Kein König von Geburt
Leben bleiben können. In Var-Mesk, ich erröte, daß ich es zugeben muß, standen wir alle als Memmen vor dem Leuchtenden, Miokann Heilerssohn allein ausgenommen. Oh, wie stolz wärst du gewesen, wenn du seine Tat gesehen hättest, Schlachtenmeister! Natürlich war es hoffnungslos, aber auf herrliche Weise den Traditionen der Kampfgesellschaft gemäß. Miakonn wartete, bis der Usurpator betrunken war, und zog ihn dann zur Rechenschaft! Es war ein tollkühner Plan, und er hätte gelingen können, wenn nicht der verräterische Inquisitor ...« Der Glashersteller brach ab.
»Frieden, Bruder!« bat Nodonn. »Mir ist bekannt, daß
Culluket ein Verräter an der Heerschar ist. Ich weiß, was er Miakonn angetan hat und warum du jetzt statt seiner Stadt-Lord bist.«
Moreyn biß sich auf die Unterlippe. Seine Gedanken waren in beschämtem Elend verschleiert.
Nodonn langte mit seinem Geist hinaus. »Laß nur, Bruder! Du bist immer ein ausgezeichneter Glas-Techniker gewesen.« Er deutete mit einem Kopfnicken zu dem Floß mit seinem primitiven Segel aus zusammengenähten Häuten hin. An einer der Querstangen war ein Bündel festgezurrt. »Siehst du das? Es ist die Rüstung, die du für mich vor dreihundert Jahren gemacht hast. Ich habe es fertiggebracht, einen Handschuh zu verlieren. Du wirst mir einen neuen anfertigen müssen, bevor ich ins Feld ziehe.«
»Du willst gegen den Usurpator kämpfen?« Moreyn konnte es nicht fassen.
»Heute bin ich nur das traurige Abbild eines Schlachtenmeisters. Aber ich werde mich erholen. Länger als sechs Monate habe ich auf Kersic gelegen, meiner Sinne beraubt und außer Reichweite jeder Fernwahrnehmung. Jetzt wissen nur zwei Tanu von meiner Existenz: Lady Mercy-Rosmar und du.«
»Sie ist mit dem Menschenkönig verheiratet«, jammerte Moreyn, »und zu seiner Königin gekrönt worden.«
»Frieden!« wiederholte Nodonn und beruhigte den mentalen Aufruhr des Stadt-Lords. »Mercy hält es bei dem Usurpator aus, weil ich sie angewiesen habe, nichts zu unternehmen, bis die Zeit reif ist. Im innersten Herzen bleibt sie mir treu, und schließlich werden wir wiedervereint werden. Ich habe vor, alles zurückzufordern, was mein ist. Wirst du mir dabei helfen, Moreyn?«
»Ich würde mein Leben für dich geben, Schlachtenmeister - so wenig es wert ist. Aber du weißt, wie kläglich meine aggressiven Fähigkeiten sind. Aiken Drum wollte mich nicht einmal auf seinen Feldzug nach Koneyn mitnehmen ...«
»Ich weiß, er ist hinter dem Speer her. Und hinter neuen goldenen Reifen, um damit seine Armee von Abschaum zu dekorieren - als ob sie ihm etwas nützen würden!«
Moreyns Blicke irrten immer wieder voller Entsetzen zu der hölzernen Hand hin. »Wir haben in Var-Mesk keinen Heiler, der qualifiziert ist, sich um deine Wunde zu kümmern, Schlachtenmeister. So viele Redakteure sind in der Flut umgekommen. Der nächste kompetente Arzt - der nächste vertrauenswürdige Hautkünstler - ist Boduragol von Afaliah.«
»Der Kuhal, meinen Heerschar-Bruder, in seiner Obhut hat. Ja, ich weiß von ihm.« Nodonn bog die Finger der Prothese und lächelte flüchtig. »Mach dir keine Sorgen, Moreyn. Dieser Ersatz funktioniert gut genug. In der Haut müßte ich neun Monate auf das Wachsen einer neuen Hand warten. Eine zu lange Zeit, um müßig zu sein, wenn meine metapsychischen Kräfte schnell zurückkehren und das Schicksal ruft. Meine Hand kann geheilt werden, wenn ich das Durcheinander aufgeräumt habe, das jener Herr des Chaos drüben in Goriah angerichtet hat!«
Moreyn blieb der Mund offenstehen. Er projizierte nacktes Grauen. »O nein, Schlachtenmeister! Wir dürfen die Heilung nicht aufschieben! Es würde dir ja niemand Gefolgschaft leisten!«
»Das glaubst du wirklich?« wunderte der Schlachtenmeister sich.
»Mein Lord, vielleicht hast du vergessen ...«
»Nimm dich zusammen, Mann!« fuhr Nodonn ihn an. »Erkläre es mir - oder öffne zumindest deinen verdammten Geist, damit ich selbst nachsehen kann, was du da zu nörgeln hast.«
Der schwache Schirm hob sich, und Nodonn las deutlich das Gebot der Kriegsreligion, das Tausende von Jahren auf dem verlorenen Duat keine Anwendung mehr gefunden hatte - und niemals, seit die Tanu ins Vielfarbene Land gekommen waren: Nur wer körperlich vollkommen war, durfte sich um die Königswürde bewerben.
Nodonn lachte. »Das ist dein Einwand? Dies Stück veralteten Unsinns? Wenn unser Thron von einem emporgekommenen Geringen entweiht wird?«
»Es ist Gesetz«,
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