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Kein Job fuer schwache Nerven

Kein Job fuer schwache Nerven

Titel: Kein Job fuer schwache Nerven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Borasio, und » Palliativmedizin « bedeutet dabei schlicht, todkranke Menschen so zu behandeln, dass das Lebensende nicht zum Horrortrip wird, sondern zu einem mindestens erträglichen, wenn nicht sogar guten Abschied. Ich habe selten zuvor etwas Sachlicheres und in bestimmter Hinsicht auch Beruhigenderes zum Thema » Sterben « gelesen, und ich kann eigentlich jedem nur dazu raten, mal mindestens einen Blick in dieses Buch zu werfen, ganz besonders jenen, die aus Furcht vor einem qualvollen Tod mit Schmerzen und Angst ernstlich überlegen, sich im Fall der Fälle umzubringen. Professor Borasio, der sich in München einen Namen gemacht hat und inzwischen an der Universität Lausanne arbeitet, belegt deutlich, dass in der modernen Palliativmedizin sowohl Schmerzen als auch Angst oder Atemnot bis zum tatsächlichen Sterben hin beherrschbar sind, sodass bei qualifizierter Betreuung ein Ende ohne Leiden möglich ist. Und er verrät, was man tun muss, um eine solche Behandlung auch zu erhalten – denn die ist in Deutschland nach wie vor nicht selbstverständlich.
    Vielleicht hilft das dem einen oder anderen Todkranken, sich unnötige Angst und seiner Familie unseren Einsatz zu ersparen.

10 . Petras erstes Mal
    Es stimmt: Meine Frau putzt inzwischen mit. Nicht immer, aber immer öfter. Anfangs wäre das noch unvorstellbar gewesen. Aber ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich an dem Tag, an dem ich sie das erste Mal eingesetzt habe, überhaupt nicht drüber nachgedacht habe.
    Eine Hausverwaltung hatte angerufen, sie hatten in einem Mietshaus eine lange liegende Leiche entdeckt. Und mit lange liegenden Leichen hat es eine besondere Bewandtnis: Solange niemand weiß, was im Haus derart riecht, können die Bewohner da irgendwie drüber wegsehen. Aber sobald man die Wohnung einmal geöffnet und den Geruch damit auch erstmals ein wenig verteilt hat (was man ja nicht vermeiden kann, wenn man Türen auf- und zumacht und dadurch alles schön durch die Gegend wirbelt), dann wird der Geruch sehr rasch für die Hausbewohner nicht mehr zumutbar. Dann muss es schnell gehen, gerade im Hochsommer. Aber im Hochsommer haben auch die Wespen Hochsaison, und die Leute, die wegen der Wespen anrufen, bei denen gerade der ganze Rollokasten summt und vibriert, die sagen am Telefon auch nicht zu Ihnen: » Ach, wissen Sie was? Das ist nicht so eilig, kommen Sie doch irgendwann in der nächsten Woche.« Die sind meistens richtig panisch und hätten den Schädlingsbekämpfer am liebsten sofort an Ort und Stelle, wenn nicht schon gestern. Wir hatten also alle Hände voll zu tun. Und dann hab’ ich zu Petra gesagt: » Du kommst mit! Du musst mit!«
    Ich glaube, ich habe sie nicht mal gefragt. Und ich habe mich auch nicht gewundert, dass sie mitgegangen ist, ich habe das einfach für selbstverständlich gehalten. Aber damit war ich wohl so ziemlich der Einzige. Denn jeder andere Mensch, der Petra auch nur 14 Tage kennt, hätte den Kopf geschüttelt. Eigentlich kann es keinen größeren Gegensatz geben zwischen Petras Vorstellung von einer schönen Wohnung und einem Leichenfundort.
    Wenn es nach mir ginge, würde unser Haus ja anders aussehen. Im Prinzip so wie unser Einsatzfahrzeug: absolut funktional, blitzblank geputzt, kein Schnickschnack. Wo nichts sein muss, da würde ich nichts hinstellen. Petra hingegen richtet gerne ein. Viele Dekorationsgegenstände, und alles hat seinen Platz, nichts steht zufällig irgendwo irgendwie herum, alles soll so sein und korrespondiert mit irgendwas anderem. Und gerade deshalb fällt auf, dass Petra noch penibler ist als ich. Denn trotz der vielen Deko-Details sieht die Wohnung genauso blitzblank aus wie mein Einsatzwagen. Da findet man kein Stäubchen. Trotz zweier kleiner Hunde. Wenn man deren zwei Spielsachen aufhebt, sieht die Wohnung aus wie geleckt, wie aus der Meister-Proper-Werbung, da kann jemand kommen, wann immer er will. Und dabei hört’s nicht auf.
    Petra hatte damals noch ihr eigenes Sonnenstudio, und sie ist damals so aufgetreten wie heute auch, nämlich wie jemand, der sein Geld mit Kosmetik verdient: tipptopp, da wird nichts dem Zufall überlassen, keine Wimper bleibt ungerichtet. Akkurat. Gepflegt. Also so ungefähr das komplette Gegenteil von dem, was man in einer Leichenwohnung erwarten kann. Und trotzdem habe ich sie an diesem Tag einfach ungefragt mitgenommen. Es hat wahrscheinlich geholfen, dass ich den Job zu diesem Zeitpunkt seit ungefähr fünf Jahren machte.
    Als ich sie das erste Mal

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