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Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Titel: Kein Kanadier ist auch keine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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Fingerspitzen bestätigte Johns Bemerkung über die Kälte des Wassers. Der Fluss schimmerte dunkelgrün, doch hier über den flachen Steinen sah es klar und einladend aus. Sie schaute nach John. Er war ein ganzes Stück weit weg. Zu weit um Details zu sehen. Sie zog ihre Schuhe und ihr T-Shirt aus und wusch sich flink, wobei sie kleine japsende Geräusche von sich gab. Verdammt, war das kalt. Aber sehr erfrischend und genau das, was ihre Lebensgeister brauchten. Mit Hilfe beider Hände trank sie sich den Bauch voll. Es schmeckte weich und lecker, viel besser als das Bier. Bei diesem Gedanken fielen ihr die leeren Flaschen ein. Sie ging und holte sie, um sie mit Wasser zu füllen. So trank es sich schon manierlicher. Mit den Fingern durchkämmte sie eine ganze Weile die winzigen Kiesel und den Sand des Flussbettes, ohne jedoch etwas Goldenes glitzern zu sehen. So viel zu ihrer Karriere als Goldschürfer.
    Nachdem sie das T-Shirt wieder angezogen hatte, bereitete sie in der Flussbiegung auf weichem Sand einen Lagerplatz aus Isomatte und Schlafsack und ließ sich darauf nieder. Die Geräusche des Flusses lullten sie ein und nur ab und zu verscheuchte sie ein Moskito. Sollten sie doch zustechen, die verdammten Plagegeister. Sie war viel zu müde, um zu protestieren.
    Plötzlich zerriss ein Schuss die Stille. Sandra setzte sich auf, ihr Herz pochte in ihren Schläfen. Sie hielt nach John Ausschau. Er hatte sein Versprechen eingehalten und war noch immer in Sichtweite.
    Das Feuer, dachte sie. Sie hatte das Feuer vergessen. Schnell suchte sie nach trockenen Zweigen, die überall herumlagen. Diese Wälder wurden nicht gepflegt und akribisch von Unterholz befreit, so wie in Deutschland. Dafür war das Land viel zu groß. Es war sich selbst überlassen. Sie sammelte einen Haufen Hölzer und betrachtete ihn stolz.
    „Das ist viel zu wenig, Schätzchen“, bemerkte John im Näherkommen. „Wir brauchen ein richtiges Kochfeuer.“
    Er warf etwas Pelziges auf den Boden. Ein Hase. Er hatte einen Hasen erlegt. Das in ihr aufwallende Mitleid wurde sogleich von ihrem knurrenden Magen zum Schweigen gebracht, und von der glühenden Bewunderung für den Jäger. Wo hatte er das Tier nur aufgespürt? Ihr Retter in der Not durchstrich die Gegend hinter ihr und sammelte noch weit größere Äste und Stöcke ein. Sie gesellte sich zu ihm, um zu helfen.
    „ Wie viel brauchen wir denn noch?“
    John begutachtete den Holzberg.
    „ Doppelt so viel. Wir brauchen eine gute Glut, um das Fleisch gar zu bekommen.“
    „ Woher weißt du das bloß alles?“, fragte sie beim Holzsammeln.
    „ Wir sind früher oft Campen gegangen. Mein Dad ging regelmäßig auf die Jagd und brachte mir auch das Fischen bei.“
    Sandra blickte auf den Fluss. Richtig, sie hätten sich auch einen Fisch fangen können. Auf diese Idee wäre sie gar nicht gekommen. Sie musste über sich selbst lachen, würde sie doch wahrscheinlich allein verhungern, umzingelt von einer reichen Wildnis, die alles zum Überleben bereithielt.
    „ Ich bin froh, dass ich dich dabei habe“, sagte sie lächelnd.
    Er erwiderte das Lächeln, doch ein Schatten huschte über seine entspannten Züge.
    „ Außer, dass du ohne mich gar nicht erst hier sein müsstest.“
    Sie spürte sein schlechtes Gewissen, als sei es ihr eigenes, und fühlte sich gerührt. Er übernahm die volle Verantwortung für das, was geschehen war, und das fand sie anständig von ihm.
    „ Aber dann wäre mir auch ein Abenteuer entgangen.“
    Sie schenkte ihm ein verzeihendes Lächeln, das er zögerlich zurückgab.
    „ Ich bin froh, dass du es so siehst, jetzt, wo du bewaffnet bist“, witzelte er, mit Blick auf die zwei anderen Gewehre. Sie lachte laut auf.
    „ Ich weiß nicht mal, wo man abdrückt.“
    Mit einem Grinsen, das zeigte, wie sehr er es genoss, als Mann ganz Herr der Lage zu sein, machte er sich daran, das Feuer in Gang zu setzen. Zu diesem Zweck rieb er ein paar Steine gegeneinander und wartete auf Funken. Nach einer Weile hielt Sandra ihm stumm die Streichhölzer vor die Nase, die sie in der Hütte gefunden und in ihre Handtasche getan hatte. John öffnete erstaunt den Mund.
    „ Es wäre auch so gegangen. Aber ich denke, es geht schneller mit deinen Streichhölzern. Danke.“ Er zwinkerte ihr zu.
    Sandra lächelte stolz. Ganz so hilflos war sie eben doch nicht. Aber schon beschäftigte sich ihr Gehirn mit dem nächsten Problem.
    „ Womit willst du das Tier ... äh, schneiden?“
    Nun war es an John, stolz

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