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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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bekommen. Wahrscheinlich würden sie danach noch mehr Kinder bekommen. Olivia wollte drei.

    Vor dem Haus stand kein Palisadenzaun – aber es hätte gut gepasst. Der Keller war noch nicht ausgebaut, aber Matt war handwerklich ziemlich geschickt. Das würde er selbst hinkriegen. Die alte, verrostete Gartenschaukel musste weg. Obwohl sie noch gut zwei Jahre Zeit hatten, bis sie eine neue brauchten, hatte Olivia sich schon eine ausgesucht – aus Zedernholz –, weil der Hersteller garantierte, dass es da keine Splitter gab.
    Matt versuchte, sich das alles vorzustellen. Die Zukunft. Er überlegte, wie es wäre, in diesem Vierzimmer-Haus mit der renovierungsbedürftigen Küche vor einem knisternden Kaminfeuer bei einem fröhlichen Abendessen zu sitzen oder nachts von einem verschreckten Kind geweckt zu werden, das ans Elternbett kam, weil ihm irgendetwas Angst eingejagt hatte. Und Olivias Gesicht am Morgen. Er sah es vor sich, fast als hätte einer von Ebenezer Scrooges Geistern ihn direkt dorthin geführt, und dann lächelte er beinah.
    Aber das Bild löste sich sofort wieder auf. Matt schüttelte den regennassen Kopf.
    Wem hatte er etwas vormachen wollen?
    Er wusste nicht, was mit Olivia los war, aber eins wusste er genau: Es war vorbei. Das Märchen war zu Ende. Als Sonya McGrath gesagt hatte, die Bilder auf dem Handy seien sein Weckruf gewesen, dass sie ihn aus einem schönen Traum gerissen hatten und er sich jetzt der Realität stellen müsse, war ihm augenblicklich klar geworden, dass das alles nur ein Witz gewesen war und er das tief in seinem Herzen auch immer gewusst hatte.
    Es führt kein Weg zurück.
    Stephen McGrath würde ihm nicht von der Seite weichen. Jedes Mal, wenn Matt ein bisschen Vorsprung vor ihm bekam, holte Stephen ihn kurz darauf wieder ein und tippte ihm auf die Schulter.
    »Ich bin noch da, Matt. Direkt hinter dir …«

    Er blieb im Regen sitzen und fragte sich beiläufig, wie spät es wohl sein mochte. Eigentlich interessierte ihn die Uhrzeit aber gar nicht. Er dachte an das verfluchte Foto von Charles Talley, dem geheimnisvollen Mann mit den blauschwarzen Haaren, und sein höhnisches Flüstern am Telefon. Was bezweckte er damit? Matt begriff es nicht. Er kam einfach nicht dahinter. Ob besoffen oder nüchtern, bei sich zu Hause oder hier draußen im Regen, wo die Dürre endlich zu Ende war …
    Und da traf es ihn wie ein Schlag.
    Regen.
    Matt drehte sich um und sah zum Himmel. Jetzt freute er sich über die dicken Tropfen. Regen. Endlich. Die Dürre endete in einem heftigen Wolkenbruch.
    War die Antwort wirklich so einfach?
    Matt überlegte. Erstens: Er musste nach Hause. Er musste Cingle anrufen. Ganz egal, wie spät es war. Sie würde das verstehen.
    »Matt?«
    Er hatte den Wagen nicht kommen hören, aber beim Klang der Stimme konnte Matt sich ein Lächeln nicht verkneifen – selbst jetzt und unter diesen Bedingungen nicht. Er blieb auf dem Kantstein sitzen. »Hey, Lance.«
    Matt blickte auf, als Lance Banner aus einem Minivan stieg.
    Lance sagte: »Ich hab gehört, dass du mich suchst.«
    »Ich hab dich auch gesucht.«
    »Warum?«
    »Ich wollte mich mit dir prügeln.«
    Jetzt musste Lance lächeln. »Das wäre nicht klug von dir.«
    »Glaubst du, ich hab Angst?«
    »Das hab ich nicht gesagt.«
    »Ich würd dich umhauen.«
    »Was nur beweisen würde, dass ich Recht habe.«
    »Womit?«

    »Mit der These, dass man sich im Gefängnis verändert«, sagte Lance. »Bevor du gesessen hast, hättest du nicht mal ’ne Chance gehabt, wenn ich beide Arme in Gips gehabt hätte.«
    Da war was dran. Matt blieb sitzen. Er fühlte sich immer noch ziemlich besoffen und kämpfte nicht gegen das Gefühl an. »Du bist ja anscheinend überall, Lance.«
    »Das bin ich.«
    »Eine große Hilfe.« Matt schnippte mit den Fingern. »Hey, Lance, weißt du, an wen du mich erinnerst? An diese Block-Mama.«
    Lance sagte nichts.
    »Weißt du noch, die Block-Mama an der Hobart Gap Road?«, fragte Matt.
    »Mrs Sweeney.«
    »Genau. Mrs S. Die hing rund um die Uhr am Fenster. Hat immer finster geguckt und sich darüber beklagt, dass die Kinder die Abkürzung durch ihren Garten nehmen.« Matt deutete auf Lance: »Du bist genauso, Lance. Du gibst eine prima Block-Mama ab.«
    »Du bist betrunken, Matt.«
    »Ja. Hast du ein Problem damit?«
    »An und für sich nicht.«
    »Und warum bist du immer unterwegs, Lance?«
    Er zuckte die Achseln. »Um das Böse fern zu halten.«
    »Du glaubst, du schaffst das?«
    Lance

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