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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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antwortete nicht.
    »Du glaubst wirklich, eure Minivans und die guten Schulen bilden eine Art … was weiß ich … Kraftfeld, das das Böse auf Distanz hält?« Matt lachte zu laut. »Scheiße, Lance, guck mich doch an. Ich bin das Paradebeispiel dafür, dass das alles Quatsch ist. Ihr müsstet mich zu diesen Teenager-Abenden einladen. Wie damals, als die Cops uns ein Auto gezeigt haben, das ein Betrunkener zu Schrott gefahren hatte. So was müsste ich sein.
Ein abschreckendes Beispiel für die Jugend. Ich weiß allerdings nicht, was sie von mir lernen sollten.«
    »Vielleicht, dass man sich nicht in eine Schlägerei einmischt.«
    »Ich wollte mich nicht in eine Schlägerei einmischen. Ich wollte, dass sie aufhört.«
    Lance unterdrückte einen Seufzer. »Willst du den Fall hier draußen im Regen noch mal verhandeln, Matt?«
    »Nein.«
    »Gut, wie wäre es dann, wenn ich dich nach Hause fahre?«
    »Du verhaftest mich nicht?«
    »Vielleicht ein andermal.«
    Matt warf noch einen Blick auf das Haus. »Du könntest Recht haben.«
    »Womit?«
    »Dass ich hier nicht hingehöre.«
    »Na komm, Matt. Es ist nass hier draußen. Ich fahr dich nach Hause.«
    Lance stellte sich hinter ihn. Er griff ihm unter die Achseln und hob ihn hoch. Der Mann hatte Kraft. Matt blieb auf schwankenden Beinen stehen. In seinem Kopf rotierte es. Sein Magen gluckste. Lance half ihm zum Wagen und auf den Beifahrersitz.
    »Wenn du auf den Beifahrersitz kotzt«, sagte Lance, »wirst du dir wünschen, ich hätte dich nur verhaftet.«
    »Oh, jetzt lässt du aber den harten Macker raushängen.« Matt öffnete das Fenster so weit, dass ein bisschen Luft hereinkam, der Regen aber draußen blieb. Wie ein Hund blieb er mit der Nase in der Nähe des Spalts. Die frische Luft half. Er schloss die Augen und lehnte den Kopf ans Fenster. Das Glas an seiner Wange war kühl.
    »Was sollte jetzt dieses Saufgelage, Matt?«
    »Mir war danach.«

    »Machst du das oft? Dich um den Verstand saufen?«
    »Bist du auch noch Berater bei den Anonymen Alkoholikern, Lance? Ich meine neben deinem Job als Block-Mama?«
    Lance nickte. »Du hast Recht. Themenwechsel.«
    Der Regen ließ etwas nach. Die Scheibenwischer wurden langsamer. Lance behielt beide Hände am Lenkrad.
    »Meine älteste Tochter ist dreizehn. Unglaublich, oder?«
    »Wie viele Kinder hast du, Lance?«
    »Drei. Zwei Mädchen und einen Jungen.« Er nahm eine Hand vom Lenkrad und wühlte seine Brieftasche aus der Jacke. Er zog drei Fotos heraus und reichte sie Matt. Matt betrachtete sie und suchte wie immer nach Ähnlichkeiten mit den Eltern. »Der Junge. Wie alt ist er?«
    »Sechs.«
    »Sieht genau aus wie du früher.«
    Lance lächelte. »Devin. Wir nennen ihn Devil. Weil er wie ein Teufel ist.«
    »Wie sein Vater.«
    »Schon möglich.«
    Sie schwiegen. Lance griff nach dem Radio, schaltete es dann aber nicht ein. »Meine Tochter. Die Älteste. Ich überlege, ob ich sie auf eine katholische Schule schicke.«
    »Ist sie jetzt auf der Heritage?« Heritage war ihre Middle School gewesen.
    »Ja, aber sie ist ziemlich wild. Ich hab gehört, St. Margaret’s in East Orange soll gut sein.«
    Matt blickte aus dem Fenster.
    »Weißt du was darüber?«
    »Über katholische Schulen?«
    »Ja. Oder über St. Margaret’s?«
    »Nein.«
    Lance hatte wieder beide Hände am Lenkrad. »Weißt du, wer da war?«

    »Wo?«
    »Auf St. Margaret’s?«
    »Nein.«
    »Erinnerst du dich an Loren Muse?«
    Matt erinnerte sich. So ist das mit Leuten, mit denen man zur Grundschule gegangen ist, selbst wenn man sie hinterher nie wieder gesehen hat. Man erinnert sich sofort an die Namen und die Gesichter. »Klar. So ’ne ganz Wilde. Hat immer mit uns Jungs rumgehangen. Dann ist sie irgendwie verschwunden. Ihr Vater war gestorben, oder?«
    »Weißt du das gar nicht?«
    »Was weiß ich nicht?«
    »Ihr alter Herr hat sich das Leben genommen. Hat sich in der Garage eine Kugel in den Kopf gejagt. So ungefähr, als sie in der achten Klasse war. Sie haben es geheim gehalten.«
    »Gott, das ist ja schrecklich.«
    »Ja. Aber inzwischen geht’s ihr ganz gut. Sie arbeitet für die Staatsanwaltschaft in Newark.«
    »Sie ist Anwältin?«
    Lance schüttelte den Kopf. »Ermittlerin. Na ja, aber nach der Sache mit ihrem Vater hat Loren auch ’ne schwierige Phase durchgemacht. Ich glaube, St. Margaret’s hat ihr dabei geholfen.«
    Matt sagte nichts.
    »Aber du kennst niemand, der auf St. Margaret’s gegangen ist.«
    »Lance?«
    »Ja.«
    »Diese subtile

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