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Kein Job fuer schwache Nerven

Kein Job fuer schwache Nerven

Titel: Kein Job fuer schwache Nerven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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habe sonst nur noch eine Frau fest in der Mannschaft, Helga, und Helga ist zwar prima, aber Helga hat auch nicht immer Zeit. Und eine Frau, so habe ich inzwischen festgestellt, sollte dabei sein. Nicht wegen der sozialen Kompetenz, obwohl, deswegen schon auch – auch nicht, weil es das Arbeitsklima am Einsatzort vielleicht entspannt oder harmonischer gestaltet, nein, es ist ein ganz profaner Grund : die Sauberkeit.
    Sauberkeit ist, wie manche sicher noch aus meinem ersten Buch wissen, extrem wichtig. Nicht nur vom Arbeitsprinzip her – ein Tatortreiniger, was soll der schon machen außer reinigen? –, aber auch vom Kundendienstgedanken her. Es ist einfach ein Unterschied, ob eine Wohnung hinterher so gereinigt ist, dass sie nicht mehr riecht, oder ob diese Wohnung den Kunden beim ersten Betreten anstrahlt wie eine Suite in einem Fünf-Sterne-Hotel. Das ist das Ziel, das ich erreichen möchte, und ich weiß selber, dass man das nicht immer hinbekommt, aber man kann wenigstens eine ähnliche Wirkung erreichen: Der Kunde hat ja den Einsatzort zuletzt in einem grauenhaften Zustand gesehen. Deshalb putzt man ihm, wenn man fertig ist, auch das Bad, die Küche, die Fenster. Und dazu habe ich gerne eine Frau an Bord.
    Das wird den Jungs nicht so gefallen, ich weiß schon, und ich will auch nicht sagen, dass die schlecht arbeiten, ganz im Gegenteil – aber wenn man ein Bad picobello sauber haben will, muss man eine Frau ranlassen. Ich weiß nicht, warum das so ist, kann auch sein, dass meine bisherigen Erfahrungen völlig falsch sind und nur vom Zufall abhängig, und dass mir morgen Alice Schwarzer eine Untersuchung präsentiert, nach der Männer genauso ordentlich putzen wie Frauen oder sogar noch ordentlicher, alles ist möglich. Aber nach allem, was ich bisher beobachtet habe, ist das nicht so. Ich lasse einen von den Jungs das Bad putzen, und hinterher stehe ich da und überlege mir, ob ich’s selbst noch mal mache. Es ist nicht dreckig, keine Sorge, es ist absolut sauber, aber es ist eben nicht blitzblank. Und wenn sich im Gegensatz dazu Helga oder Petra um das Bad gekümmert haben, dann ist das nicht nur in einem Zustand, der mich zufriedenstellt, dann sieht es sogar so aus, dass ich mir sage: » Genau. Das hätte ich selber nicht so gut hinbekommen.« Ich weiß nicht, wie sie das machen, sie haben ja keine anderen Mittel und Werkzeuge als wir Männer. Dasselbe Material, dieselbe Zeit, aber hinterher kann ich jederzeit blind sagen, ob das Bad von einem Mann geputzt wurde oder von einer Frau.
    Falls jemand eine gute Erklärung hat: Bitte an [email protected]

21 . Flächenbombardement
    Es kommt nicht oft vor, dass ich richtig sauer auf einen Kunden bin. Und das liegt übrigens nicht nur daran, dass die Verursacher der größten Unappetitlichkeiten meistens schon tot sind, wenn ich komme.
    Und es lag in diesem Fall auch ganz bestimmt nicht daran, dass ich am Sonntagnachmittag, als der Anruf kam, auf dem Sofa gelegen habe. Wir haben zwei kleine Hunde im Haus, die gerne mal hysterisch um uns herumspringen, aber nicht an diesem Tag – beide Hunde lagen friedlich in einer Ecke und kauten still an einem Knabberknochen. Ich schaute in den Fernseher, wie gesagt, sehr konzentriert, es ist sogar gut möglich, dass ich vor lauter Konzentration die Augen immer wieder mal ein bisschen geschlossen hatte. Petra stand in der Küche, sie sah mich herumliegen, wie es alle Männer tun, die gerade kein Wespennest beseitigen oder die Reste einer Leiche. Ich hatte den Eindruck, dass ihr das gefiel. Meine Tochter Jill kam die Treppe runter und sah mich an.
    » Du? Auf dem Sofa?«
    » Jawohl«, sagte ich. » Ich. Auf dem Sofa.«
    Es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätte einen Fotoapparat geholt. Aber dann klingelte schon das Telefon.
    Manchmal sollte man nicht ans Telefon gehen. Man sollte aufstehen und ganz ruhig das Zimmer verlassen und dann das Haus und am besten das Land.
    Aber der depperte Anders geht natürlich doch ran.
    Ein Mann war am anderen Ende der Leitung.
    » Reinigen Sie auch Messie-Wohnungen?«
    » Verwahrloste Wohnungen? Nicht hauptberuflich, aber das machen wir schon auch …«
    » Auch heute?«
    Das wäre wohl meine letzte Chance gewesen. Dass Leute eine Wohnung verkommen lassen, passiert immer wieder mal, aber wenn es nach Jahren der Vermüllung plötzlich noch am Sonntag sauber werden muss, ist das kein gutes Zeichen. Überhaupt kein gutes Zeichen.
    » Na ja«, sagte ich, » was ist denn mit der Wohnung?«
    Und

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