Kein Kanadier ist auch keine Lösung
könnten sie sich flüchten. Und schwimmen konnten die Biester auch.
„ John, was, wenn hier ein Bär kommt? Was machen wir dann?“
Er legte die Waffen auf ein paar runde ausgewaschene große Steine.
„ Dann habe ich kein Problem. Ich kann schneller rennen als du.“
Er grinste, duckte sich und drehte ihr willig die Schulter zu, der sie einen kräftigen Boxhieb verpasste.
„ Sehr witzig“, murmelte sie durch ihre zusammengebissenen Zähne. „Hast du noch mehr praktische Einfälle auf Lager?“
„ Im Moment nicht. Aber ich werde jetzt auf die Jagd gehen, während du am Flussufer nach Gold suchen kannst.“
Sie starrte ihn an. „Wie bitte? Das liegt doch nicht einfach so herum.“
Er zuckte mit den Achseln. „Manchmal schon. Die Gegend hier ist ziemlich abgelegen und der Fluss spült immer mal wieder welches frei. Hätten wir jetzt eine Pfanne, könnten wir auf jeden Fall welches finden.“
„ Auf jeden Fall?“
John nickte, als sei es das Natürlichste auf der Welt, dass ganz Kanada voller Gold war. „Sie machen das auf Touristentouren und finden immer welches.“
„ Aber warum gibt’s dann hier keinen Goldrausch? Warum sind die Flüsse nicht voller Menschen, die sich ein sorgenfreies Leben zusammenschürfen wollen? Das wäre doch naheliegend.“
„ Weil es eine mühsame Arbeit ist und man selten große Nuggets findet. Die sind um die sechs- bis achttausend Dollar wert. Viel öfter findet man nur winzige Krümel, die es nur auf ein paar Cent bringen. Es gibt aber viele, die eine Hobby-Mine haben und auch einiges an Gold finden. Aber der große Hit geschieht eben selten. Es ist nicht mehr als ein kleines Nebeneinkommen, und dafür, wie gesagt, eine Knochenarbeit. Das Wasser ist kalt und wenn man kein Geld für große Maschinen hat, die das Gestein brechen und zermahlen, dann findet man eben nur, was so oberflächlich herumschwimmt.“
Enttäuscht ließ Sandra die Schultern sinken. Für einen Moment hatte sie geglaubt, mal eben schnell reich werden zu können. John las ihr Gesicht wie eine Zeitung.
„ Viele sind der Illusion anheim gefallen, schnelles Geld machen zu können, und sind daran pleitegegangen. Heute versuchen das nur noch ein paar Individualisten, deren richtige Einkommensquelle woanders liegt, sodass sie nicht darauf angewiesen sind. Obwohl das Land buchstäblich voller Gold ist, glaube ich nicht, dass es einen zweiten Goldrausch geben wird, nicht mal im Yukon, wo noch heute große Firmen die Landschaft umkrempeln und Reichtümer herausholen.“
Sandra betrachtete ihn einen Moment.
„ Faszinierend. Aber der Umwelt tut das sicher nicht gut.“
Er schüttelte den Kopf. „Du solltest mal die Mondlandschaften sehen, die sie hinterlassen. Die Grasnarbe ist zu unterst gekehrt und an der Oberfläche gibt es nur noch Gestein, auf dem für die nächsten hundert Jahre nichts wachsen wird. Die Kälte verlangsamt das Wachstum auch noch.“
Der Fluss rauschte gemütlich vor sich hin und plätscherte mit weißen Wellenspitzen über dicke Steine. Romantisch und unberührt und dazu einladend, sich hinzusetzen und zu beobachten, die Seele baumeln zu lassen.
„ Sicher versuchen Umweltschützer etwas dagegen zu tun, oder?“
„ Ja, aber sie haben es schwer, dagegen anzukommen. Das Recht, einen Claim abzustecken, besteht noch immer, wie zu Wildwestzeiten. Und es ist nicht mal teuer. Für eine Gebühr von hundert Dollar kann man schon anfangen.“ Sandra machte ein erstauntes Gesicht. „Tja, so einfach ist das. Und man steht auf dem Standpunkt, dass Kanada groß genug ist und die paar zerstörten Wälder nicht weiter auffallen.“ Sandra lachte bitter auf. „Ja, natürlich ist das eine riesig große Ladung bullshit . Aber es ist schwer, alte Traditionen modernem Denken unterzuordnen.“
Das stimmte wohl. John machte sich Richtung Wald auf und in Sandra zog sich etwas zusammen.
„ Hey, du kannst mich doch nicht einfach so allein lassen!“
Er hielt inne und sie sah ihn eine Augenbraue nach oben ziehen.
„ Ich gehe nicht weit weg, Süße. Keine Sorge, ich behalte dich im Blick.“
Er ignorierte ihre weiteren weinerlichen Laute. Sandra stampfte mit dem Fuß auf. Das würde sie ihm so schnell nicht vergessen. Warum nahm er sie nicht einfach mit? Weil sie mit ihrer plumpen Art, durch die Gegend zu marschieren, sicher jegliches Wild verscheuchen würde, beantwortete sie sich selbst.
Seufzend setzte sie sich auf einen trockenen Stein nahe ans plätschernde Wasser. Ein Test mit den
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