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Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Titel: Kein Kanadier ist auch keine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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bequemer, wenn du unter mir liegen würdest. Nackt.“ Sie gab ihm einen Mörderblick. „Ja, es geht schon. Danke“, korrigierte er.
    John schloss die Augen und sie knipste die Taschenlampe aus, um Batterie zu sparen. Sie versuchte eine Stellung zu finden, in der ihre Hüfte weniger wehtat. Ihre letzten paar Schmerzpillen wollte sie für John aufheben. Er spürte ihre Bewegungen und erkundigte sich nach ihrem Befinden.
    „ Ich stecke in einer blutgetränkten Jeans, bin total verschwitzt, habe einen glühenden Muskelkater in den Oberschenkeln, eine geprellte Hüfte, Hunger und Durst, aber sonst geht es mir gut.“
    Sie lachte, doch John stimmte nicht mit ein. Es herrschte eine Minute Stille. Dann hörte sie seine samtige Stimme, noch intensiver vibrierend in der Dunkelheit.
    „ Eine blutgetränkte Jeans? Bist du verletzt?“
    Es lag echte Besorgnis in seiner Stimme und das fühlte sich seltsam gut an.
    „ Nein, nicht ernsthaft jedenfalls. Ich hatte einen Ausrutscher und bin mitten in den blutigen Schlachthof gefallen.“
    John hustete und sie war nicht sicher, ob es nicht ein schwerer Lachanfall war. Plötzlich kam ihr ein furchtbarer Gedanke.
    „ Bin ich in Gefahr in meiner blutigen Jeans? Ich meine, werden wilde Tiere mich wittern und fressen wollen?“
    Nun lachte er wirklich. „Keine Angst. Es gibt keine Haie in diesen Wäldern.“
    Sie schlug ihm gegen die Schulter. Sie wollte ihm nicht noch mehr Schmerzen bereiten, aber andererseits hätte es ihr eine unglaubliche Befriedigung verschafft, ihn zu erwürgen. Ein schweres Dilemma.
    „ Wirklich, Schätzchen, die meisten Tiere haben mehr Angst vor den Menschen als umgekehrt und nehmen schon Reißaus wenn sie dich durch den Wald stampfen hören. Außerdem finden sie, du riechst nicht besonders gut.“
    „ Oh, das ist beruhigend“, sagte sie erleichtert. „Und nenn mich nicht Schätzchen.“
    „ Entschuldigung. Süße.“
    Sandra seufzte. Er war einfach unverbesserlich.
    „ Komm her“, murmelte er. „Halt mich warm.“
    Er zog sie näher und sie kuschelte sich an ihn. Ihr Kopf ruhte in seiner Armbeuge. Es war nicht wirklich kalt, aber die Luft war frisch geworden. Vom Boden stieg ein Geruch nach Erde und Moder auf. Es war still, abgesehen von einem Knacken hier, einem Knistern da im Unterholz. Der Wolf war verstummt, das Getöse der Grillen ebenso. Johns Körper zitterte und sie machte sich große Sorgen. Was, wenn er innere Verletzungen hatte? Sie legte den freien Arm vorsichtig über seinen Bauch, um ihm mehr Wärme zu geben. Er erwiderte die Geste, indem er seine Hand auf ihr Handgelenk legte und leicht zudrückte.
    Sein gleichmäßiger Atem war beruhigend und gab ihr Kraft. Bald würde sie losziehen und nachsehen, ob die Kerle verschwunden waren. Dann würde sie John holen und sie könnten die Nacht geschützt in einer der Hütten verbringen. Vielleicht gab es ja Wasser irgendwo. Sie war am Verdursten. Sie hoffte nur, sie würde die Hütten wiederfinden und später John. Wie sollte man sich in einem dunklen Wald orientieren, wo jeder Baum schon bei Tageslicht eine originalgetreue Kopie des nächsten war? Und wie sollten sie morgen Hilfe finden, falls wirklich kein Telefon dort war? Ein Problem nach dem anderen, ermahnte sie sich. Johns Zittern hatte nachgelassen, vielleicht war er eingeschlafen. Was für ein Abenteuer. Kein Mensch würde ihr das glauben.
     
    Etwas rüttelte an ihr. Langsam tauchte sie aus dem angenehmen Vergessen des Schlafes auf. Sie spürte Johns tätschelnde Hand auf ihrer Schulter.
    „ Sandra. Du sabberst mich nass.“
    Klar doch, es ging ihm besser. Wie immer musste er das Peinliche aussprechen. Sie setzte sich auf und tastete nach der Lampe. Ein Blick auf die Uhr ließ vermuten, dass sie wohl beide fest geschlafen haben mussten. Es war bereits Eins.
    „ Wir sollten gehen“, sagte er mühsam.
    Sandra nickte. „Deine Rippen bringen dich wahrscheinlich um.“
    Er antwortete nicht. Wahrscheinlich ließ sein enormes Ego nicht zu, Schwäche zu zeigen.
    „ Hast du etwas geschlafen?“, wollte sie wissen.
    „ Nein.“
    Verdammt. Sicher hatte er nur ihr zuliebe so lange gewartet. Sie erhob sich.
    „ Okay, erkläre mir bitte, wie ich die Hütte wiederfinde und danach dich.“
    „ Die Hütten liegen in dieser Richtung.“ Er zeigte mit der Hand den Weg. „Wenn ich mich recht erinnere, immer geradeaus. Wir sind nicht im Zickzack gelaufen.“
    Sie nickte. „Und zurück?“
    „ Du musst dir Anhaltspunkte merken.“
    „

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