Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Titel: Kein Kanadier ist auch keine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
Vom Netzwerk:
brennen wie Zunder. Sie verwarf den Plan mit dem Feuer und blickte sich weiter suchend um. Streichhölzer. Auf dem Herd lagen Streichhölzer. Der Plan kehrte zurück. Wenn sie ihn etwas abwandelte, könnte es klappen.
    Sie griff nach den Streichhölzern, schaltete die Lampe aus und ging zurück in den Hof. So weit wie möglich von der Hütte, in der sich John befand, entfernt, begann sie alles Brennbare auf einen Haufen zu stapeln. Sie fand alte Stofffetzen, Planen, Holzstücke, das Papier eines alten Werbeplakates, einen alten Stuhl und trockenes Reisig, das vor einer der Hütten gestapelt war.
    Zufrieden mit ihrem Werk steckte sie den Berg in Brand.
     
    Das Reisig fing am schnellsten Feuer und nebelte sie rasch mit dichtem Rauch ein. Sie lief zur Seitenwand der Hütte zurück, presste sich dagegen, bereit in die eine oder andere Richtung zu fliehen, je nachdem, aus welcher Tür die Männer stürmen würden. Nichts geschah. Sie sahen das Feuer nicht.
    Sie überlegte fieberhaft. Noch während sie überlegte, wie sie die Aufmerksamkeit der Männer erlangen konnte, hörte sie einen Aufschrei von drinnen. Endlich.
    „ Verdammt, was ist da draußen los?“, rief einer der Wilderer.
    Einen Moment später hörte sie die Kerle zur Vordertür herauseilen. Blitzschnell lief sie um die Ecke, öffnete die Hintertür und schlüpfte hindurch. Ihr Herzschlag dröhnte in ihren Ohren und machte es schwer zu hören, wo die Männer sich genau aufhielten. Sie schlich durch den kleinen Raum und spähte um die Ecke in den größeren. John lag auf dem Boden und krümmte sich vor Schmerzen. Er war allein und er lebte. Sie kniete sich neben ihn.
    „ John, hörst du mich?“
    Er hielt sich den Bauch und stöhnte. Sie wertete das als eine Antwort. Sie konnte ihre Freude kaum im Zaum halten. Der Drang ihn abzuküssen drohte sie zu überwältigen. Doch dazu war keine Zeit.
    „ Kannst du aufstehen? Wir müssen hier weg.“
    John versuchte es. Sie zog an seinem Arm, versuchte ihm aufzuhelfen. Er wog Tonnen.
    „ Fucking Bastards“, zischte er durch zusammengepresste Zähne. Die weiteren Worte kamen stoßweise. „Sie haben mir mehrmals in den Bauch und in die Rippen getreten. Ich glaube, da drinnen ist alles kaputt.“ Er stöhnte wieder. Von draußen hörten sie wilde Rufe von den Männern, die sich keinen Reim darauf machen konnten, wie das Feuer entstanden war. John schien für den Moment vergessen. Er machte eine Kopfbewegung und ihr Blick folgte der Richtung. In einer Ecke standen drei Gewehre. „Nimm sie mit“, sagte John.
    Er war jetzt auf den Beinen und schwankte wie ein Betrunkener. Sie ließ seinen Arm los und sammelte die Waffen ein. Sie waren schwerer, als sie vermutet hatte. John begab sich in schwerem Seegang zur Hintertür. Sandra folgte ihm, sich immer wieder umblickend. Draußen fasste sie John am Arm und führte ihn um die Blutlache herum.
    „ Pass auf, hier ist es glitschig.“
    John schwieg. Es musste sehr schlimm sein, wenn er auf jeglichen herausfordernden Kommentar verzichtete. Er ließ sich von ihr führen wie ein Blinder. Natürlich blieb ihm nichts anderes übrig, doch sie konnte ein gewisses Triumphgefühl nicht verhindern. Sie führte ihn in den dichten Wald, völlig orientierungslos, doch hoffentlich in eine Richtung, die etwaige Verfolger nicht vermuten würden. Es war nicht der Weg, den sie gekommen waren. Nach etwa zehn Minuten strammen Gehens spürte sie das konstante Gewicht auf ihrem rechten Arm ruckartig schwinden. John war zusammengebrochen.
     
    Sandra ließ die Waffen auf den Boden sinken, schälte sich aus dem Riemen ihrer Handtasche, schaltete die Lampe an und legte sie ab. Sie kniete neben John und überprüfte seinen Zustand. Sein Herz hämmerte unter ihrer Handfläche und seine Stirn war klamm.
    „ Wie geht es dir?“, fragte sie, in Ermangelung einer intelligenteren Frage.
    „ Ich glaube, mindestens eine Rippe ist gebrochen“, stieß er ruckartig hervor.
    „ Scheiße“, sagte sie herzhaft auf Deutsch.
    „ Ich weiß, was du meinst“, gab John zurück und versuchte ein Grinsen. Es misslang.
    „ Glaubst du, sie verfolgen uns?“
    Er bewegte den Kopf zu einer Verneinung.
    „ Aber die müssen doch stocksauer sein.“
    „ Ja, aber wir haben die Waffen. Unbewaffnet werden sie ihre Zeit nicht damit verschwenden nach mir zu suchen.“ Er hustete und presste seine Hände auf die Rippen. Sandra war sich noch nie so hilflos vorgekommen. „Sie werden sich um ihre Beute kümmern und schleunigst

Weitere Kostenlose Bücher