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Kein Kind ist auch (k)eine Lösung

Kein Kind ist auch (k)eine Lösung

Titel: Kein Kind ist auch (k)eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Wolf
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Gefühl bei mir vorhanden ist. Und ich glaube auch nicht, dass es sich zurückbildet, bevor es sich bei dir entwickelt. Vielleicht kommen wir da einfach nicht zusammen.«
    Autsch.
    Als er die Haustür hinter sich zuzog, ließ ich mich aufs Sofa plumpsen.
    Das saß.
    *
    Kurz nach Mitternacht kam er zurück. Ich lag seit Stunden im Bett und drehte mich von rechts nach links, auf den Rücken und wieder zurück.
    Micha ging ins Wohnzimmer. Ich stand auf. So ging das nicht. Er hatte sich gerade aufs Sofa gelegt.
    »Und nun?«, fragte ich.
    Er schwieg. Minuten vergingen, und mir fiel nichts Schlaues ein. Das fühlte sich alles nicht gut an.
    »Lass uns doch noch einmal in Ruhe darüber sprechen. Morgen Abend. Okay?«, sagte ich und dachte: Was für ein Schwachsinn! Als würde das irgendwas ändern.
    Er schwieg.
    Mir fiel eine Textzeile aus einem Song von Juli ein: Was soll man auch schon sagen, wenn man das Wichtigste verliert?
    Er meinte es ernst, nickte nur kurz und drehte sich dann weg.
    Als ich allein im Bett lag, sagte ich leise: »Gute Nacht.« So wie jeden Abend.
    *
    Ob ich wollte oder nicht, das Thema verfolgte mich. Gleich am nächsten Morgen war es wieder da, in Form eines Buggys. Er hatte schon seit Tagen vor unserem Haus gestanden und scheinbar hatte niemand mehr Interesse an diesem ollen Ding – außer Waltraud. Das alles andere als neue Modell hatte von der Sonne ausgeblichenen dunkelblauen Stoff und ein leicht verrostetes silberfarbenes Metallgestell. Aber das war es wohl kaum, was Waltraud faszinierte, sondern eher die Möglichkeiten, die sich ihr boten: geschoben zu werden.
    Mit einem Satz saß sie drin, und egal, was ich tat und wie oft ich ihr mit Wurst- und Hinter-den-Ohren-kraulen-Entzug drohte, sie blieb sitzen.
    Nun gut. Meinetwegen. Macht sich halt die ganze Stadt über mich lustig. Ich musste zur Arbeit, und zwar genau jetzt.
    Ich nahm die blöde Karre und schob sie samt Hund, in der Hoffnung, auf dem Weg zur S-Bahn nicht allzu viele Menschen zu treffen, was natürlich ausgemachter Schwachsinn war.
    Zehn Minuten später stand ich vor der Treppe am Bahnhofsgebäude, die eine Ebene tiefer zur S-Bahn führte und die ich tagtäglich mit Waltraud morgens runter und nachmittags wieder raufging. Mit zwei Beinen und vier Pfoten war das kein Problem. Aber jetzt?
    Klar gab es eine Rolltreppe, aber die führte nicht runter, sondern hoch. Was hatte sich der Erfinder denn dabei gedacht? Weil man morgens noch fit war und nach der Arbeit nicht mehr alleine hochkam, oder was?
    »So, Waltraud. Schluss mit Lustig. Komm, hopp. Den Rest musst du gehen.«
    Das sah sie anders.
    Während inzwischen mehrere Menschen grinsend an uns vorbeigegangen waren und uns anscheinend amüsant fanden, sah ich auf die Uhr und wusste: Gleich fängt Grusel-Günther an, hektisch den Flur auf und ab zu gehen. Denn »Aufwachen und lachen« ohne mich war für ihn wie Golfspielen ohne Schläger. Oder so ähnlich. Denn das hieß im Klartext: Er musste ran.
    »So, Waltraud, ich würde auch lieber geschoben werden, aber an diesem Hindernis kommen wir nicht vorbei. Zumindest nicht samt Buggy.«
    Kaum hatte ich das letzte Wort ausgesprochen, stand wie von Zauberhand dort hingestellt ein Mann neben mir, Ende dreißig, mit Aktenkoffer, und fragte, ob er mal eben mit anpacken solle.
    In Anbetracht der Tatsache, dass es den Hörern von 99,9 vermutlich egal war, ob ich einen faulen, trächtigen Hund hatte und vor einer Rolltreppe stand, die in die falsche Richtung führte, mitsamt einem rostigen Buggy, für den man sich schämen müsste, nahm ich das Angebot an.
    Während ich auf dem Weg zur Arbeit kaum beachtet worden war, änderte sich das im Sender mit dem Öffnen der Tür. Man sah mich an, als hätte ich jetzt endgültig den Verstand verloren.
    »Hat sie was mit der Pfote?«, fragte Grusel-Günther.
    »Nein, mit der Gebärmutter«, antwortete ich und stürzte ins Studio.
    »Und welches arme Kind muss jetzt zu Fuß gehen?«, rief er mir noch hinterher. Als wäre er jemand, der so etwas wie Mitgefühl in seinem Repertoire hätte.
    »Keines«, rief ich genervt zurück.
    *
    Nach der Sendung wurde gefeiert. Nicht, weil sie endlich vorbei war, sondern weil unser Sender zum x-ten Mal in Folge zum erfolgreichsten Privatsender des Jahres gekürt worden war. Günther fühlte sich sichtlich wohl in seiner Chefrolle und gab großzügig Sekt und Schnittchen aus. Und warum auch immer, ich machte den entscheidenden Fehler und schenkte mir Orangensaft ein.
    »Na,

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