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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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die Stelle markiert, wo man die Einverständniserklärung unterzeichnen sollte, damit die Kamera diesen Vorgang erfassen konnte.
    Als die Tür schließlich geöffnet wurde, kam eine Frau herein  – Cingle hielt sie für eine Ermittlerin in Zivil. Sie war winzig, vielleicht gut einen Meter fünfzig groß und höchstens
fünfzig Kilo schwer. Sie war schweißüberströmt und sah aus, als käme sie direkt aus der Sauna. Die Bluse klebte an ihrer Brust, und sie hatte riesige Flecken unter den Achseln. Ihr Gesicht glänzte vor Schweiß. Sie trug eine Pistole am Gürtel und hielt einen großen braunen Umschlag in der Hand.
    »Ich heiße Loren Muse, und ich ermittle im Auftrag des Staatsanwalts«, sagte die Frau.
    Wow, das ging aber fix. Cingle erinnerte sich an den Namen  – Muse war die, die Matt gestern Abend befragt hatte.
    »Cingle Shaker«, sagte sie.
    »Ja, ich weiß. Ich habe ein paar Fragen an Sie.«
    »Und ich möchte sie im Moment nicht beantworten.«
    Loren war immer noch nicht wieder zu Atem gekommen. »Wieso nicht?«
    »Ich bin als Privatdetektivin mit einem Fall beschäftigt.«
    »Und wer ist Ihr Mandant?«
    »Das brauche ich Ihnen nicht zu sagen.«
    »Es gibt kein Aussageverweigerungsrecht für Privatdetektive.«
    »Das Gesetz ist mir bekannt.«
    »Und?«
    »Und ich möchte im Augenblick keine Fragen beantworten.«
    Loren warf den braunen Umschlag auf den Tisch. Er blieb geschlossen. »Weigern Sie sich, mit der Staatsanwaltschaft zu kooperieren?«
    »Keineswegs.«
    »Dann beantworten Sie bitte meine Frage. Wer ist Ihr Mandant?«
    Cingle lehnte sich zurück. Sie streckte die Beine aus und schlug die Knöchel übereinander. »Sind Sie in einen Pool gefallen oder so?«
    »Warten Sie, ich hab’s gleich. Weil ich nass bin? Der war
echt gut. Soll ich mir einen Stift holen, falls Ihnen noch ein paar solche Brüller einfallen?«
    »Ist nicht nötig.« Cingle deutete auf die Kamera. »Sie können sich einfach das Video ansehen.«
    »Wir zeichnen das nicht auf.«
    »Nein?«
    »Wenn ich es aufnehmen wollte, hätte ich Sie die Einverständniserklärung unterschreiben lassen.«
    »Ist jemand im Überwachungsraum?«
    Loren zuckte die Achseln und ignorierte die Frage. »Wollen Sie nicht wissen, wie es Mr Hunter geht?«
    Cingle biss nicht an. »Ich mach Ihnen einen Vorschlag. Ich stell Ihnen keine Fragen, wenn Sie auch damit aufhören.«
    »Da wird wohl nichts draus.«
    »Hören Sie, Inspector … Muse, ist das richtig?«
    »Ja.«
    »Was soll der Aufriss? Es war einfach nur eine Prügelei zwischen zwei Männern. Das passiert da im Hotel wahrscheinlich drei Mal die Woche.«
    »Trotzdem«, sagte Loren, »war es Ihnen so wichtig, dass Sie einen Menschen mit einer Pistole bedroht haben.«
    »Ich wollte schnell nach oben, bevor es da noch weiter eskaliert.«
    »Woher wussten Sie davon?«
    »Wie bitte?«
    »Die Schlägerei fand in der vierten Etage statt. Sie saßen draußen in Ihrem Wagen. Woher wussten Sie, dass jemand in Gefahr war?«
    »Ich glaube, wir sind fertig.«
    »Nein, Cingle, das glaube ich nicht.«
    Ihre Blicke begegneten sich. Was sie sah, gefiel Cingle ganz und gar nicht. Loren zog den Stuhl heran und setzte sich. »Ich habe gerade die letzte halbe Stunde im Treppenhaus des Howard
Johnson verbracht. Es ist nicht klimatisiert. Es ist sogar höllisch heiß da. Deshalb sehe ich so aus.«
    »Muss ich begreifen, wovon Sie reden?«
    »Es war nicht nur eine Prügelei, Cingle.«
    Cingle musterte den braunen Umschlag. »Was ist das?«
    Loren schüttete den Inhalt des Umschlags auf den Tisch. Es waren Fotos. Cingle seufzte, nahm eins und erstarrte.
    »Ich darf annehmen, dass Sie ihn erkennen?«
    Cingle starrte die beiden Fotos an. Das erste war ein Porträt. Keine Frage, der Tote war Charles Talley. Sein Gesicht sah aus wie rohes Fleisch. Das andere Bild zeigte den ganzen Körper. Talley lag auf einer Metalltreppe. »Was ist mit ihm passiert?«
    »Zwei Schüsse ins Gesicht.«
    »Herrgott.«
    »Wollen Sie jetzt reden, Cingle?«
    »Darüber weiß ich nichts.«
    »Er heißt Charles Talley. Das wussten Sie schon, stimmt’s?«
    »Herrgott«, sagte Cingle noch einmal und versuchte, sich die Sache zu erklären. Talley war tot. Wie konnte das sein? Hatte er nicht gerade erst Matt zusammengeschlagen?
    Loren steckte die Fotos wieder in den Umschlag. Sie legte die Hände zusammen und beugte sich vor. »Ich weiß, dass Sie für Matt Hunter arbeiten. Ich weiß auch, dass Sie sich gestern kurz vor Mitternacht mit ihm zu einem

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