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Kein Job fuer schwache Nerven

Kein Job fuer schwache Nerven

Titel: Kein Job fuer schwache Nerven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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nie in den Griff bekommen. Denn ein ähnliches System habe ich noch nie gesehen. Man kann sagen: Es war die ordentlichste Messie-Wohnung, die ich jemals betreten habe. Deshalb passte auch so viel rein.
    Eine Wohnung dieser Größenordnung hat etwa 150 Kubikmeter Rauminhalt. Wir haben letzten Endes rund 50 Kubikmeter Müll entsorgt. Man kriegt diese Menge Müll unmöglich in einer Wohnung unter, wenn man das nicht mit einem System macht. Das sind immerhin über 30 Prozent des Rauminhalts, bei der Deckenhöhe von 2,44 Metern in einer normalen Mietwohnung ergibt das theoretisch 80 Zentimeter Müll, flächendeckend. Und überall, wo man auch als Messie entlanggehen will, die Türdurchgänge, die Flächen vor dem Fenster – diese Fläche steht ja nicht zum Stapeln zur Verfügung, das muss dann auf die anderen 80 Zentimeter obendrauf, und normalerweise hält das schon rein bautechnisch nicht, jedenfalls nicht ohne System.
    Das System der alten Dame waren Schachteln.
    Viele Lebensmittel kommen ja in Umverpackungen: Reis zum Beispiel, Cornflakes, quaderförmige Kartons, die übrig bleiben, wenn man den Inhalt gegessen, oder – wie in diesem Fall – jahrelang irgendwo hingelegt hat. All diese Pappschachteln hat die alte Dame wieder befüllt, mit Abfall jeder Art. Man hätte diesen Abfall genauso gut nehmen und wegwerfen können, aber aus irgendeinem unerfindlichen Grund hielt sie es für besser, ihn zu stapeln. Und mit diesen Kartons ging das so gut wie, sagen wir, mit Lego. Das kommt ziemlich genau hin, sie bastelte ihre Wohnung mit einer Art » Müll-Lego« zu, säuberlich geschichtet. In den Schränken, dann im Flur, in den Zimmern. Rund um das Bett. In der Abstellkammer bis direkt unter die Decke. Aber der Eindruck im Flur war irgendwie noch geschlossener gewesen, nicht so, als stünde man neben einer kopfhohen Lego-Wand. Das lag am zweiten Bauelement, den Decken.
    Immer, wenn für die alte Dame eine Schicht abgeschlossen schien, hat sie eine Decke drübergelegt, alte Bettlaken, Tücher. Darüber und so, dass sie über die Seiten hing, wie ein Vorhang. So eine Art » aus den Augen, aus dem Sinn« – hinter dem Notvorhang war für sie offenbar alles in Ordnung. Wo sie die nötigen Laken, Tücher und Fetzen herhatte, war mir schleierhaft, aber insgesamt ergänzten sich die Tücher mit den Schachteln perfekt. Sie gaben der ganzen Angelegenheit eine Art Stabilität, und sobald die Decke erreicht war, konnte man die Schicht auch noch besser verkeilen.
    Andererseits hatte ich den Eindruck, als sollte die Vorhangtaktik eine seltsame Art Normalität vortäuschen. Die Wirkung auf Außenstehende muss ihr irgendwie klar gewesen sein, daher hatte sie die Fenster verhängt, damit niemand von außen das Chaos sehen konnte. Sie hatte nach diesem Prinzip auch die Waschmaschine befüllt. Im gläsernen Bullauge lagen zwei oder drei Wäschestücke. Dahinter war alles voller Schachteln, perfekt verpresst bis zum letzten Kubikzentimeter. Es gibt bei Umzügen manchmal richtige Künstler im Lastwagenbeladen, aber das waren alles Amateure, verglichen mit der stinkenden Stapelkunst der alten Dame.
    Das alles konnte man in seiner Verschrobenheit ja noch irgendwie bewundern, aber bei der Toilette konnte man beim besten Willen nicht mehr sagen: skurril. Das war nur noch eklig, wenn auch nach demselben Prinzip. Da ja die Toilette verstopft war, waren die beiden alten Herrschaften dazu übergegangen, nach dem jeweiligen Geschäft das Resultat mit großen Mengen Katzenstreu zuzuschütten. Das ging, weil die Toilette ein sogenannter Flachspüler war, eines der alten Modelle, bei dem nicht alles mit einem Rutsch im Wasser landet, sondern auf – wie soll man das nennen? – so einer Art » Präsentierabsatz«. Anschließend wurde der verklumpte Katzenstreubatzen aus der Toilette gehoben und daneben abgelegt. Und wenn man genug von diesen Batzen nebeneinander hatte, kam wieder eine Tuch- oder Lakenschicht drüber, wie in einer Art » Kack-Lego « . Und wenn man das gesehen hatte, war schon ziemlich verständlich, dass die Dame in Haar vorübergehend nicht vollkommen fehl am Platze war. Ab der Entdeckung dieses Fäkalkunstwerks beschloss auch der Sohn, vor der Tür zu warten.
    Vielleicht lag es an der Tagesform von Hardy und mir, jedenfalls stimmten wir darin überein, das furchtbare Klosett erst zum Schluss zu entsorgen. Wir begannen, den Müll wegzuwerfen, und spätestens hier stellte sich heraus, dass die Dreckhorterei nicht nur auf dem Mist der

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