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Kein Job fuer schwache Nerven

Kein Job fuer schwache Nerven

Titel: Kein Job fuer schwache Nerven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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schwarz eingetrocknete Blutlache.
    Wir setzten das Sprühextraktionsgerät ein, und wir waren in etwa vier Stunden mit dem Badezimmer fertig, inklusive eines halben Quadratmeters Teppich an der Schwelle. Dem Raum sah man nichts mehr von dem an, was vorgefallen war. Das Einzige, was wir dem Mann nicht ersparen konnten, war der Blick auf den leeren Schreibtisch seines Bruders.

15 . Shit
    Ich hoffe, es ist mir mit der einen oder anderen Geschichte inzwischen gelungen, zu verdeutlichen, dass es nicht immer angenehm ist, Leichenfundorte zu reinigen. Und dennoch: Es gibt Kategorien des Chaos und der Unannehmlichkeit, die kriegt ein Toter einfach nicht hin. Vorwiegend deshalb, weil ein Toter nichts mehr anstellt. Welchen Schaden er nach seinem Tod anrichtet, das hängt eben schlicht davon ab, wo er liegt, wie lange und welche Materialien der Bauherr seinerzeit hat verwenden lassen. Das sind dann halt Physik und Chemie, Schwerkraft, Reaktionen von Molekülen, das ist oft nicht schön, aber immerhin halbwegs berechenbar, weil der größte Blödsinnsfaktor ausgeschaltet ist – der Mensch selbst. Deshalb sorgt auch heute noch bei uns ein Fall für das allermeiste Kopfschütteln, bei dem niemand gestorben ist. Über manche Details davon rätseln wir noch immer. Obwohl man sich gerade an die Details gar nicht so gern erinnern möchte.
    Schon der erste Anruf war reichlich seltsam. Er kam von einer Dame, die fragte, ob wir auch verwahrloste Wohnungen säubern würden.
    » Im Prinzip schon«, sagte ich, » aber was verstehen Sie unter › verwahrlost?‹«
    » Na ja«, erwiderte sie zögerlich, » also im Wesentlichen Müll und, nun ja, Fäkalien.«
    Ehrlich gesagt: Ich reiße mich nicht um diese Fälle. Aber wenn gerade keine Leichenfundorte anstehen und wenn die Wespensaison noch nicht angefangen hat, dann sage ich zu. Es wird gut bezahlt, es ist spannender als Nichtstun, und solange ich von diesen Geschichten keine zwei oder drei pro Woche machen muss, bin ich immer noch neugierig auf jeden neuen Fall. Das hat sich seit dem letzten Buch nicht geändert und wird sich wahrscheinlich auch nie mehr ändern. Also sagte ich zu und fragte: » Worum geht’s denn?«
    » Ich wollte es nur wissen«, sagte die Dame, » dann wird Sie jetzt gleich ein Herr anrufen und Ihnen alles Nähere erklären.«
    Na, das war ja schon mal sehr geheimnisvoll. Ich wartete etwa zehn Minuten, dann meldete sich tatsächlich der angekündigte Herr.
    Der Herr entpuppte sich als Notar aus Reutlingen. Er hatte einen schwäbischen Dialekt, Typ Häuslebauer, und er sagte, es handle sich um eine Münchner Wohnung, die er vermietet habe. Die Mieterin sei ausgezogen, und er habe diese Wohnung nun schon länger nicht mehr gesehen, aber sie sei – und dann fehlten ihm offenbar die Worte. Also fing er noch mal an, er habe selbst schon mit zwei Freunden versucht sie zu reinigen, aber das sei letztlich aussichtslos gewesen und – murmelmurmelmurmel.
    Das passte nicht so ganz. Länger nicht gesehen und gerade noch zwecks Putzversuch dort gewesen, das klang alles reichlich merkwürdig. » Da fehlt irgendwas « , dachte ich mir, » da fehlt ein Detail. Aber es kann nicht mehr lange dauern. «
    In jedem Fall, sagte er eindringlich, müsse man den Fall unbedingt diskret * behandeln.
    * Diskret waren wir auch: Der Mann ist natürlich kein Notar (oder vielleicht doch?). Und er spricht auch nur vielleicht Schwäbisch oder einen anderen Dialekt, je nachdem, wo er in Wirklichkeit herkommt …
    Aha. Da hatten wir’s. Die Mieterin war nicht irgendeine Mieterin. Die Mieterin war ein Gschpusi, wie man in Garching sagen würde: eine Geliebte, die sich der Herr Notar in einer eigenen Wohnung einquartiert hatte.
    » Bitte rufen Sie mich nicht an«, sagte der Notar, » ich rufe Sie an. Und wenn Sie mit mir Kontakt aufnehmen wollen, bitte nur über meine E-Mail-Adresse.«
    » Das können wir schon machen«, sagte ich, » aber was ist denn jetzt da genau zu tun?«
    » Na ja, da wenden Sie sich wohl besser an die Hausmeisterin«, meinte er hastig.
    Ich vereinbarte einen Ortstermin mit der Hausmeisterin, die sich letzten Endes als die Hausbesitzerin herausstellte. Der Notar selbst war Hauptmieter gewesen, er hatte, so erzählte sie mir reichlich aufgelöst, die Wohnung vor einem halben Jahr angemietet, für eine junge Dame, 23 Jahre alt. Anfangs sei er wohl noch öfter da gewesen, aber dann … Jetzt wurde ich sehr neugierig. Was konnte eine 23-Jährige in ein paar Monaten schon mit einer

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