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Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Titel: Kein Kanadier ist auch keine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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Anhaltspunkte? Ich sehe nur dunkle Umrisse von Bäumen die alle gleich aussehen.“
    Er überlegte. Wahrscheinlich, wie er ihr vermitteln könnte, die Unterschiede in der Natur zu sehen. Vielleicht wäre das am Tage machbar gewesen, aber bei Nacht, unmöglich.
    „ Okay, dann komme ich mit.“
    Sie zögerte. „Glaubst du, du schaffst das?“
    „ Lieber versuche ich es und lieber sehe ich mich erneut mit den Wilderern konfrontiert, als das Risiko einzugehen, dass du mich hier verrotten lässt, weil du aus Versehen nach Alaska gelaufen bist.“
    Sie schnaubte. „Oh, danke, sehr nett.“
    John streckte einen Arm aus und sie half ihm hoch. Es dauerte eine Weile, bis er unter Stöhnen auf den Beinen stand, leicht nach vorn gebeugt. Er legte einen Arm um ihre Schulter, um einigermaßen gehen zu können. Sie erleuchtete den Pfad mit der Lampe. Sie brauchten zwanzig Minuten, bis sie endlich die Lichtung betraten, auf der die Hütten standen.
    „ Ich warte hier. Sei vorsichtig“, sagte John und lehnte sich erschöpft an einen Baum.
    Sie nickte und lief los. Sie umrundete alle Hütten, nirgends war Licht und kein Auto war zu sehen. Der Schlachtplatz lag verlassen da, nur die Blutlache verriet das stattgefundene Massaker. Die Wilderer hatten ihre Beute eingesammelt, die Eingeweide weggeschafft, vielleicht vergraben, und waren abgehauen. Erleichtert lief sie zu John zurück.
    „ Hast du gesehen, wo ihr Auto stand?“, wollte sie zur Sicherheit wissen.
    „ Gleich bei der ersten Hütte. Ein 82-iger Ford Pickup.“
    „ Er ist nicht mehr da.”
    „ Gut. Wie ich vermutet habe, das Geld für die Beute war ihnen wichtiger als alles andere. Und durch dein Feuer konnten sie nicht sicher sein, wie viele Gegner sie haben würden. Ich glaube nicht, dass wir sie wiedersehen werden.“
     
    In der Hütte der Wilderer gab es kein Telefon. In den anderen beiden Hütten auch nicht, denn John hatte keine Telefonleitungen gesehen. Strom gab es auch keinen, was ihn nicht weiter überraschte, so weit draußen wie sie waren. Erschöpft setzte er sich auf einen Stuhl und nahm ein Bier. Die Kerle mussten in der Tat überhastet fortgestürzt sein, denn sie hatten ihr Bier zurückgelassen. Nicht gerade etwas, das Männer unter normalen Umständen tun würden. Er hoffte, der Alkohol würde ihn schnell benebeln, denn er fühlte sich wie vom Moose niedergetrampelt. Sandra hatte in dem kleinen Kamin der Hütte ein Feuer angezündet, das die einzige Lichtquelle im Raum war. Sie hatte sich recht geschickt angestellt. Nicht schlecht für einen übermüdeten Stadtmenschen, musste er anerkennen.
    Im Augenblick war Sandra draußen, auf der Suche nach der Isomatte und dem Schlafsack, denn sie hatte beim Anblick der alten Bettwäsche angeekelt ihre niedliche Nase gerümpft. Er warf einen Blick auf das einzige Bett im Raum und lachte innerlich. Nun hatte er tatsächlich erreicht, was er wollte. Höchstwahrscheinlich würde er sie heute Nacht ins Bett bekommen. Alles lief wie geplant. Nur leider würde er zu nichts anderem als Schlafen in der Lage sein. Wenn überhaupt. Jeder Muskel tat ihm weh und allein der Gedanke an rhythmische Bewegungen schmerzte. Welch Ironie des Schicksals. Er nahm noch einen Schluck Bier. Ein Mann konnte das nur im Suff ertragen.
    Die Tür ging auf und Sandra kam mit den Sachen herein. Sie schenkte ihm ein Lächeln und wieder wunderte er sich, wo die Frau die Kraft hernahm. Gemessen an der Situation war sie viel zu ruhig und gelassen. Doch vielleicht war sie einfach zu müde, um sich zu beklagen. Vielleicht war sie aber auch der Typ, mit dem man durch dick und dünn gehen konnte. Bisher hatte er eine solche Frau für eine Erfindung fieberkranker Männer gehalten.
    „ Warum schaust du mich so seltsam an?“, fragte sie, mit den Händen an den Hüften.
    Er erwachte aus seinen Fantasien und gähnte lange. Das Bier tat die gewünschte Wirkung.
    „ Ich fragte mich eben, ob du echt bist.“
    „ Vielleicht fieberst du“, sagte sie, doch ihr Gesichtsausdruck verriet, sie ahnte, was er damit meinte.
    „ Ich glaube eher, ich bin betrunken“, meinte er und rülpste laut.
    „ Das glaube ich auch.“
    Sie schüttelte den Kopf in Unverständnis über sein Benehmen. Ihr Blick sagte, ausgerechnet Bier mussten sie zurückgelassen haben. Durstig griff sie nach einer Flasche und sah sich nach einem Flaschenöffner um. John grinste.
    „ Wie hast du die aufgekriegt?“, fragte sie und hielt ihm ihre Flasche hin.
    Er ergriff sie und schraubte den

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