Kein König von Geburt
flüsterte Moreyn mit der Hartnäckigkeit der Demütigen. »Aiken-Lugonn ist vom Plenum seiner Vasallen gesetzmäßig gewählt worden, und er war der Erwählte von Mayvar Königsmacherin - auch wenn sein Blut fremd sein mag. Und was das angeht, so wird gesagt, er sei nicht von einer menschlichen Frau geboren, sondern durch ein Wunder der Alten Erde gezeugt.«
»Ein Retortenbaby, ausgetragen in einem künstlichen Mutterleib«, schalt der Schlachtenmeister. »Kein Wunder. Davon gibt es unter den Menschen viele.«
Moreyn ließ sich nicht stoppen. »Meine Lady Glanluil, die an meiner Stelle an dem Großen Liebesfest teilnahm, weil ich krank war, berichtet, daß der Inquisitor beim Hochzeitsmahl auf noch merkwürdigere Dinge anspielte. Er sagte - er sagte, sowohl der König - ich meine Aiken-Lugonn - als auch die Königin Mercy-Rosmar hätten echte Tanu-Gene in ihrem Keimplasma!«
»Aiken Drum soll mit uns verwandt sein? Chalikomist!« Aber der Schlachtenmeister fühlte sein Rückgrat gefrieren. Tatsache war, daß Mercy mehr Tanu- als menschliche Gene besaß. Diese Ungeheuerlichkeit war von Greg-Donnet bewiesen worden, lange bevor der Genetik-Meister abtrünnig wurde.
»Der Inquisitor ist ein Lebenswissenschaftler«, erwiderte Moreyn, »und er hat nach Konsultationen mit menschlichen Spezialisten großes Wissen um diese geheimen Dinge erworben. Er sagt, vor kurzem durchgeführte genetische Untersuchungen hätten gezeigt, daß bei buchstäblich allen Menschen hier im Vielfarbenen Land, die metapsychische Anlagen besitzen, Tanu- oder Firvulag-Gene vorherrschen. Da ist irgendeine mysteriöse Kraft am Werk; sie verknüpft unsere Rasse mit der der Geringen.«
»Unmöglich! Die direkten evolutionären Vorfahren der Menschheit sind die kleinen Ramapithecinae-Affen, die wir als Diener benutzen. Würden wir unser Blut durch eine Paarung mit Tieren besudeln? Niemals! Und diese niedrigen Hominiden werden noch fünf Millionen Jahre lang keine Intelligenz entwickeln. Lange vorher sind wir von diesem traurigen Planeten verschwunden.«
»Kann man sicher sein?« fragte Moreyn.
Zum Schweigen gebracht, dachte Nodonn an das rührende Paar ältlicher Menschen - die Rebellen-Generalin Angélique Guderian und ihren Gatten Claude, die er für ein paar Augenblicke gefangengehalten hatte, bevor er ihnen erlaubte, durch das Zeitportal in den Tod zu gehen. Der alte Mann hatte gewagt, ihm Trotz zu bieten. Auf den Befehl des Schlachtenmeisters: »Geht zurück, woher ihr gekommen seid!« hatte Claude eine verblüffende Antwort gehabt, die Nodonn jetzt nicht mehr paradox vorkam:
Du Narr. Wir sind von hier gekommen.
»Wahnsinn!« sagte Nodonn wütend.
Moreyn fuhr fort: »Diese Menschen haben Legenden. Mythen über Rassen von Alten, die Äonen vor der Zeit, als die Menschheit sich erhob, auf der Erde lebten - und die als bemitleidenswerte und verachtete Überreste noch in die Zeit unmittelbar vor dem Galaktischen Milieu hineinreichten. Die Menschen haben diesen Alten viele Namen gegeben: Dämonen, Feen, Götter, Riesen, Elfen. Aber überall auf der Erde waren die primitiven Menschen überzeugt, daß es die Alten gegeben habe. Und daß sie sich von Zeit zu Zeit mit Menschen paarten.«
»Wahnsinn!« wiederholte Nodonn. »Ich verbiete dir, weiter davon zu sprechen.« Unsicher stand er auf und schob mit dem Fuß Moreyns Mantel zur Seite. »Führe das Reserve-Chaliko an jenen Salzklumpen, damit ich ihn als Tritt zum Aufsteigen benutzen kann!«
Moreyn beeilte sich, das Tier zu bringen, doch er fühlte sich gezwungen, seine Rede zu beenden. »Ich halte das alles für unwahrscheinlich, Schlachtenmeister. Aber andere Tanu glauben daran, vor allem die Mischlinge. Die Legende, die Erklärung unserer Verwandtschaft mit der Menschheit, macht die bittere Pille des Aufstiegs der Geringen leichter zu schlucken.«
»Ich werde ihnen eine andere Medizin geben«, stellte Nodon fest. »Hol das Bündel mit der Rüstung und binde es an meinen Sattel! Weißt du, was darin ist? Das heilige Schwert! Die Waffe, die ich bei meiner ersten Konfrontation mit dem Usurpator geschwungen habe -und wieder und siegreich zu schwingen gedenke! Dann werden wir sehen, wer es wagt, von verlorenen Händen und Königen ohne hohe Geburt und Bastard-Nachkommen der Tanu zu quatschen, die aus ferner Zukunft zurückkehren, um sich mit ihren eigenen Vorfahren zu paaren!«
Der unglückliche Moreyn wand sich. Nodonns Körper glühte in einem zornigen Sonnengold, und sein Gleißen war fast
Weitere Kostenlose Bücher