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Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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belauschen.
    Nodonn riß Isak Henning am Genick hoch und ließ ihn in der Luft baumeln. Das Lachen des triumphierenden Apoll war wie das Brüllen des Hurrikans. Und dann wurde die dürre Gestalt in die Höhle hineingeschleudert und krachte neben Huldah auf den Steinboden. Die alten Knochen brachen, mitleiderregende Schreie gellten. Die Frau regte sich, hob den Kopf, sah mit stupider Verwunderung zu dem zerschmetterten Bündel hin - und dann zu ihm. Sie hob den Arm und schirmte ihre Augen vor seiner Aura ab.
    Nodonn kehrte zu den beiden zurück, und bei jedem Schritt erklang seine Rüstung. Er nahm Isak in seine gepanzerte linke Hand und hielt die gleißende Holzhand wie eine flammende Klaue vor das verzerrte alte Gesicht.
    »Jetzt werdet ihr sterben«, sagte der Schlachtenmeister. »Beide!«
    Der alte Mann begann zu lachen.
    Die Klaue heftete sich an die Kuppel seines kahlen Schädels und begann zu drehen; ein Finger glitt ins Auge und zerstörte es. Das Lachen stieg zu einem Kreischen an. »Töte sie! Töte sie! Aber bevor du es tust, sieh in sie hinein! Sieh ...«
    Das hohe Krächzen vermischte sich mit anderen Lauten. Nodonn riß Isaks Kopf vom Rumpf und warf beides zur Seite. Huldah sah mit großen Augen zu. Es war keine Furcht in ihr.
    Hineinsehen?
    Sie lag im blutigen Staub, und ein paar zerdrückte Orangenblüten hingen noch in ihrem Haar. Nodonn benutzte seine Fernsicht. In diesem geräumigen Firvulag-Unterleib versteckte sich ein zwölf Wochen alter Fötus, halb so lang wie sein kleiner Finger. Perfekt und kräftig. Männlich.
    »Ein Sohn«, stöhnte er. »Endlich.«
    Aber wie? Wie war es unter der fast tödlichen Strahlung dieses erbarmungslosen Sterns, der ihn achthundert Jahre lang verhöhnt hatte, möglich gewesen? Er war der allmächtige Schlachtenmeister, und doch hatte er nur Schwächlinge gezeugt, die bis auf ein paar kränkelnde Töchter gestorben waren.
    Er blickte zu der abschirmenden Felsdecke hoch. Er blickte auf die Frau mit ihren verbotenen Genen nieder. Seine Rasse hatte schon in der fernen Duat-Galaxis geschworen, daß eine solche Paarung bis hin zum Letzten Krieg nicht stattfinden dürfe. Aber Gomnol hatte bei seinen eugenischen Plänen eine Rassenmischung drin-

     
    gend empfohlen - als eine Abkürzung auf dem Weg zur Operanz.
    Konnte es sein?
    Vorsichtig griff er mit seiner redigierenden Fähigkeit in das winzige Gehirn. Doch der Fötus war noch zu ungeformt, und er zu ungeschickt. Er würde warten müssen.
    »Du wirst hierbleiben«, befahl er der Frau, »und wenn mein Sohn geboren ist, ziehst du ihn mit äußerster Sorgfalt auf, bis ich komme, ihn zu holen.«
    »Du willst jetzt fortgehen?« flüsterte Hulda, von Kummer überwältigt.
    »Ja.«
    Tränen stürzten aus ihren Augen. Erschauernd brach sie zusammen. Nodonn hob die zerdrückte Felldecke auf und legte sie ihr über die Schultern. Sie berührte das harte, glatte Glas seines Handschuhs.
    »Hinten in der Höhle«, sagte sie stumpf. »Deine Waffe.«
    Er stieß einen Jubelschrei aus. Da waren das Schwert und sein Energiepack! Außer Betrieb, so entdeckte er, als er einen Knopf drückte, aber er würde eine Möglichkeit finden, die Waffe zu reparieren. Er schnallte seinen Harnisch zu. »Und nun lebe wohl«, sagte er zu der Frau. »Des Kindes Name wird Thagdal sein. Vergiß es nicht!«
    »Dagdal«, weinte sie. »Kleiner Dag. O Gott!«
    Er stieg aus der Höhle und hielt Umschau. Seine Fernsicht war erschreckend trübe, aber er entdeckte einen hohen Berg am westlichen Ufer, der für sein Vorhaben geeignet war, und wanderte schnellen Schritts auf ihn zu. Bevor er mehr als einen oder zwei Kilometer zurückgelegt hatte, wurde er langsamer, und schließlich taumelte er. Geist und Körper, noch nicht ganz genesen, versagten schnell nach der fürchterlichen Anstrengung von vorhin. Damit war zu rechnen gewesen. Er würde vorsichtig sein müssen.
    Seine Kreativität, die früher Blitze herabgerufen und Berge versetzt hatte, reichte jetzt kaum noch dazu aus, einen kräftigen Holzstock zurechtzuschneiden, auf den er sich stützen konnte. Die gewaltige PK-Fähigkeit, die einmal fünfzig Ritter und ihre Reittiere levitiert hatte, wurde bis zum äußersten angestrengt, um beim Erklettern des Hügels seine Beinmuskeln zu stärken.
    Die Sonne stieg über den Grat hinter ihm und schoß ihm ihre Strahlen zwischen die Schulterblätter. Außer Atem, fiebernd, setzte er den Stab wieder und wieder auf den steilen Pfad und mühte sich nach oben. Von seinen

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