufgesetzt. Das hatte ihm geholfen, weil alles verschwommen und zu einer formlosen, grauen Masse geworden war.
    Er betrachtete weiterhin das Haus, das er kaufen wollte – ein »charmantes Saltbox-Haus« hatte es in der Anzeige geheißen. Er würde hier demnächst einziehen, mit Olivia, seiner schönen, schwangeren Frau, und sie würden ein Baby

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