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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Nonne?«
    Matt erzählte ihr von Lorens Besuch. Olivia wurde noch blasser. Als sie in Livingston ankamen, waren überhaupt keine Autos und Fußgänger mehr auf den Straßen. Niemand war mehr
unterwegs. Nur die zeitschaltuhrgesteuerten Lampen im Erdgeschoss, die Einbrecher fernhalten sollten, brannten noch.
    Olivia bog schweigend in Marshas Zufahrt ein. Matt erkannte Marshas Silhouette durch den Dielenvorhang. Das Licht über der Garage brannte. Kyra war wach. Er sah, wie sie aus dem Fenster blickte. Matt öffnete das Autofenster und winkte ihr zu. Sie winkte zurück.
    Olivia schaltete den Motor aus. Matt betrachtete sein Gesicht im Spiegel der Sonnenblende. Er sah verboten aus. Lawrence hatte Recht. Mit dem Verband um den Kopf sah er aus wie der Soldat, der auf Willards Gemälde Spirit of ’ 76 die Flöte spielte.
    »Olivia?«
    Sie sagte nichts.
    »Kennst du diese Schwester Mary Rose?«
    »Möglich.«
    Sie stieg aus. Matt tat das Gleiche. Die Außenbeleuchtung schaltete sich ein – Matt hatte Bernie beim Anbringen der Bewegungsmelder geholfen. Olivia kam auf ihn zu. Sie ergriff seine Hand und hielt sie fest.
    »Bevor ich irgendwas anderes erzähle«, fing sie an, »muss ich dir noch was sagen.«
    Matt wartete.
    »Ich liebe dich. Du bist der einzige Mann, den ich je geliebt habe. Egal, was jetzt geschieht, du hast mir Glück und Freude geschenkt, wie ich sie längst nicht mehr für möglich gehalten habe.«
    »Olivia …«
    Sie legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen. »Ich will nur eins. Nimm mich in die Arme. Halt mich fest. Jetzt. Nur ein oder zwei Minuten lang. Ich weiß nämlich nicht, ob du mich noch mal in die Arme nehmen willst, wenn ich dir alles erzählt habe.

33
    Als Cingle ins Polizeirevier kam, nutzte sie den ihr zustehenden Anruf, um ihrem Boss Bescheid zu sagen, Malcolm Seward, dem Präsidenten von Most Valuable Detection. Seward war FBI-Agent im Ruhestand. Er hatte MVD vor zehn Jahren eröffnet und verdiente damit Jahr für Jahr ein kleines Vermögen.
    Seward war von dem nächtlichen Anruf nicht begeistert. »Sie haben den Kerl mit der Pistole bedroht?«
    »Schon, aber ich hab ja schließlich nicht auf ihn geschossen.«
    »Wie beruhigend.« Seward seufzte. »Ich ruf ein paar Leute an. In einer Stunde sind Sie wieder draußen.«
    »Sie sind der Beste, Boss.«
    Er legte auf.
    Sie wurde zurück in die Arrestzelle geführt und wartete dort. Nach einer Weile öffnete ein großer Polizist die Tür. »Cingle Shaker?«
    »Das bin ich.«
    »Bitte folgen Sie mir.«
    »Aber sicher, mein Hübscher.«
    Er führte sie den Korridor entlang. Sie dachte, damit wäre es für sie erst mal erledigt – jetzt folgte die Anhörung für die Kaution, die schnelle Entlassung oder irgend so etwas – doch das war nicht der Fall.
    »Drehen Sie sich bitte um«, sagte er.
    Cingle zog einen Augenbraue hoch. »Sollten Sie mich da nicht vorher zum Essen einladen?«
    »Bitte drehen Sie sich um.«
    Sie gehorchte. Er legte ihr Handschellen an.
    »Was machen Sie da?«
    Er sagte nichts. Er führte sie nach draußen, öffnete die Hintertür eines Streifenwagens und schob sie hinein.

    »Wo fahren wir hin?«
    »Zum neuen Gerichtsgebäude.«
    »An der West Market Street?«
    »Ja, Ma’am.«
    Die Fahrt war kurz, nur gut einen Kilometer lang. Sie nahmen den Fahrstuhl in den zweiten Stock. Die Worte OFFICE OF THE ESSEX COUNTY PROSECUTOR waren ins Glas geätzt. Vor der Tür stand eine große Vitrine mit Trophäen, wie man sie von High Schools kannte. Cingle fragte sich, was eine Vitrine für Trophäen im Büro des Staatsanwalts zu suchen hatte. Hier wurden Mörder, Vergewaltiger und Drogenhändler angeklagt, und das Erste, was man zu sehen bekam, waren Pokale von Softball-Turnieren. Schräg.
    »Hier entlang.«
    Er führte sie durch den Wartebereich und an der Flügeltür vorbei. Als sie stehen blieben, blickte sie in einen kleinen, fensterlosen Raum. »Ein Verhörraum?«
    Er sagte nichts, hielt ihr nur die Tür auf. Sie zuckte die Achseln und trat ein.
    Zeit verging. Ziemlich viel Zeit. Sie hatten ihre persönlichen Gegenstände beschlagnahmt, einschließlich ihrer Uhr, daher wusste sie nicht, wie lange es dauerte. Es gab hier auch keinen halbdurchlässigen Spiegel, wie man es aus dem Fernsehen kannte. Man verwendete eine Kamera. Die war oben in einer Ecke angebracht. Man konnte sie vom Überwachungsraum aus steuern, die Kamera schwenken, heranzoomen und so weiter. Ein Zettel war in einem komischen Winkel auf den Tisch geklebt. Damit war

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