Kein Friede den Toten
Gespräch in Ihrem Büro getroffen haben, bevor Sie zum Hotel gefahren sind. Verraten Sie mir, worum es in diesem Gespräch ging?«
Cingle schüttelte den Kopf.
»Haben Sie diesen Mann erschossen, Miss Shaker?«
»Was? Natürlich nicht.«
»Und Mr Hunter? Hat er ihn erschossen?«
»Nein.«
»Woher wissen Sie das?«
»Wie bitte?«
»Ich habe Ihnen nicht mal gesagt, wann er ermordet worden ist.« Loren legte den Kopf schräg. »Woher wollen Sie wissen, dass Matt Hunter nichts mit dem Tod dieses Mannes zu tun hatte?«
»Das habe ich nicht gemeint.«
»Was meinen Sie dann?«
Cingle holte tief Luft. Loren nicht.
»Was ist mit Max Darrow, einem Polizisten im Ruhestand?«
»Mit wem?« Aber Cingle erinnerte sich, dass Matt den Namen erwähnt hatte. Er hatte sie gebeten, seinen Hintergrund zu überprüfen.
»Noch ein toter Mann. Haben Sie ihn umgebracht? Oder Hunter vielleicht?«
»Ich weiß nicht, was …« Cingle brach ab und verschränkte die Arme. »Ich muss hier raus.«
»Sie kommen hier nicht raus, Cingle.«
»Legen Sie mir irgendetwas zur Last?«
»Selbstverständlich tun wir das. Sie haben einen Menschen mit einer geladenen Schusswaffe bedroht.«
Cingle versuchte, nicht die Fassung zu verlieren. »Ganz was Neues.«
»Tja, aber die Vorzugsbehandlung können Sie sich auch abschminken. Sie bleiben über Nacht hier und werden morgen dem Haftrichter vorgeführt. Wir werden sämtliche Möglichkeiten nutzen, die das Gesetz uns bietet. Wenn es gut für Sie läuft, verlieren Sie nur den Waffenschein, aber ich würde wetten, dass Sie für eine Weile hinter Gitter gehen.«
Cingle sagte nichts.
»Wer hat Mr Hunter heute Nacht zusammengeschlagen?«
»Warum fragen Sie nicht ihn?«
»Mache ich schon noch. Denn – und das könnte Sie interessieren – als wir Mr Talleys Leiche fanden, hatte er einen
Elektroschocker und einen Schlagring bei sich. Am Schlagring klebte frisches Blut.« Wieder legte Loren den Kopf schräg und beugte sich etwas vor. »Wenn wir einen DNA-Test machen, wessen Blut wird das wohl sein?«
Es klopfte. Loren Muse sah Cingle noch einen Moment an, bevor sie die Tür öffnete. Der Mann, der Cingle vom Revier hergebracht hatte, stand davor. Er hielt ein Handy in der Hand.
»Für sie«, sagte er und deutete auf Cingle. Cingle sah Loren an. Deren Miene war ausdruckslos. Cingle nahm das Handy und hielt es ans Ohr. »Hallo?«
»Reden Sie.«
Es war ihr Boss, Malcolm Seward.
»Das ist ein heikler Fall.«
»Ich bin jetzt am Rechner«, sagte Seward. »Welche Nummer hat der Fall?«
»Noch gar keine.«
»Was?«
»Bei allem Respekt, Sir, mir ist nicht wohl dabei, hier so in Anwesenheit der Polizei über den Fall zu sprechen.«
Sie hörte Seward seufzen. »Raten Sie mal, wer mich angerufen hat, Cingle. Raten Sie mal, wer mich um drei Uhr morgens angerufen hat?«
»Mr Seward …«
»Nein, raten Sie nicht. Ich sag’s Ihnen einfach, weil es drei Uhr morgens ist und ich zu müde für solche Spielereien bin. Ed Steinberg. Ed Steinberg persönlich hat mich angerufen. Wissen Sie, wer das ist?«
»Ja.«
»Ed Steinberg ist der Staatsanwalt von Essex County.«
»Ich weiß.«
»Außerdem bin ich seit achtundzwanzig Jahren mit ihm befreundet.«
»Das weiß ich auch.«
»Gut, Cingle, dann liegen wir hier auf derselben Wellenlänge. MVD ist ein Unternehmen. Ein sehr erfolgreiches Unternehmen, wie ich finde. Ein großer Anteil unserer Effektivität – Ihrer und meiner – beruht darauf, dass wir mit solchen Leuten zusammenarbeiten. Wenn Ed Steinberg mich also um drei Uhr morgens anruft und mir erzählt, dass er einen Dreifachmord bearbeitet …«
»Moment«, sagte Cingle. »Sagten Sie dreifach?«
»Sehen Sie? Sie ahnen nicht mal, wie tief dieser Sumpf wirklich ist. Mein alter Freund Ed Steinberg legt großen Wert darauf, dass Sie mit den Behörden kooperieren. Das heißt, auch ich, Ihr Boss, lege großen Wert darauf, dass Sie mit den Behörden kooperieren. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
»Ich denke schon.«
»Denke? Was heißt das? Habe ich mich noch nicht klar genug ausgedrückt, Cingle?«
»Es gibt mildernde Umstände.«
»Laut Steinberg nicht. Steinberg hat mir erzählt, es ginge um einen verurteilten Straftäter. Ist das wahr?«
»Er arbeitet bei Carter Sturgis.«
»Er ist Anwalt?«
»Nein, Sachbearbeiter.«
»Und er hat wegen Totschlags im Gefängnis gesessen?«
»Ja, aber …«
»Dann brauchen wir nicht weiter zu reden. Es besteht kein Aussageverweigerungsrecht.
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