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Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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nichts!«
    Die Wachen waren nähergetreten, und jetzt begannen sie, ihre Gefangene in Richtung auf Basil und die große Gruppe, die sich um ihn geschart hatte, abzuführen.
    »Jedenfalls ist sie wirklich menschlich«, rief Mr. Betsy hochbefriedigt aus. »Kein elender fremder Gestaltenwechsler!«
    »Natürlich bin ich menschlich«, jammerte die Frau. Sie stolperte. Taffy Evans, der das Lähmgewehr trug, klemmte es sich schnell unter den Arm und fing die Gefangene mit der freien Hand auf. Sie lächelte ihn an.
    »Halte das Husky auf sie gerichtet, Taff!« Die Inkarnation Königin Elizabeths ließ in der Wachsamkeit nicht nach. »Und wenn sie eine falsche Bewegung macht, schießt du!«
    »Na, na, Bets«, protestierte der Pilot.
    Nun geriet die Gefangene in den hellen Mondschein vor der Krankenstation, und sie sah so offenkundig harmlos aus, daß alle, sogar die bewaffneten Wachen, sich sichtlich entspannten. Sie hatte weiße Segeltuch-Shorts und ein unter der Brust geknotetes kariertes Baumwollhemd an. Ihr blondes Haar, von einem schmalen Band aus der Stirn gehalten, war sauber und glänzend. Auf dem Rücken hing ihr ein kleiner Rucksack für einen Tagesausflug. Trotz ihres verweinten Gesichts war sie von beinahe atemberaubender Schönheit.
    Basil trat vor. Der goldene Reif schimmerte im Halsausschnitt seiner offenen Safari-Bluse. Cloud Remillard kam direkt zu ihm und sagte: »Sie müssen Professor Wimborne sein!«
    »Es tut mir leid, ich hatte noch nicht das ...«, begann Basil instinktiv - und dann wurde er von schmerzlichem Kummer überwältigt, und er fragte sich, wie es ihm hatte passieren können, daß er Alice nicht erkannte. Alice mit dem langen Hals und den schelmischen Augen war aus dem Wunderland entwichen und drückte, Schweigen verlangend, den Zeigefinger gegen seine Lippen. Gleichzeitig dämpfte sie seine Gedanken, die sonst eine Warnung in den Äther geschrien und Häuptling Burke bei den Verborgenen Quellen alarmiert hätten.
    »O nein, das wirst du nicht tun«, sagte Cloud sanft. Ihre redigierende Kraft entrollte sich wie die vielfachen Tentakel eines Seesterns und faßten den Geist jedes einzelnen. Basil und seine Höllenhunde standen als hilflose Statuen unter dem Augustmond. Das Lähmgewehr und all die eisernen Waffen klirrten zu Boden. Tränen ohnmächtiger Wut glitzerten in den Augen Mr. Betsys, der abgesehen von dem unpassenden Schnurrbart und kleinen Spitzbart eine kostümierte Wachsfigur in Madame Tussauds Kabinett hätte sein können.
    Die beiden Ärzte, durch den zwingenden Befehl der Redakteurin von ihrem Patienten weggerissen, gesellten sich ihren in Bann geschlagenen Gefährten bei.
    »Sind noch welche da?« fragte Cloud die leere Luft, und die Atmosphäre verneinte. »Noch nicht!« erklärte die Frau in bestimmtem Ton. »Nicht solange er den Ring trägt und die geringste Möglichkeit einer Adrenalin-Überbrückung besteht.«
    Basil sah, daß sie den Rucksack abnahm und öffnete. Sie zog einen schweren Sprenggreifer heraus, wie ihn Yachtleute benutzen. Basil, dem jede Willenskraft abhanden gekommen war, kniete nieder und senkte den Kopf. Cloud schnitt den Halsring in einem Ansatz durch, und der Alpinist fiel bewußtlos zu Boden.
    »Gefahr vorbei«, sagte Cloud.
    Die gelähmten Menschen hätten aufgeschrien, wäre ihnen nicht die Kontrolle über ihre Stimmbänder geraubt worden. Vier große Phantome materialisierten sich im Mondschein und löschten das natürliche Licht mit dem Glanz ihrer Vitredur-Rüstungen. Zwei leuchteten im Krypton-Grün der Kreatoren, und einer war in den Natriumdampf der psychokinetischen Recken gekleidet. Der vierte jedoch, der hoch über den anderen aufragte, strahlte das blendende Gleißen der Mittagssonne aus. Die Piloten, die Techniker, die Ärzte und die Höllenhunde verzweifelten bei seinem Anblick: Nodonn, der unerbittliche Feind der Menschheit, der geschworen hatte, das Vielfarbene Land von allen Zeitreisenden zu säubern, koste es, was es wolle.
    »Du hast mir ein Versprechen gegeben«, mahnte Cloud Remillard.
    Und Apollo seufzte: »Ja.«
    So schickte die Frau alle Gefangenen mit einem schmerzlosen Stich ins Rückenmark in willkommene Schwärze. Sie alle, sogar der sich erholende Dougal, erwachten erst, als sie schon zwei Tage in den Verliesen von Afaliah gelegen hatten und der Kampf zwischen den rivalisierenden Schlachtenmeistern längst entschieden war.

7
    Mercy fand Sullivan-Tonn, wie er allein in einem unordentlichen Zimmer hoch oben im nordwestlichen

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