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Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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südöstlich von uns in der Atmosphäre zusammen, das mich beunruhigt.«
    Das Bild einer verdächtigen Wetterfront entstand in ihren Gehirnen, deutlich wie ein Drei-D-Bild. »Seht ihr, wie scharf die Wolkenbänder sind? Wie klar abgegrenzt? Vergleicht das mit diesem anderen Tiefdruckgebiet südlich der Bucht von Benin - das ist normal für diese Jahreszeit. Ich habe das kleine Ding mitten im Ozean seit jetzt drei Tagen beobachtet, und es hat sich auf unnatürliche Weise verfestigt und vertieft.«
    Hagens Hände umfaßten das Steuerrad so heftig, daß die Knöchel weiß hervortraten. »Du meinst, mein Vater und die übrigen psychen es?«
    »Gott!« rief Nial Keogh aus. »Nicht wenn wir schon beinahe in den Westwinden sind!«
    Phil zuckte die Achseln. »Es ist die falsche Jahreszeit für Hurrikans, und dieser Sturm zieht auf einer entschieden anomalen Bahn dahin. Die meteorologischen Bedingungen sind seinem ständigen Wachsen günstig, ob jemand dabei nachhilft oder nicht.«
    »Können wir ihm ausweichen?« fragte Hagen entschlossen.
    Phil projizierte es ihnen. »Hier ist unser Vektor - und hier kommt das Tief, schleicht sich an uns heran. Wir sind genau auf seinem Weg, wenn wir den augenblicklichen Kurs beibehalten. Küssen werden wir es 36-45 Nord, 16-20 West, heute in drei Tagen. Verlangsamen wir unsere Fahrt, packen uns die Winde im nordwestlichen Quadranten und schieben uns nach Süden. Beschleunigen wir, ist es gerade eben möglich, daß es an unserm Arsch vorbeirutscht oder uns sogar nach Norden in die Zone der vorherrschenden Westwinde schleudert.«
    »Dabei setzt du voraus, daß das Tief geradeaus zieht«, warf Nial ein. »Wenn Marc den Fahrersitz innehat, wird es das bestimmt nicht tun.«
    »Was können wir machen?« Hagens Gesicht war eine Maske kranker Verzweiflung. »Haben wir irgendeine Chance, dem Ding zu entkommen, ohne unsere Geschwindigkeit zu erhöhen? Süßer Jesus, Phil - wir strengen uns ja jetzt schon bis zum äußersten an! Du hast gesehen, was mit dem armen Barry geschehen ist, und Diane wird auch schwächer.«
    Phil überlegte. »Es hängt davon ab, was Marc bezweckt.«
    »Er wird nicht darauf aus sein, uns sinken zu lassen«, erklärte Nial. »Wenn er uns töten wollte, hätte er uns vor zehn Tagen mit Psychoenergie erschießen können. Das Spiel haben wir gewonnen.«
    »Könnte er uns zurück nach Florida blasen?« fragte Hagen.
    »Teufel, nein«, antwortete Phil. »Dem Sturm ginge lange vorher die Luft aus. Dazu würde er eine ganze Serie von Stürmen brauchen. Hätte er das Kunststück früher versucht, wäre es ihm vielleicht gelungen.« Seine Gedanken wiederholten die atmosphärischen Muster der letzten Woche. »Aber, seht ihr? Das Potential war eben nicht vorhanden. Dies Tief ist seine erste gute Chance. Laßt mich eine Minute nachdenken!«
    Hagen sagte: »Er kann uns nicht nach Hause blasen, und er will uns nicht töten. Dann bleibt ihm nur übrig, uns auf einen anderen Kurs zu bringen. Dieses ausgeprägte Tief, das du erwähntest, nördlich von Madeira. Wenn es ihm gelingt, uns nach Südosten abzulenken, landen wir in Afrika statt in Europa.«
    Phil nickte zustimmend. Ein neues meteorologisches Diagramm erschien in seinem Geist. »Die Sturmwinde rotieren entgegen dem Uhrzeigersinn. Er braucht nichts weiter zu tun, als uns ungefähr zwischen sechs und neun Uhr innerhalb des Systems festzuhalten, und schon sind wir unterwegs nach Marokko. Sogar die verdammten Luftströmungen arbeiten für ihn! Der einzige Joker, der uns retten könnte, hängt an der Energie, die er in den Sturm hineinpumpen kann. Schafft er es nicht, ihn ständig weiterzutreiben, reißen wir uns los, bevor er uns nahe genug an Land manövriert hat, um uns einen direkten PK-kreativen Schubs zu geben.«
    »Und wenn wir das große Sigma-Feld einschalten?« überlegte Hagen. »Unseren Reibungsquotienten herabsetzen, so daß die Winde um uns herumströmen?«
    »Das nützt nichts«, versicherte Nial. »Benutzt du den Generator auf Salzwasser statt auf trockenem Land, fließt ständig Energie ab. Er wäre bei maximaler Leistung vielleicht vier, fünf Stunden in Betrieb.«
    »Scheiße! Da hat er uns richtig in den Nußknacker bekommen.« Hagens Mund verzog sich zu einem freudlosen einseitigen Lächeln. Es gab ihm für einen Augenblick eine unheimliche Ähnlichkeit mit seinem Vater. »Wir könnten ebensogut gleich Kurs auf Afrika nehmen! Wenigstens wird es den kleinen Kindern dann erspart, einen Hurrikan abzureiten.«
    »Du bist

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