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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Kooperieren Sie.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Das können Sie nicht?« Sewards Stimme klang jetzt schneidend. »Das höre ich gar nicht gern.«
    »So einfach ist das nicht, Mr Seward.«
    »Dann erkläre ich es Ihnen so einfach wie möglich, Cingle. Sie haben zwei Möglichkeiten: Sie reden, oder Sie räumen Ihren Schreibtisch. Auf Wiederhören.«

    Er legte auf. Cingle sah Loren an. Loren lächelte ihr zu.
    »Ist alles in Ordnung, Miss Shaker?«
    »Alles bestens.«
    »Gut. Denn unsere Techniker sind schon unterwegs in Ihr Büro. Sie werden Ihre Festplatte durchkämmen. Sie werden jedes Dokument überprüfen, das Sie da drauf haben. Staatsanwalt Steinberg ruft Ihren Boss gerade noch mal an, um den Zugang zu Ihrem Computer zu sichern. Die Techniker werden feststellen, welche Dateien Sie in letzter Zeit aufgerufen haben, mit wem Sie gesprochen haben, wo Sie waren und woran Sie gearbeitet haben.«
    Cingle stand langsam auf und überragte Loren. Loren wich nicht zurück. »Ich habe nichts mehr zu sagen.«
    »Cingle?«
    »Was?«
    »Setzen Sie sich wieder hin.«
    »Ich steh lieber.«
    »Gut. Dann hören Sie gut zu, denn unser Gespräch ist bald zu Ende. Wussten Sie, dass ich mit Matt Hunter zusammen zur Schule gegangen bin? Zur Grundschule, um genau zu sein. Ich mochte ihn. Er war ein netter Junge. Und wenn er unschuldig ist, wird niemandem mehr daran liegen, die Beschuldigungen zu widerlegen, als mir. Aber wenn Sie überhaupt nichts sagen, Cingle, dann muss ich davon ausgehen, dass Sie etwas zu verbergen haben. Wir haben Talleys Schlagring. Wir wissen, dass Matt Hunter heute Nacht am Tatort war. Wir wissen, dass er in Zimmer 515 in eine Schlägerei geraten ist – das war Mr Talleys Zimmer. Wir wissen auch, dass Mr Hunter im Laufe des Abends in zwei Bars getrunken hat. Wir wissen, dass der DNA-Test des Schlagrings ergeben wird, dass das Blut daran von Mr Hunter stammt. Und natürlich wissen wir, dass Mr Hunter früher schon einmal dafür verurteilt wurde, dass er sich in eine Schlägerei eingemischt hat, in der jemand zu Tode gekommen ist.«

    Cingle seufzte. »Kommen Sie dann mal auf den Punkt?«
    »Natürlich, Cingle. Es geht mir darum: Glauben Sie wirklich, dass ich Ihre Hilfe brauche, um ihm etwas anzuhängen?«
    Cingle fing an, mit dem Fuß auf den Boden zu klopfen, suchte nach einen Ausweg. »Und was wollen Sie dann von mir?«
    »Sie sollen mir helfen.«
    »Wobei soll ich Ihnen helfen?«
    »Sagen Sie mir die Wahrheit«, sagte Loren. »Mehr will ich nicht. Die Anklage gegen Hunter steht. Wenn er erst einmal im System steckt – als verurteilter Straftäter und so –, na ja, Sie wissen ja, wie das läuft.«
    Das wusste sie wirklich. Matt würde ausflippen. Er würde verrückt werden, wenn sie ihn einsperrten – seine größte Angst würde Wirklichkeit werden.
    Loren trat etwas näher an sie heran. »Wenn Sie irgendwas wissen, das ihm helfen könnte«, sagte sie, »ist jetzt der richtige Moment, es zu erzählen.«
    Cingle versuchte, darüber nachzudenken. Beinahe hätte sie dieser kleinen Polizistin vertraut, aber sie wusste es besser. Das wollte Muse doch nur – gleichzeitig den guten und den bösen Bullen spielen. Mann, jeder Amateur durchschaute diese Scharade, trotzdem hätte Cingle fast angebissen.
    Schlüsselwort: fast.
    Aber Cingle wusste auch, dass sie Riesenprobleme bekommen würde, sobald die ihren Bürocomputer geknackt hatten. Ihre neuesten Dateien waren die Fotos von Matts Handy. Ein Foto vom Mordopfer. Ein Video vom Mordopfer und Matt Hunters Frau.
    Das wären die ersten Nägel zum Sarg eines jeden verurteilten Exknackis.
    Außerdem hatte Inspector Muse dargelegt, dass sie schon genug Beweise hatten. Die Fotos würden noch einen Aspekt hinzufügen: das Motiv.

    Cingle durfte auch ihre eigene Karriere nicht außer Acht lassen. Angefangen hatte das Ganze als Gefallen für einen Freund. Aber wie weit wollte sie gehen? Was war sie bereit zu opfern? Und wenn Matt nichts mit dem Mord an Charles Talley zu tun hatte, wäre es dann nicht besser zu kooperieren, um die Wahrheit so schnell wie möglich ans Tageslicht zu bringen?
    Cingle setzte sich wieder hin.
    »Wollen Sie etwas sagen?«
    »Ich will meinen Anwalt anrufen«, sagte Cingle. »Sobald er hier ist, erzähle ich Ihnen, was ich weiß.«

34
    »Ich habe keine Beschuldigungen gegen Sie erhoben«, sagte Loren.
    Cingle verschränkte die Arme. »Wir brauchen jetzt nicht mit Wortklaubereien anzufangen. Ich habe gesagt, dass ich meinen Anwalt anrufen will.

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